Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.6) Ferd. II. 30. jähr. Kr. bis 1635. Kriegsrüstungen in die Hände geworfen hatte, am27. Aug. 1626. bey Lutter am Barenberge von Tilly geschlagen war; ergieng endlich am 6. März 1629. ein schon geraume Zeit in Bereitschaft ge- haltenes förmliches Restitutionsedict, vermöge dessen alles, was von Stiftern oder Klöstern und Kirchen, nach der Catholischen Meynung wider- rechtlich, in evangelische Hände gekommen war, auf catholischen Fuß wieder hergestellt werden sollte. Auch sollten catholische Stände an der in ihren Lan- den vorzunehmenden Reformation nicht gehindert, und überall keine andere als der ungeänderten Augs- burgischen Confession Verwandte geduldet werden. Die Vollziehung dieses Edicts folgte, so weit man reichen konnte, bald auf dem Fuße nach. Unter andern wurden jetzt dem Erzherzoge Leopold Wil- helm, dem der Erzherzog Leopold schon 1625. die Bisthümer Straßburg und Passau resignirt hatte, nicht nur das Bisthum Halberstadt und die Abtey Hirschfeld eingeräumt, sondern auch das Erzbis- thum Magdeburg, mit Hindansetzung des daselbst an statt des bisherigen Administrators postulirten Sächsischen Prinzen Augusts, vom Pabste ange- wiesen. Ueberhaupt konnten die Protestanten aus damaligen jesuitischen Schriften (f) am besten ab- nehmen, was sie noch ferner zu erwarten hatten. Die (f) Insonderheit gehört hieher Pacis composi- tio ICtorum Dillingensium, Dilling. 1629. 4. und ein sonderbarer Schriftwechsel, den die "Ver- "theidigung der evangelischen Stände Augapfels, "nehmlich der A. C. und des Religionsfriedens," (Lpz. 1628 4.) veranlaßte, als Brill auf den evan- gelischen Augapfel, Brillenputzer, Ausputzer des Brillenputzers u. s. w. Mein Handb. der Reichshist. Th. 1. S. 653. C 3
6) Ferd. II. 30. jaͤhr. Kr. bis 1635. Kriegsruͤſtungen in die Haͤnde geworfen hatte, am27. Aug. 1626. bey Lutter am Barenberge von Tilly geſchlagen war; ergieng endlich am 6. Maͤrz 1629. ein ſchon geraume Zeit in Bereitſchaft ge- haltenes foͤrmliches Reſtitutionsedict, vermoͤge deſſen alles, was von Stiftern oder Kloͤſtern und Kirchen, nach der Catholiſchen Meynung wider- rechtlich, in evangeliſche Haͤnde gekommen war, auf catholiſchen Fuß wieder hergeſtellt werden ſollte. Auch ſollten catholiſche Staͤnde an der in ihren Lan- den vorzunehmenden Reformation nicht gehindert, und uͤberall keine andere als der ungeaͤnderten Augs- burgiſchen Confeſſion Verwandte geduldet werden. Die Vollziehung dieſes Edicts folgte, ſo weit man reichen konnte, bald auf dem Fuße nach. Unter andern wurden jetzt dem Erzherzoge Leopold Wil- helm, dem der Erzherzog Leopold ſchon 1625. die Biſthuͤmer Straßburg und Paſſau reſignirt hatte, nicht nur das Biſthum Halberſtadt und die Abtey Hirſchfeld eingeraͤumt, ſondern auch das Erzbis- thum Magdeburg, mit Hindanſetzung des daſelbſt an ſtatt des bisherigen Adminiſtrators poſtulirten Saͤchſiſchen Prinzen Auguſts, vom Pabſte ange- wieſen. Ueberhaupt konnten die Proteſtanten aus damaligen jeſuitiſchen Schriften (f) am beſten ab- nehmen, was ſie noch ferner zu erwarten hatten. Die (f) Inſonderheit gehoͤrt hieher Pacis compoſi- tio ICtorum Dillingenſium, Dilling. 1629. 4. und ein ſonderbarer Schriftwechſel, den die ”Ver- „theidigung der evangeliſchen Staͤnde Augapfels, „nehmlich der A. C. und des Religionsfriedens,” (Lpz. 1628 4.) veranlaßte, als Brill auf den evan- geliſchen Augapfel, Brillenputzer, Ausputzer des Brillenputzers u. ſ. w. Mein Handb. der Reichshiſt. Th. 1. S. 653. C 3
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27. Aug. 1626. bey Lutter am Barenberge von
Tilly geſchlagen war; ergieng endlich am 6. Maͤrz
1629. ein ſchon geraume Zeit in Bereitſchaft ge-
haltenes foͤrmliches Reſtitutionsedict, vermoͤge
deſſen alles, was von Stiftern oder Kloͤſtern und
Kirchen, nach der Catholiſchen Meynung wider-
rechtlich, in evangeliſche Haͤnde gekommen war,
auf catholiſchen Fuß wieder hergeſtellt werden ſollte.
Auch ſollten catholiſche Staͤnde an der in ihren Lan-
den vorzunehmenden Reformation nicht gehindert,
und uͤberall keine andere als der ungeaͤnderten Augs-
burgiſchen Confeſſion Verwandte geduldet werden.
Die Vollziehung dieſes Edicts folgte, ſo weit man
reichen konnte, bald auf dem Fuße nach. Unter
andern wurden jetzt dem Erzherzoge Leopold Wil-
helm, dem der Erzherzog Leopold ſchon 1625. die
Biſthuͤmer Straßburg und Paſſau reſignirt hatte,
nicht nur das Biſthum Halberſtadt und die Abtey
Hirſchfeld eingeraͤumt, ſondern auch das Erzbis-
thum Magdeburg, mit Hindanſetzung des daſelbſt
an ſtatt des bisherigen Adminiſtrators poſtulirten
Saͤchſiſchen Prinzen Auguſts, vom Pabſte ange-
wieſen. Ueberhaupt konnten die Proteſtanten aus
damaligen jeſuitiſchen Schriften (f) am beſten ab-
nehmen, was ſie noch ferner zu erwarten hatten.
Die
(f) Inſonderheit gehoͤrt hieher Pacis compoſi-
tio ICtorum Dillingenſium, Dilling. 1629. 4.
und ein ſonderbarer Schriftwechſel, den die ”Ver-
„theidigung der evangeliſchen Staͤnde Augapfels,
„nehmlich der A. C. und des Religionsfriedens,”
(Lpz. 1628 4.) veranlaßte, als Brill auf den evan-
geliſchen Augapfel, Brillenputzer, Ausputzer des
Brillenputzers u. ſ. w. Mein Handb. der Reichshiſt.
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Zitationshilfe: | Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/79>, abgerufen am 16.02.2025. |