Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.7) Ferd. II. u. III. 30. jähr. Kr. bis 1648. Verschiedene Puncte wurden schon ganz anders ge-fasset, als es nach dem Sinne des kaiserlichen Ho- fes hätte gefasset werden sollen. Insonderheit was den Ort betraf, wo allenfalls die Friedenshandlun- gen mit den beiden Kronen Frankreich und Schwe- den vorgenommen werden sollten, hatte schon Ferdi- nand der II. die Sache so einzuleiten gesucht, daß mit Frankreich zu Cölln unter päbstlicher, mit Schweden zu Hamburg oder Lübeck unter Dänischer Vermitte- lung die Unterhandlungen vor sich gehen sollten. Wegen allerley Collisionen, die zwischen den päbst- lichen und protestantischen Botschaftern entstehen möchten, schien es nicht wohl thunlich, den Friedens- congreß nur an einem Orte zu eröffnen. Zu Wien brachte man aber gern zwey von einander entfernte Orte in Vorschlag, um desto eher die beiden Kronen in den Friedenshandlungen von einander trennen zu können, und allenfalls nur mit einer mit Zurücksetzung der andern zu schließen. Zu Cölln fanden sich auch schon päbstliche, kaiserliche und Spanische Gesandten ein. Allein der Französische Gesandte, Comte d'Avaux, gieng vielmehr nach Hamburg, wo nebst dem Schwedischen Gesandten Johann Salvius auch schon drey kaiserliche Gesandten waren. Nun wur- den selbst im Reichsabschiede an statt Cölln und Lü- beck die Städte Münster und Osnabrück, die nur wenige Meilen von einander entlegen waren, zu den zweyerley Friedenscongressen bestimmt. Auch mußte schon nachgegeben werden, daß auch Reichsstände sowohl einzeln als insgesammt bey den Friedenshand- lungen erscheinen könnten, und daß über die Be- schwerden der Reichsstände und des Justitzwesens halber ein besonderer Reichsdeputationstag gehalten werden sollte. Auf
7) Ferd. II. u. III. 30. jaͤhr. Kr. bis 1648. Verſchiedene Puncte wurden ſchon ganz anders ge-faſſet, als es nach dem Sinne des kaiſerlichen Ho- fes haͤtte gefaſſet werden ſollen. Inſonderheit was den Ort betraf, wo allenfalls die Friedenshandlun- gen mit den beiden Kronen Frankreich und Schwe- den vorgenommen werden ſollten, hatte ſchon Ferdi- nand der II. die Sache ſo einzuleiten geſucht, daß mit Frankreich zu Coͤlln unter paͤbſtlicher, mit Schweden zu Hamburg oder Luͤbeck unter Daͤniſcher Vermitte- lung die Unterhandlungen vor ſich gehen ſollten. Wegen allerley Colliſionen, die zwiſchen den paͤbſt- lichen und proteſtantiſchen Botſchaftern entſtehen moͤchten, ſchien es nicht wohl thunlich, den Friedens- congreß nur an einem Orte zu eroͤffnen. Zu Wien brachte man aber gern zwey von einander entfernte Orte in Vorſchlag, um deſto eher die beiden Kronen in den Friedenshandlungen von einander trennen zu koͤnnen, und allenfalls nur mit einer mit Zuruͤckſetzung der andern zu ſchließen. Zu Coͤlln fanden ſich auch ſchon paͤbſtliche, kaiſerliche und Spaniſche Geſandten ein. Allein der Franzoͤſiſche Geſandte, Comte d’Avaux, gieng vielmehr nach Hamburg, wo nebſt dem Schwediſchen Geſandten Johann Salvius auch ſchon drey kaiſerliche Geſandten waren. Nun wur- den ſelbſt im Reichsabſchiede an ſtatt Coͤlln und Luͤ- beck die Staͤdte Muͤnſter und Osnabruͤck, die nur wenige Meilen von einander entlegen waren, zu den zweyerley Friedenscongreſſen beſtimmt. Auch mußte ſchon nachgegeben werden, daß auch Reichsſtaͤnde ſowohl einzeln als insgeſammt bey den Friedenshand- lungen erſcheinen koͤnnten, und daß uͤber die Be- ſchwerden der Reichsſtaͤnde und des Juſtitzweſens halber ein beſonderer Reichsdeputationstag gehalten werden ſollte. Auf
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7) Ferd. II. u. III. 30. jaͤhr. Kr. bis 1648.
Verſchiedene Puncte wurden ſchon ganz anders ge-
faſſet, als es nach dem Sinne des kaiſerlichen Ho-
fes haͤtte gefaſſet werden ſollen. Inſonderheit was
den Ort betraf, wo allenfalls die Friedenshandlun-
gen mit den beiden Kronen Frankreich und Schwe-
den vorgenommen werden ſollten, hatte ſchon Ferdi-
nand der II. die Sache ſo einzuleiten geſucht, daß mit
Frankreich zu Coͤlln unter paͤbſtlicher, mit Schweden
zu Hamburg oder Luͤbeck unter Daͤniſcher Vermitte-
lung die Unterhandlungen vor ſich gehen ſollten.
Wegen allerley Colliſionen, die zwiſchen den paͤbſt-
lichen und proteſtantiſchen Botſchaftern entſtehen
moͤchten, ſchien es nicht wohl thunlich, den Friedens-
congreß nur an einem Orte zu eroͤffnen. Zu Wien
brachte man aber gern zwey von einander entfernte
Orte in Vorſchlag, um deſto eher die beiden Kronen
in den Friedenshandlungen von einander trennen zu
koͤnnen, und allenfalls nur mit einer mit Zuruͤckſetzung
der andern zu ſchließen. Zu Coͤlln fanden ſich auch
ſchon paͤbſtliche, kaiſerliche und Spaniſche Geſandten
ein. Allein der Franzoͤſiſche Geſandte, Comte
d’Avaux, gieng vielmehr nach Hamburg, wo nebſt
dem Schwediſchen Geſandten Johann Salvius auch
ſchon drey kaiſerliche Geſandten waren. Nun wur-
den ſelbſt im Reichsabſchiede an ſtatt Coͤlln und Luͤ-
beck die Staͤdte Muͤnſter und Osnabruͤck, die nur
wenige Meilen von einander entlegen waren, zu den
zweyerley Friedenscongreſſen beſtimmt. Auch mußte
ſchon nachgegeben werden, daß auch Reichsſtaͤnde
ſowohl einzeln als insgeſammt bey den Friedenshand-
lungen erſcheinen koͤnnten, und daß uͤber die Be-
ſchwerden der Reichsſtaͤnde und des Juſtitzweſens
halber ein beſonderer Reichsdeputationstag gehalten
werden ſollte.
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Zitationshilfe: | Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/89>, abgerufen am 16.02.2025. |