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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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X. Carl der VI. 1711-1740.

XII.

Das letzte Commissionsdecret, so unter die-
ser kaiserlichen Regierung am 11. Oct. 1740. an
das Reich erlaßen wurde, betraf eine Streitig-
keit des Berliner Hofes mit dem Bischofe von
Lüttich wegen der Hoheit über die im Lüttichischen
gelegene Herrschaft Herstall, welche dem Hause
Brandenburg aus der Oranischen Verlaßenschaft
zugefallen war. Der König Friedrich der II.,
der am 31. May 1740. zur Regierung gekommen
war, hatte im Sept. 1740. 1200. Grenadiere
und 200. Dragoner ins Lüttichische einrücken
laßen. Der Bischof klagte deshalb über Land-
friedensbruch, und erhielt ein kaiserliches Abmah-
nungsschreiben. "Weil aber diese Begebenheit
von einer Natur sey, daß sie aus mehreren Be-
trachtungen das ganze Reich mit anzutreffen ge-
achtet werden müße," so, hieß es in obigem
Commissionsdecrete, "habe der Kaiser nach dem
Beyspiele seiner Vorfahren und ohne Abbruch sei-
nes oberstrichterlichen Amtes nicht anstehen wol-
len, sich zugleich bey den Ständen des Reichs,
der Sache ungemeiner Wichtigkeit nach, Raths
zu erholen, und ein nach des Vaterlandes Wohl-
fahrt und dessen Grundgesetzen ausgemessenes
standhaftes Gutachten von ihnen abzufordern" (e).
Die Sache selbst ward hernach (1741.) vergli-
chen, und die Herrschaft dem Hochstifte Lüttich
käuflich überlaßen (f).



(e) Pachner von Eggenstorf Reichsschlüsse Th.
4. S. 689.
(f) Büschings Erdbeschreibung Th. 3. (Aufl.
6.) S. 841.
X. Carl der VI. 1711-1740.

XII.

Das letzte Commiſſionsdecret, ſo unter die-
ſer kaiſerlichen Regierung am 11. Oct. 1740. an
das Reich erlaßen wurde, betraf eine Streitig-
keit des Berliner Hofes mit dem Biſchofe von
Luͤttich wegen der Hoheit uͤber die im Luͤttichiſchen
gelegene Herrſchaft Herſtall, welche dem Hauſe
Brandenburg aus der Oraniſchen Verlaßenſchaft
zugefallen war. Der Koͤnig Friedrich der II.,
der am 31. May 1740. zur Regierung gekommen
war, hatte im Sept. 1740. 1200. Grenadiere
und 200. Dragoner ins Luͤttichiſche einruͤcken
laßen. Der Biſchof klagte deshalb uͤber Land-
friedensbruch, und erhielt ein kaiſerliches Abmah-
nungsſchreiben. ”Weil aber dieſe Begebenheit
von einer Natur ſey, daß ſie aus mehreren Be-
trachtungen das ganze Reich mit anzutreffen ge-
achtet werden muͤße,” ſo, hieß es in obigem
Commiſſionsdecrete, ”habe der Kaiſer nach dem
Beyſpiele ſeiner Vorfahren und ohne Abbruch ſei-
nes oberſtrichterlichen Amtes nicht anſtehen wol-
len, ſich zugleich bey den Staͤnden des Reichs,
der Sache ungemeiner Wichtigkeit nach, Raths
zu erholen, und ein nach des Vaterlandes Wohl-
fahrt und deſſen Grundgeſetzen ausgemeſſenes
ſtandhaftes Gutachten von ihnen abzufordern” (e).
Die Sache ſelbſt ward hernach (1741.) vergli-
chen, und die Herrſchaft dem Hochſtifte Luͤttich
kaͤuflich uͤberlaßen (f).



(e) Pachner von Eggenſtorf Reichsſchluͤſſe Th.
4. S. 689.
(f) Buͤſchings Erdbeſchreibung Th. 3. (Aufl.
6.) S. 841.
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[454/0496] X. Carl der VI. 1711-1740. Das letzte Commiſſionsdecret, ſo unter die- ſer kaiſerlichen Regierung am 11. Oct. 1740. an das Reich erlaßen wurde, betraf eine Streitig- keit des Berliner Hofes mit dem Biſchofe von Luͤttich wegen der Hoheit uͤber die im Luͤttichiſchen gelegene Herrſchaft Herſtall, welche dem Hauſe Brandenburg aus der Oraniſchen Verlaßenſchaft zugefallen war. Der Koͤnig Friedrich der II., der am 31. May 1740. zur Regierung gekommen war, hatte im Sept. 1740. 1200. Grenadiere und 200. Dragoner ins Luͤttichiſche einruͤcken laßen. Der Biſchof klagte deshalb uͤber Land- friedensbruch, und erhielt ein kaiſerliches Abmah- nungsſchreiben. ”Weil aber dieſe Begebenheit von einer Natur ſey, daß ſie aus mehreren Be- trachtungen das ganze Reich mit anzutreffen ge- achtet werden muͤße,” ſo, hieß es in obigem Commiſſionsdecrete, ”habe der Kaiſer nach dem Beyſpiele ſeiner Vorfahren und ohne Abbruch ſei- nes oberſtrichterlichen Amtes nicht anſtehen wol- len, ſich zugleich bey den Staͤnden des Reichs, der Sache ungemeiner Wichtigkeit nach, Raths zu erholen, und ein nach des Vaterlandes Wohl- fahrt und deſſen Grundgeſetzen ausgemeſſenes ſtandhaftes Gutachten von ihnen abzufordern” (e). Die Sache ſelbſt ward hernach (1741.) vergli- chen, und die Herrſchaft dem Hochſtifte Luͤttich kaͤuflich uͤberlaßen (f). (e) Pachner von Eggenſtorf Reichsſchluͤſſe Th. 4. S. 689. (f) Buͤſchings Erdbeſchreibung Th. 3. (Aufl. 6.) S. 841.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/496>, abgerufen am 22.11.2024.