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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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1) Ferd. I. Max II. 1558-1576.
Ein Fränkischer Reichsritter, Wilhelm von Grum-
bach,
hatte den Bischof Melchior von Würzburg in
seiner eignen Residenz erschießen laßen, und her-
nach nicht nur mittelst Belagerung der Stadt
Würzburg das Domcapitel zu einem Vergleiche ge-
nöthiget, sondern auch den Herzog Johann Fried-
rich den Mittlern von Gotha dergestalt eingenom-
men, daß derselbe ihn in Gotha und in dem da-
zu gehörigen Schlosse Grimmenstein aufnahm, und
auf den Fall eines Angriffs sowohl zur Gegenwehr
als zu anderen Unternehmungen weitaussehende
kriegerische Anstalten machte. Der Sache wurde
nur damit ein Ende gemacht, daß sowohl wider
den Herzog von Gotha als wider Grumbachen und
alle seine Helfershelfer die kaiserliche Achtserklärung
ergieng, deren Vollziehung dem Churfürsten von
Sachsen aufgetragen wurde, der nach einer kurzen
Belagerung endlich Gotha und Grimmenstein in
seine Gewalt bekam, worauf Grumbach nebst eini-
gen seiner Genossen am Leben gestraft, und der
unglückliche Herzog von Gotha auf Zeitlebens in
Gefangenschaft nach Oesterreich abgeführt wurde.

Diese Unruhen, die in ihrer Art die letztenIX.
waren, gaben unter andern Anlaß, daß von einer
Verordnung, die schon in den Reichsabschieden
1548. 1555. 1559. auf solche Fälle gemacht war,
Gebrauch gemacht wurde, indem an statt eines
vollständigen Reichstages nur die Churfürsten und
von wegen der Fürsten, Prälaten, Grafen und
Reichsstädte nur einige deputirte Stände zu einem
so genannten Deputationstage zusammen berufen
wurden, um desto geschwinder, wie es dergleichen
eilende Fälle erforderten, die nöthigen Schlüsse fas-

sen
A 4

1) Ferd. I. Max II. 1558-1576.
Ein Fraͤnkiſcher Reichsritter, Wilhelm von Grum-
bach,
hatte den Biſchof Melchior von Wuͤrzburg in
ſeiner eignen Reſidenz erſchießen laßen, und her-
nach nicht nur mittelſt Belagerung der Stadt
Wuͤrzburg das Domcapitel zu einem Vergleiche ge-
noͤthiget, ſondern auch den Herzog Johann Fried-
rich den Mittlern von Gotha dergeſtalt eingenom-
men, daß derſelbe ihn in Gotha und in dem da-
zu gehoͤrigen Schloſſe Grimmenſtein aufnahm, und
auf den Fall eines Angriffs ſowohl zur Gegenwehr
als zu anderen Unternehmungen weitausſehende
kriegeriſche Anſtalten machte. Der Sache wurde
nur damit ein Ende gemacht, daß ſowohl wider
den Herzog von Gotha als wider Grumbachen und
alle ſeine Helfershelfer die kaiſerliche Achtserklaͤrung
ergieng, deren Vollziehung dem Churfuͤrſten von
Sachſen aufgetragen wurde, der nach einer kurzen
Belagerung endlich Gotha und Grimmenſtein in
ſeine Gewalt bekam, worauf Grumbach nebſt eini-
gen ſeiner Genoſſen am Leben geſtraft, und der
ungluͤckliche Herzog von Gotha auf Zeitlebens in
Gefangenſchaft nach Oeſterreich abgefuͤhrt wurde.

Dieſe Unruhen, die in ihrer Art die letztenIX.
waren, gaben unter andern Anlaß, daß von einer
Verordnung, die ſchon in den Reichsabſchieden
1548. 1555. 1559. auf ſolche Faͤlle gemacht war,
Gebrauch gemacht wurde, indem an ſtatt eines
vollſtaͤndigen Reichstages nur die Churfuͤrſten und
von wegen der Fuͤrſten, Praͤlaten, Grafen und
Reichsſtaͤdte nur einige deputirte Staͤnde zu einem
ſo genannten Deputationstage zuſammen berufen
wurden, um deſto geſchwinder, wie es dergleichen
eilende Faͤlle erforderten, die noͤthigen Schluͤſſe faſ-

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[7/0049] 1) Ferd. I. Max II. 1558-1576. Ein Fraͤnkiſcher Reichsritter, Wilhelm von Grum- bach, hatte den Biſchof Melchior von Wuͤrzburg in ſeiner eignen Reſidenz erſchießen laßen, und her- nach nicht nur mittelſt Belagerung der Stadt Wuͤrzburg das Domcapitel zu einem Vergleiche ge- noͤthiget, ſondern auch den Herzog Johann Fried- rich den Mittlern von Gotha dergeſtalt eingenom- men, daß derſelbe ihn in Gotha und in dem da- zu gehoͤrigen Schloſſe Grimmenſtein aufnahm, und auf den Fall eines Angriffs ſowohl zur Gegenwehr als zu anderen Unternehmungen weitausſehende kriegeriſche Anſtalten machte. Der Sache wurde nur damit ein Ende gemacht, daß ſowohl wider den Herzog von Gotha als wider Grumbachen und alle ſeine Helfershelfer die kaiſerliche Achtserklaͤrung ergieng, deren Vollziehung dem Churfuͤrſten von Sachſen aufgetragen wurde, der nach einer kurzen Belagerung endlich Gotha und Grimmenſtein in ſeine Gewalt bekam, worauf Grumbach nebſt eini- gen ſeiner Genoſſen am Leben geſtraft, und der ungluͤckliche Herzog von Gotha auf Zeitlebens in Gefangenſchaft nach Oeſterreich abgefuͤhrt wurde. Dieſe Unruhen, die in ihrer Art die letzten waren, gaben unter andern Anlaß, daß von einer Verordnung, die ſchon in den Reichsabſchieden 1548. 1555. 1559. auf ſolche Faͤlle gemacht war, Gebrauch gemacht wurde, indem an ſtatt eines vollſtaͤndigen Reichstages nur die Churfuͤrſten und von wegen der Fuͤrſten, Praͤlaten, Grafen und Reichsſtaͤdte nur einige deputirte Staͤnde zu einem ſo genannten Deputationstage zuſammen berufen wurden, um deſto geſchwinder, wie es dergleichen eilende Faͤlle erforderten, die noͤthigen Schluͤſſe faſ- ſen IX. A 4

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/49>, abgerufen am 24.11.2024.