Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.10) Religionsveränderungen. ten Kreise ein zweyfaches beiderseitig catholischesKreisdirectorium. Dabey konnte man sich um so weniger beruhigen, je häufiger Fälle zu erwarten waren, da beide kreisausschreibende Fürsten Exe- cutionsaufträge von den höchsten Reichsgerichten erhalten würden, die vermöge des Westphälischen Friedens nicht anders als durch Commissarien von gleicher Anzahl beider Religionen vollzogen werden sollten. Bey einem Kreistage 1695. ward deswe- gen darauf angetragen, an statt des Pfälzischen Hofes ein anderes evangelisches Kreisdirectorium zu ernennen. Da solches aber nicht geschah, trennte sich Hessencassel darüber ganz vom Oberrhei- nischen Kreise, weil es nicht anders, als unter der Bedingung der Religionsgleichheit unter den kreis- ausschreibenden Fürsten, an der Verfassung dieses an sich vermischten Kreises sich gebunden hielt (p). Der andere Auftritt war noch von größererXVIII. Reli- (p) Wie das Haus Hessencassel hernach im Oct. 1733. dem Oberrheinischen Kreise zwar wieder bey- getreten, allein 1741. sich auch wiederum davon getrennet, bis endlich im Jan. 1764. von neuem dessen Beytritt erfolget, beschreibt Moser von der Teutschen Kreisverfassung S. 44-50. P. Entw. d. Staatsverf. Th. II. Z
10) Religionsveraͤnderungen. ten Kreiſe ein zweyfaches beiderſeitig catholiſchesKreisdirectorium. Dabey konnte man ſich um ſo weniger beruhigen, je haͤufiger Faͤlle zu erwarten waren, da beide kreisausſchreibende Fuͤrſten Exe- cutionsauftraͤge von den hoͤchſten Reichsgerichten erhalten wuͤrden, die vermoͤge des Weſtphaͤliſchen Friedens nicht anders als durch Commiſſarien von gleicher Anzahl beider Religionen vollzogen werden ſollten. Bey einem Kreistage 1695. ward deswe- gen darauf angetragen, an ſtatt des Pfaͤlziſchen Hofes ein anderes evangeliſches Kreisdirectorium zu ernennen. Da ſolches aber nicht geſchah, trennte ſich Heſſencaſſel daruͤber ganz vom Oberrhei- niſchen Kreiſe, weil es nicht anders, als unter der Bedingung der Religionsgleichheit unter den kreis- ausſchreibenden Fuͤrſten, an der Verfaſſung dieſes an ſich vermiſchten Kreiſes ſich gebunden hielt (p). Der andere Auftritt war noch von groͤßererXVIII. Reli- (p) Wie das Haus Heſſencaſſel hernach im Oct. 1733. dem Oberrheiniſchen Kreiſe zwar wieder bey- getreten, allein 1741. ſich auch wiederum davon getrennet, bis endlich im Jan. 1764. von neuem deſſen Beytritt erfolget, beſchreibt Moſer von der Teutſchen Kreisverfaſſung S. 44-50. P. Entw. d. Staatsverf. Th. II. Z
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0395" n="353"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">10) Religionsveraͤnderungen.</hi></fw><lb/> ten Kreiſe ein zweyfaches beiderſeitig catholiſches<lb/> Kreisdirectorium. Dabey konnte man ſich um ſo<lb/> weniger beruhigen, je haͤufiger Faͤlle zu erwarten<lb/> waren, da beide kreisausſchreibende Fuͤrſten Exe-<lb/> cutionsauftraͤge von den hoͤchſten Reichsgerichten<lb/> erhalten wuͤrden, die vermoͤge des Weſtphaͤliſchen<lb/> Friedens nicht anders als durch Commiſſarien von<lb/> gleicher Anzahl beider Religionen vollzogen werden<lb/> ſollten. Bey einem Kreistage 1695. ward deswe-<lb/> gen darauf angetragen, an ſtatt des Pfaͤlziſchen<lb/> Hofes ein anderes evangeliſches Kreisdirectorium<lb/> zu ernennen. Da ſolches aber nicht geſchah,<lb/> trennte ſich Heſſencaſſel daruͤber ganz vom Oberrhei-<lb/> niſchen Kreiſe, weil es nicht anders, als unter der<lb/> Bedingung der Religionsgleichheit unter den kreis-<lb/> ausſchreibenden Fuͤrſten, an der Verfaſſung dieſes<lb/> an ſich vermiſchten Kreiſes ſich gebunden hielt <note place="foot" n="(p)">Wie das Haus Heſſencaſſel hernach im Oct.<lb/> 1733. dem Oberrheiniſchen Kreiſe zwar wieder bey-<lb/> getreten, allein 1741. ſich auch wiederum davon<lb/> getrennet, bis endlich im Jan. 1764. von neuem<lb/> deſſen Beytritt erfolget, beſchreibt <hi rendition="#fr">Moſer</hi> von der<lb/> Teutſchen Kreisverfaſſung S. 44-50.</note>.</p><lb/> <p>Der andere Auftritt war noch von groͤßerer<note place="right"><hi rendition="#aq">XVIII.</hi></note><lb/> Wichtigkeit. Unter den Competenten zur Pol-<lb/> niſchen Koͤnigswahl nach dem Tode Johanns des<lb/><hi rendition="#aq">III.</hi> († 1696. Jun. 17.) meldete ſich auch der Chur-<lb/> fuͤrſt Friedrich Auguſt von <hi rendition="#fr">Sachſen</hi>, und erreich-<lb/> te, nachdem er ſich zur catholiſchen Religion be-<lb/> kannt hatte, im Jahre 1697. ſeine Abſicht. Sei-<lb/> nen Churſaͤchſiſchen Landſtaͤnden und Unterthanen<lb/> gab er indeſſen am 27. Jul. (6. Aug.) 1697. eine<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Reli-</fw><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">P. Entw. d. Staatsverf. Th.</hi><hi rendition="#aq">II.</hi> Z</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [353/0395]
10) Religionsveraͤnderungen.
ten Kreiſe ein zweyfaches beiderſeitig catholiſches
Kreisdirectorium. Dabey konnte man ſich um ſo
weniger beruhigen, je haͤufiger Faͤlle zu erwarten
waren, da beide kreisausſchreibende Fuͤrſten Exe-
cutionsauftraͤge von den hoͤchſten Reichsgerichten
erhalten wuͤrden, die vermoͤge des Weſtphaͤliſchen
Friedens nicht anders als durch Commiſſarien von
gleicher Anzahl beider Religionen vollzogen werden
ſollten. Bey einem Kreistage 1695. ward deswe-
gen darauf angetragen, an ſtatt des Pfaͤlziſchen
Hofes ein anderes evangeliſches Kreisdirectorium
zu ernennen. Da ſolches aber nicht geſchah,
trennte ſich Heſſencaſſel daruͤber ganz vom Oberrhei-
niſchen Kreiſe, weil es nicht anders, als unter der
Bedingung der Religionsgleichheit unter den kreis-
ausſchreibenden Fuͤrſten, an der Verfaſſung dieſes
an ſich vermiſchten Kreiſes ſich gebunden hielt (p).
Der andere Auftritt war noch von groͤßerer
Wichtigkeit. Unter den Competenten zur Pol-
niſchen Koͤnigswahl nach dem Tode Johanns des
III. († 1696. Jun. 17.) meldete ſich auch der Chur-
fuͤrſt Friedrich Auguſt von Sachſen, und erreich-
te, nachdem er ſich zur catholiſchen Religion be-
kannt hatte, im Jahre 1697. ſeine Abſicht. Sei-
nen Churſaͤchſiſchen Landſtaͤnden und Unterthanen
gab er indeſſen am 27. Jul. (6. Aug.) 1697. eine
Reli-
XVIII.
(p) Wie das Haus Heſſencaſſel hernach im Oct.
1733. dem Oberrheiniſchen Kreiſe zwar wieder bey-
getreten, allein 1741. ſich auch wiederum davon
getrennet, bis endlich im Jan. 1764. von neuem
deſſen Beytritt erfolget, beſchreibt Moſer von der
Teutſchen Kreisverfaſſung S. 44-50.
P. Entw. d. Staatsverf. Th. II. Z
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/395 |
Zitationshilfe: | Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/395>, abgerufen am 27.07.2024. |