Die Diversion, die inzwischen der Cardinal Richelieu wegen der Succession in dem eben er- ledigten Herzogthum Mantua in Italien veranlaßt hatte, und der Friede, den hierauf der Kaiser am 12. May 1629. zu Lübeck mit dem Könige in Dänemark schloß, machten in allem dem so we- nig Aenderung, daß der König vielmehr sich an- heischig machen mußte, der Teutschen Reichssachen sich nicht weiter, als in Ansehung des Herzog- thums Holstein, annehmen zu wollen. Selbst die Herzoge von Mecklenburg, die unter dem Vor- wande, weil sie Dänische Völker in ihrem Lande aufgenommen hatten, in die Acht erkläret waren, und deren Herzogthum der Kaiser so gar dem Ge- neral Wallenstein verliehen hatte, wurden nicht einmal im Lübecker Frieden mit eingeschlossen.
VI.
Der einzige König in Schweden blieb noch übrig, dem alle diese Unternehmungen nicht gleich- gültig seyn konnten. Allein den achtete man zu Wien so wenig, daß vielmehr gerade gegen ihn noch die Hauptabsicht dahin gieng, in dem Kriege, den er mit den Polen führte, den letzteren bey- zustehen, und allenfalls mit einer Flotte auf der Ostsee selbst in Schweden einzubrechen. So weit war der Kaiser entfernt, Gustav Adolfen auch nur als König in Schweden zu erkennen, und auch nur seine Gesandten zu den Lübeckischen Friedens- handlungen zuzulaßen.
VII.
Doch eben dieser Gustav Adolf war es, der allein noch zur Rettung der Teutschen Freyheit und der evangelischen Religion bestimmt zu seyn schien. Durch einen von Richelieu bewirkten sechsjähri-
gen
VI. Neuere Z. Ferd. I—III. 1558-1648.
V.
Die Diverſion, die inzwiſchen der Cardinal Richelieu wegen der Succeſſion in dem eben er- ledigten Herzogthum Mantua in Italien veranlaßt hatte, und der Friede, den hierauf der Kaiſer am 12. May 1629. zu Luͤbeck mit dem Koͤnige in Daͤnemark ſchloß, machten in allem dem ſo we- nig Aenderung, daß der Koͤnig vielmehr ſich an- heiſchig machen mußte, der Teutſchen Reichsſachen ſich nicht weiter, als in Anſehung des Herzog- thums Holſtein, annehmen zu wollen. Selbſt die Herzoge von Mecklenburg, die unter dem Vor- wande, weil ſie Daͤniſche Voͤlker in ihrem Lande aufgenommen hatten, in die Acht erklaͤret waren, und deren Herzogthum der Kaiſer ſo gar dem Ge- neral Wallenſtein verliehen hatte, wurden nicht einmal im Luͤbecker Frieden mit eingeſchloſſen.
VI.
Der einzige Koͤnig in Schweden blieb noch uͤbrig, dem alle dieſe Unternehmungen nicht gleich- guͤltig ſeyn konnten. Allein den achtete man zu Wien ſo wenig, daß vielmehr gerade gegen ihn noch die Hauptabſicht dahin gieng, in dem Kriege, den er mit den Polen fuͤhrte, den letzteren bey- zuſtehen, und allenfalls mit einer Flotte auf der Oſtſee ſelbſt in Schweden einzubrechen. So weit war der Kaiſer entfernt, Guſtav Adolfen auch nur als Koͤnig in Schweden zu erkennen, und auch nur ſeine Geſandten zu den Luͤbeckiſchen Friedens- handlungen zuzulaßen.
VII.
Doch eben dieſer Guſtav Adolf war es, der allein noch zur Rettung der Teutſchen Freyheit und der evangeliſchen Religion beſtimmt zu ſeyn ſchien. Durch einen von Richelieu bewirkten ſechsjaͤhri-
gen
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VI. Neuere Z. Ferd. I—III. 1558-1648.
Die Diverſion, die inzwiſchen der Cardinal
Richelieu wegen der Succeſſion in dem eben er-
ledigten Herzogthum Mantua in Italien veranlaßt
hatte, und der Friede, den hierauf der Kaiſer am
12. May 1629. zu Luͤbeck mit dem Koͤnige in
Daͤnemark ſchloß, machten in allem dem ſo we-
nig Aenderung, daß der Koͤnig vielmehr ſich an-
heiſchig machen mußte, der Teutſchen Reichsſachen
ſich nicht weiter, als in Anſehung des Herzog-
thums Holſtein, annehmen zu wollen. Selbſt die
Herzoge von Mecklenburg, die unter dem Vor-
wande, weil ſie Daͤniſche Voͤlker in ihrem Lande
aufgenommen hatten, in die Acht erklaͤret waren,
und deren Herzogthum der Kaiſer ſo gar dem Ge-
neral Wallenſtein verliehen hatte, wurden nicht
einmal im Luͤbecker Frieden mit eingeſchloſſen.
Der einzige Koͤnig in Schweden blieb noch
uͤbrig, dem alle dieſe Unternehmungen nicht gleich-
guͤltig ſeyn konnten. Allein den achtete man zu
Wien ſo wenig, daß vielmehr gerade gegen ihn
noch die Hauptabſicht dahin gieng, in dem Kriege,
den er mit den Polen fuͤhrte, den letzteren bey-
zuſtehen, und allenfalls mit einer Flotte auf der
Oſtſee ſelbſt in Schweden einzubrechen. So weit
war der Kaiſer entfernt, Guſtav Adolfen auch nur
als Koͤnig in Schweden zu erkennen, und auch
nur ſeine Geſandten zu den Luͤbeckiſchen Friedens-
handlungen zuzulaßen.
Doch eben dieſer Guſtav Adolf war es, der
allein noch zur Rettung der Teutſchen Freyheit und
der evangeliſchen Religion beſtimmt zu ſeyn ſchien.
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/80>, abgerufen am 22.11.2024.
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