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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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3) Rud. II. neue Relig. Unruhen.
lichkeiten, die schon seit dem Jahre 1568. hier
zum Ausbruch gekommen waren, einen solchen
Fortgang, daß erst nach einem 80. jährigen Kriege
diese Sache zum Frieden kam. Bis dahin war
sehr natürlich, daß diese Niederländische Unru-
hen
sich oft in Teutsche Sachen verflochten. Den
Teutschen Protestanten konnte das Schicksal der
Niederländer nicht gleichgültig seyn. Der kaiser-
liche Hof und der catholische Religionstheil hielten
es meist mit der Krone Spanien. So fanden
beide Theile bey jeder Gelegenheit eine gewisse
Willfährigkeit zu gegenseitigen Unterstützungen.

Für die Protestanten war es ein großes Un-II.
glück, daß die theologischen Streitigkeiten, die sich
schon zwischen Luthern und Zwingli hervorgethan
hatten, durch Johann Calvin zu Genf noch viel
weiter getrieben wurden, und nach Melanchthons
Tode unter den Theologen in Ober- und Nieder-
sachsen in große Gährungen ausbrachen, denen
man nur dadurch abhelfen zu können glaubte, wenn
man sich über ein neues symbolisches Buch ver-
einigte, zu dem sich alle Kirchen- und Schuldiener
der evangelischen Kirche bekennen sollten. Ein sol-
ches Concordienbuch, wie man es nannte, wo-
zu ein Tübingischer Theologe, Jacob Andreä, den
Hauptentwurf gemacht hatte, brachte man nach
mühsamen Unterhandlungen mehrerer Jahre im
Jahre 1580. im Kloster Bergen bey Magdeburg
zu Stande. Man setzte darin über alle Sätze,
die unter den Theologen von beiden Partheyen
bisher bestritten waren, solche Bestimmungen fest,
daß dadurch zwischen Lutherischen und Reformir-
ten beynahe eben eine solche Scheidewand gezogen

wur-

3) Rud. II. neue Relig. Unruhen.
lichkeiten, die ſchon ſeit dem Jahre 1568. hier
zum Ausbruch gekommen waren, einen ſolchen
Fortgang, daß erſt nach einem 80. jaͤhrigen Kriege
dieſe Sache zum Frieden kam. Bis dahin war
ſehr natuͤrlich, daß dieſe Niederlaͤndiſche Unru-
hen
ſich oft in Teutſche Sachen verflochten. Den
Teutſchen Proteſtanten konnte das Schickſal der
Niederlaͤnder nicht gleichguͤltig ſeyn. Der kaiſer-
liche Hof und der catholiſche Religionstheil hielten
es meiſt mit der Krone Spanien. So fanden
beide Theile bey jeder Gelegenheit eine gewiſſe
Willfaͤhrigkeit zu gegenſeitigen Unterſtuͤtzungen.

Fuͤr die Proteſtanten war es ein großes Un-II.
gluͤck, daß die theologiſchen Streitigkeiten, die ſich
ſchon zwiſchen Luthern und Zwingli hervorgethan
hatten, durch Johann Calvin zu Genf noch viel
weiter getrieben wurden, und nach Melanchthons
Tode unter den Theologen in Ober- und Nieder-
ſachſen in große Gaͤhrungen ausbrachen, denen
man nur dadurch abhelfen zu koͤnnen glaubte, wenn
man ſich uͤber ein neues ſymboliſches Buch ver-
einigte, zu dem ſich alle Kirchen- und Schuldiener
der evangeliſchen Kirche bekennen ſollten. Ein ſol-
ches Concordienbuch, wie man es nannte, wo-
zu ein Tuͤbingiſcher Theologe, Jacob Andreaͤ, den
Hauptentwurf gemacht hatte, brachte man nach
muͤhſamen Unterhandlungen mehrerer Jahre im
Jahre 1580. im Kloſter Bergen bey Magdeburg
zu Stande. Man ſetzte darin uͤber alle Saͤtze,
die unter den Theologen von beiden Partheyen
bisher beſtritten waren, ſolche Beſtimmungen feſt,
daß dadurch zwiſchen Lutheriſchen und Reformir-
ten beynahe eben eine ſolche Scheidewand gezogen

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[15/0057] 3) Rud. II. neue Relig. Unruhen. lichkeiten, die ſchon ſeit dem Jahre 1568. hier zum Ausbruch gekommen waren, einen ſolchen Fortgang, daß erſt nach einem 80. jaͤhrigen Kriege dieſe Sache zum Frieden kam. Bis dahin war ſehr natuͤrlich, daß dieſe Niederlaͤndiſche Unru- hen ſich oft in Teutſche Sachen verflochten. Den Teutſchen Proteſtanten konnte das Schickſal der Niederlaͤnder nicht gleichguͤltig ſeyn. Der kaiſer- liche Hof und der catholiſche Religionstheil hielten es meiſt mit der Krone Spanien. So fanden beide Theile bey jeder Gelegenheit eine gewiſſe Willfaͤhrigkeit zu gegenſeitigen Unterſtuͤtzungen. Fuͤr die Proteſtanten war es ein großes Un- gluͤck, daß die theologiſchen Streitigkeiten, die ſich ſchon zwiſchen Luthern und Zwingli hervorgethan hatten, durch Johann Calvin zu Genf noch viel weiter getrieben wurden, und nach Melanchthons Tode unter den Theologen in Ober- und Nieder- ſachſen in große Gaͤhrungen ausbrachen, denen man nur dadurch abhelfen zu koͤnnen glaubte, wenn man ſich uͤber ein neues ſymboliſches Buch ver- einigte, zu dem ſich alle Kirchen- und Schuldiener der evangeliſchen Kirche bekennen ſollten. Ein ſol- ches Concordienbuch, wie man es nannte, wo- zu ein Tuͤbingiſcher Theologe, Jacob Andreaͤ, den Hauptentwurf gemacht hatte, brachte man nach muͤhſamen Unterhandlungen mehrerer Jahre im Jahre 1580. im Kloſter Bergen bey Magdeburg zu Stande. Man ſetzte darin uͤber alle Saͤtze, die unter den Theologen von beiden Partheyen bisher beſtritten waren, ſolche Beſtimmungen feſt, daß dadurch zwiſchen Lutheriſchen und Reformir- ten beynahe eben eine ſolche Scheidewand gezogen wur- II.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/57>, abgerufen am 22.11.2024.