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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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IX. Leop. u. Joseph I. 1657-1711.
Religionsversicherung, daß der Religionszustand
im Lande unverändert bleiben sollte (q). Er er-
klärte sich: seine Religionsveränderung sey eine
bloß persönliche Sache. (Sein Churprinz blieb
vorerst evangelisch.) Alle Religions- und Kirchen-
sachen sollten künftig von seinem nächsten evangeli-
schen Stammsvetter, dem Herzoge von Sachsen-
Weissenfels, und durch das evangelische Geheime-
rathscollegium, behandelt werden. (Darüber
ward auch zwischen dem nunmehrigen Könige Au-
gust dem II. und dem Herzoge von Weissenfels am
1. und 5. Febr. 1700. ein förmlicher Receß er-
richtet.)


XIX.

Unter diesen Umständen entstand die Frage: ob
nunmehr auch Chursachsen mit seiner Reichstags-
stimme vom evangelischen Religionstheile zum ca-
tholischen hinübergehen sollte? oder ob es noch fer-
ner als ein Mitglied des evangelischen Religions-
theils angesehen werden könne? und ob das evan-
gelische Corpus gar sein Directorium auch nun noch
in Chursächsischen Händen laßen sollte?


XX.

Evangelischer Seits besann man sich endlich,
daß Chursachsen im Staatsrechtsverstande, der
persönlichen Religionsveränderung ungeachtet, eben
so gut noch ein Mitglied des evangelischen Reli-
gionstheils bleiben könne, als mancher neuer Fürst
im Staatsrechtsverstande noch immer ein Mitglied
eines gräflichen Collegii blieb. Man hielt also bil-
lig für zuträglicher, in diesem Betrachte alles auf
den bisherigen Fuß zu laßen, als geschehen zu

laßen,
(q) Lünigs Reichsarchiv part. spec. Th. 2.
S. 239.

IX. Leop. u. Joſeph I. 1657-1711.
Religionsverſicherung, daß der Religionszuſtand
im Lande unveraͤndert bleiben ſollte (q). Er er-
klaͤrte ſich: ſeine Religionsveraͤnderung ſey eine
bloß perſoͤnliche Sache. (Sein Churprinz blieb
vorerſt evangeliſch.) Alle Religions- und Kirchen-
ſachen ſollten kuͤnftig von ſeinem naͤchſten evangeli-
ſchen Stammsvetter, dem Herzoge von Sachſen-
Weiſſenfels, und durch das evangeliſche Geheime-
rathscollegium, behandelt werden. (Daruͤber
ward auch zwiſchen dem nunmehrigen Koͤnige Au-
guſt dem II. und dem Herzoge von Weiſſenfels am
1. und 5. Febr. 1700. ein foͤrmlicher Receß er-
richtet.)


XIX.

Unter dieſen Umſtaͤnden entſtand die Frage: ob
nunmehr auch Churſachſen mit ſeiner Reichstags-
ſtimme vom evangeliſchen Religionstheile zum ca-
tholiſchen hinuͤbergehen ſollte? oder ob es noch fer-
ner als ein Mitglied des evangeliſchen Religions-
theils angeſehen werden koͤnne? und ob das evan-
geliſche Corpus gar ſein Directorium auch nun noch
in Churſaͤchſiſchen Haͤnden laßen ſollte?


XX.

Evangeliſcher Seits beſann man ſich endlich,
daß Churſachſen im Staatsrechtsverſtande, der
perſoͤnlichen Religionsveraͤnderung ungeachtet, eben
ſo gut noch ein Mitglied des evangeliſchen Reli-
gionstheils bleiben koͤnne, als mancher neuer Fuͤrſt
im Staatsrechtsverſtande noch immer ein Mitglied
eines graͤflichen Collegii blieb. Man hielt alſo bil-
lig fuͤr zutraͤglicher, in dieſem Betrachte alles auf
den bisherigen Fuß zu laßen, als geſchehen zu

laßen,
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[354/0396] IX. Leop. u. Joſeph I. 1657-1711. Religionsverſicherung, daß der Religionszuſtand im Lande unveraͤndert bleiben ſollte (q). Er er- klaͤrte ſich: ſeine Religionsveraͤnderung ſey eine bloß perſoͤnliche Sache. (Sein Churprinz blieb vorerſt evangeliſch.) Alle Religions- und Kirchen- ſachen ſollten kuͤnftig von ſeinem naͤchſten evangeli- ſchen Stammsvetter, dem Herzoge von Sachſen- Weiſſenfels, und durch das evangeliſche Geheime- rathscollegium, behandelt werden. (Daruͤber ward auch zwiſchen dem nunmehrigen Koͤnige Au- guſt dem II. und dem Herzoge von Weiſſenfels am 1. und 5. Febr. 1700. ein foͤrmlicher Receß er- richtet.) Unter dieſen Umſtaͤnden entſtand die Frage: ob nunmehr auch Churſachſen mit ſeiner Reichstags- ſtimme vom evangeliſchen Religionstheile zum ca- tholiſchen hinuͤbergehen ſollte? oder ob es noch fer- ner als ein Mitglied des evangeliſchen Religions- theils angeſehen werden koͤnne? und ob das evan- geliſche Corpus gar ſein Directorium auch nun noch in Churſaͤchſiſchen Haͤnden laßen ſollte? Evangeliſcher Seits beſann man ſich endlich, daß Churſachſen im Staatsrechtsverſtande, der perſoͤnlichen Religionsveraͤnderung ungeachtet, eben ſo gut noch ein Mitglied des evangeliſchen Reli- gionstheils bleiben koͤnne, als mancher neuer Fuͤrſt im Staatsrechtsverſtande noch immer ein Mitglied eines graͤflichen Collegii blieb. Man hielt alſo bil- lig fuͤr zutraͤglicher, in dieſem Betrachte alles auf den bisherigen Fuß zu laßen, als geſchehen zu laßen, (q) Luͤnigs Reichsarchiv part. ſpec. Th. 2. S. 239.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/396>, abgerufen am 23.11.2024.