Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.VI. Neuere Z. Ferd. I--III. 1558-1648. dern auch mit Durchgehung der wichtigsten ein-zelnen Hoheitsrechte, als der gesetzgebenden Ge- walt, des Rechts in Ansehung der Religion, Kriegs und Friedens, Justitzwesens, Steuerwesens, Mün- ze u. s. w. In allem bemühet er sich die irrigen Vorstellungen der bisherigen Schriftsteller und Staatsmänner, und zugleich die wahren Gebre- chen der Teutschen Reichsverfassung mit ihren Quellen und Ursachen an Tag zu legen. Dann thut er aber auch Vorschläge, wie denselben abzu- helfen sey; -- aber mit unter so abscheuliche Vor- schläge, daß er so gar in die Worte ausbricht: Man solle gegen die Kinder des verstorbenen Ty- rannen (so nennt er Ferdinand den II.) gesammter Hand die Waffen ergreifen, sein ganzes Haus vom Teutschen Boden vertreiben, und seine Län- der confisciren. Am Ende sagt er: "Viele, die das Herz nicht am rechten Orte haben, werden sich wundern, daß wir selbst gegen den Kaiser die Feder führen. Aber schon lange sind wir bereit gewesen, gegen jenes unserm Vaterlande und altväterlicher Freyheit so gefährliches Haus, so lange sich noch eine Ader in uns reget, mit der Feder oder mit dem Schwerdte zu fechten. Man nehme uns das Leben, den Himmel wird man uns doch nicht rauben; und so werden wir doch frey vom Joche die Welt verlaßen" etc. V. Im ersten Abdruck erschien das Buch 1640. hatte
VI. Neuere Z. Ferd. I—III. 1558-1648. dern auch mit Durchgehung der wichtigſten ein-zelnen Hoheitsrechte, als der geſetzgebenden Ge- walt, des Rechts in Anſehung der Religion, Kriegs und Friedens, Juſtitzweſens, Steuerweſens, Muͤn- ze u. ſ. w. In allem bemuͤhet er ſich die irrigen Vorſtellungen der bisherigen Schriftſteller und Staatsmaͤnner, und zugleich die wahren Gebre- chen der Teutſchen Reichsverfaſſung mit ihren Quellen und Urſachen an Tag zu legen. Dann thut er aber auch Vorſchlaͤge, wie denſelben abzu- helfen ſey; — aber mit unter ſo abſcheuliche Vor- ſchlaͤge, daß er ſo gar in die Worte ausbricht: Man ſolle gegen die Kinder des verſtorbenen Ty- rannen (ſo nennt er Ferdinand den II.) geſammter Hand die Waffen ergreifen, ſein ganzes Haus vom Teutſchen Boden vertreiben, und ſeine Laͤn- der confiſciren. Am Ende ſagt er: ”Viele, die das Herz nicht am rechten Orte haben, werden ſich wundern, daß wir ſelbſt gegen den Kaiſer die Feder fuͤhren. Aber ſchon lange ſind wir bereit geweſen, gegen jenes unſerm Vaterlande und altvaͤterlicher Freyheit ſo gefaͤhrliches Haus, ſo lange ſich noch eine Ader in uns reget, mit der Feder oder mit dem Schwerdte zu fechten. Man nehme uns das Leben, den Himmel wird man uns doch nicht rauben; und ſo werden wir doch frey vom Joche die Welt verlaßen” ꝛc. V. Im erſten Abdruck erſchien das Buch 1640. hatte
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VI. Neuere Z. Ferd. I—III. 1558-1648.
dern auch mit Durchgehung der wichtigſten ein-
zelnen Hoheitsrechte, als der geſetzgebenden Ge-
walt, des Rechts in Anſehung der Religion, Kriegs
und Friedens, Juſtitzweſens, Steuerweſens, Muͤn-
ze u. ſ. w. In allem bemuͤhet er ſich die irrigen
Vorſtellungen der bisherigen Schriftſteller und
Staatsmaͤnner, und zugleich die wahren Gebre-
chen der Teutſchen Reichsverfaſſung mit ihren
Quellen und Urſachen an Tag zu legen. Dann
thut er aber auch Vorſchlaͤge, wie denſelben abzu-
helfen ſey; — aber mit unter ſo abſcheuliche Vor-
ſchlaͤge, daß er ſo gar in die Worte ausbricht:
Man ſolle gegen die Kinder des verſtorbenen Ty-
rannen (ſo nennt er Ferdinand den II.) geſammter
Hand die Waffen ergreifen, ſein ganzes Haus
vom Teutſchen Boden vertreiben, und ſeine Laͤn-
der confiſciren. Am Ende ſagt er: ”Viele, die
das Herz nicht am rechten Orte haben, werden ſich
wundern, daß wir ſelbſt gegen den Kaiſer die Feder
fuͤhren. Aber ſchon lange ſind wir bereit geweſen,
gegen jenes unſerm Vaterlande und altvaͤterlicher
Freyheit ſo gefaͤhrliches Haus, ſo lange ſich noch
eine Ader in uns reget, mit der Feder oder mit
dem Schwerdte zu fechten. Man nehme uns das
Leben, den Himmel wird man uns doch nicht
rauben; und ſo werden wir doch frey vom Joche
die Welt verlaßen” ꝛc.
Im erſten Abdruck erſchien das Buch 1640.
zu Stettin in Quart, unter dem verkappten Namen:
Hippolithus a Lapide. Der Wendiſche Name
Chemnitz ſoll einen Stein bedeuten; der Vorname
Philipp war nur mit wenigen Veraͤnderungen der
Buchſtaben in Hippolithus verwandelt. Alſo
hatte
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