Nach vielen Widersprüchen und beschwerlichen Unterhandlungen kam es endlich dahin, daß Chur- brandenburg die Bisthümer Halberstadt, Minden, Camin, als weltliche Fürstenthümer, das Erzbis- thum Magdeburg aber als ein Herzogthum haben sollte. Nur letzteres behielt noch auf Zeitlebens der Sächsische Prinz August, der es schon als Ad- ministrator besaß. (Nach dessen hernach 1680. erfolgtem Tode bekam es der Churfürst erst würk- lich in Besitz.).
Unter der Schwedischen Gnugthuung war fer-VI. ner die Stadt Wismar, welche der Herzog von Mecklenburg abtreten mußte. Dafür wurden demselben die Bisthümer Schwerin und Ratzeburg als weltliche Fürstenthümer, nebst den Johanniter- Commenden Mirow und Nemerow, zur Vergü- tung gegeben.
Endlich waren etliche Prinzen vom HauseVII. Braunschweig-Lüneburg schon mit Coadjutorien auf die Erzbisthümer Magdeburg und Bremen und auf die Bisthümer Halberstadt und Ratzeburg ver- sehen gewesen. Die daraus erlangten Hoffnun- gen und Rechte giengen mit obigen Secularisatio- nen und Cessionen dieser Länder verlohren. Zu deren Vergütung wurde ausgemacht, daß im Bis- thume Osnabrück abwechselnd mit einem catholi- schen Bischofe immer einmal um das andere die Succession eines zu postulirenden jüngern Prinzen vom Hause Hannover statt finden sollte. Auch wurden die Klöster Walkenried und Gröningen dem Hause Braunschweig überlaßen. Und überdies, zwar nicht im Frieden selbst, aber doch in einer
gleich-
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2) Satisfact. u. Compenſationen.
Nach vielen Widerſpruͤchen und beſchwerlichen Unterhandlungen kam es endlich dahin, daß Chur- brandenburg die Biſthuͤmer Halberſtadt, Minden, Camin, als weltliche Fuͤrſtenthuͤmer, das Erzbis- thum Magdeburg aber als ein Herzogthum haben ſollte. Nur letzteres behielt noch auf Zeitlebens der Saͤchſiſche Prinz Auguſt, der es ſchon als Ad- miniſtrator beſaß. (Nach deſſen hernach 1680. erfolgtem Tode bekam es der Churfuͤrſt erſt wuͤrk- lich in Beſitz.).
Unter der Schwediſchen Gnugthuung war fer-VI. ner die Stadt Wismar, welche der Herzog von Mecklenburg abtreten mußte. Dafuͤr wurden demſelben die Biſthuͤmer Schwerin und Ratzeburg als weltliche Fuͤrſtenthuͤmer, nebſt den Johanniter- Commenden Mirow und Nemerow, zur Verguͤ- tung gegeben.
Endlich waren etliche Prinzen vom HauſeVII. Braunſchweig-Luͤneburg ſchon mit Coadjutorien auf die Erzbiſthuͤmer Magdeburg und Bremen und auf die Biſthuͤmer Halberſtadt und Ratzeburg ver- ſehen geweſen. Die daraus erlangten Hoffnun- gen und Rechte giengen mit obigen Seculariſatio- nen und Ceſſionen dieſer Laͤnder verlohren. Zu deren Verguͤtung wurde ausgemacht, daß im Bis- thume Osnabruͤck abwechſelnd mit einem catholi- ſchen Biſchofe immer einmal um das andere die Succeſſion eines zu poſtulirenden juͤngern Prinzen vom Hauſe Hannover ſtatt finden ſollte. Auch wurden die Kloͤſter Walkenried und Groͤningen dem Hauſe Braunſchweig uͤberlaßen. Und uͤberdies, zwar nicht im Frieden ſelbſt, aber doch in einer
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2) Satisfact. u. Compenſationen.
Nach vielen Widerſpruͤchen und beſchwerlichen
Unterhandlungen kam es endlich dahin, daß Chur-
brandenburg die Biſthuͤmer Halberſtadt, Minden,
Camin, als weltliche Fuͤrſtenthuͤmer, das Erzbis-
thum Magdeburg aber als ein Herzogthum haben
ſollte. Nur letzteres behielt noch auf Zeitlebens
der Saͤchſiſche Prinz Auguſt, der es ſchon als Ad-
miniſtrator beſaß. (Nach deſſen hernach 1680.
erfolgtem Tode bekam es der Churfuͤrſt erſt wuͤrk-
lich in Beſitz.).
Unter der Schwediſchen Gnugthuung war fer-
ner die Stadt Wismar, welche der Herzog von
Mecklenburg abtreten mußte. Dafuͤr wurden
demſelben die Biſthuͤmer Schwerin und Ratzeburg
als weltliche Fuͤrſtenthuͤmer, nebſt den Johanniter-
Commenden Mirow und Nemerow, zur Verguͤ-
tung gegeben.
VI.
Endlich waren etliche Prinzen vom Hauſe
Braunſchweig-Luͤneburg ſchon mit Coadjutorien
auf die Erzbiſthuͤmer Magdeburg und Bremen und
auf die Biſthuͤmer Halberſtadt und Ratzeburg ver-
ſehen geweſen. Die daraus erlangten Hoffnun-
gen und Rechte giengen mit obigen Seculariſatio-
nen und Ceſſionen dieſer Laͤnder verlohren. Zu
deren Verguͤtung wurde ausgemacht, daß im Bis-
thume Osnabruͤck abwechſelnd mit einem catholi-
ſchen Biſchofe immer einmal um das andere die
Succeſſion eines zu poſtulirenden juͤngern Prinzen
vom Hauſe Hannover ſtatt finden ſollte. Auch
wurden die Kloͤſter Walkenried und Groͤningen dem
Hauſe Braunſchweig uͤberlaßen. Und uͤberdies,
zwar nicht im Frieden ſelbſt, aber doch in einer
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/99>, abgerufen am 16.02.2025.
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