Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.IX. Leop. u. Joseph I. 1657-1711. lisch angesehen werden konnte, wenn gleich eini-ge catholische Mitglieder darunter waren. Am wenigsten konnte es jemanden einfallen daran zu zweiflen, daß nicht das Fränkische Grafencollegium evangelisch war, wenn auch gleich ein und andere Fränkische Grafen catholisch geworden waren, oder ein evangelisches Land einen catholischen Landesfol- ger bekommen hatte. So war und blieb wenig- stens die Praxis am Reichstage, daß von den sechs Curiatstimmen im Reichsfürstenrathe die drey Stimmen der Schwäbischen und Rheinischen Prä- laten und der Schwäbischen Grafen für catholisch, und die Stimmen der Wetterauischen, Fränkischen und Westphälischen Grafen für evangelisch gehal- ten wurden. XVI. Mit dem allem mochte es inzwischen bisher ge- XVII. Einmal äußerte sich jetzt noch eine Folge der ten
IX. Leop. u. Joſeph I. 1657-1711. liſch angeſehen werden konnte, wenn gleich eini-ge catholiſche Mitglieder darunter waren. Am wenigſten konnte es jemanden einfallen daran zu zweiflen, daß nicht das Fraͤnkiſche Grafencollegium evangeliſch war, wenn auch gleich ein und andere Fraͤnkiſche Grafen catholiſch geworden waren, oder ein evangeliſches Land einen catholiſchen Landesfol- ger bekommen hatte. So war und blieb wenig- ſtens die Praxis am Reichstage, daß von den ſechs Curiatſtimmen im Reichsfuͤrſtenrathe die drey Stimmen der Schwaͤbiſchen und Rheiniſchen Praͤ- laten und der Schwaͤbiſchen Grafen fuͤr catholiſch, und die Stimmen der Wetterauiſchen, Fraͤnkiſchen und Weſtphaͤliſchen Grafen fuͤr evangeliſch gehal- ten wurden. XVI. Mit dem allem mochte es inzwiſchen bisher ge- XVII. Einmal aͤußerte ſich jetzt noch eine Folge der ten
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IX. Leop. u. Joſeph I. 1657-1711.
liſch angeſehen werden konnte, wenn gleich eini-
ge catholiſche Mitglieder darunter waren. Am
wenigſten konnte es jemanden einfallen daran zu
zweiflen, daß nicht das Fraͤnkiſche Grafencollegium
evangeliſch war, wenn auch gleich ein und andere
Fraͤnkiſche Grafen catholiſch geworden waren, oder
ein evangeliſches Land einen catholiſchen Landesfol-
ger bekommen hatte. So war und blieb wenig-
ſtens die Praxis am Reichstage, daß von den ſechs
Curiatſtimmen im Reichsfuͤrſtenrathe die drey
Stimmen der Schwaͤbiſchen und Rheiniſchen Praͤ-
laten und der Schwaͤbiſchen Grafen fuͤr catholiſch,
und die Stimmen der Wetterauiſchen, Fraͤnkiſchen
und Weſtphaͤliſchen Grafen fuͤr evangeliſch gehal-
ten wurden.
Mit dem allem mochte es inzwiſchen bisher ge-
halten worden ſeyn, wie es wollte, — jetzt gab
es endlich zwey neue Auftritte, wo man anfieng
der Sache noch naͤher auf den Grund zu kommen.
Einmal aͤußerte ſich jetzt noch eine Folge der
Pfalzneuburgiſchen Religionsveraͤnderung, da der
Oberrheiniſche Kreis, als ein Kreis vermiſch-
ter Religion, bisher auch ein vermiſchtes Kreisdi-
rectorium von beiden Religionen gehabt hatte,
nehmlich den Biſchof von Worms, als den geiſt-
lichen und catholiſchen, und Pfalzſimmern, als
den weltlichen und evangeliſchen kreisausſchreiben-
den Fuͤrſten. Sollte jetzt Pfalzneuburg auch von
wegen Pfalzſimmern fuͤr catholiſch gelten, und die
Oberrheiniſchen Kreisſachen durch catholiſche Mini-
ſter und Geſandten beſorgen laßen; ſo war, ganz
gegen die bisherige Verfaſſung, in einem vermiſch-
ten
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