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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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IX. Leop. u. Joseph I. 1657-1711.
ohne zu gedenken, daß der Vater aller dieser Her-
ren, der Pfalzgraf und nachherige Churfürst Phi-
lipp Wilhelm, auch schon im Jahre 1676. den
Kaiser Leopold zum Tochtermann bekam, die ihn
zum Großvater vom nachherigen Kaiser Carl dem
VI. machte (m).


V.

Eben dieses Beyspiel kann aber auch nach dem,
was oben schon vorgekommen ist, zur Belehrung
dienen, was eine bloß persönliche Religionsverän-
derung eines Teutschen Fürsten oder die Vererbung
eines evangelischen Landes an einen catholischen
Herrn im Lande für Veränderungen in dessen bis-
herigem Religionszustande machen kann. Nicht
selten wird schon derjenige, der die Religion zuerst
verändert, einen Proselyteneifer blicken laßen.
Wenn es aber auch dem vielleicht noch Ueberwin-
dung kostet, so werden doch Söhne und Enkel, die
schon in den Grundsätzen der neu angenommenen
Religion erzogen, und vielleicht von eifrigdevoten
Müttern doppelt angefeuert sind, schon weniger
Nachsicht haben. Die Pfälzische Geschichte dient
wenigstens auch davon zum Beyspiele, daß mit je-
dem Jahre, da eine neue Regierung anfieng, als

1690.
adjutor zu Mainz und 1694. Bischof zu Worms
und Lüttich (+ 1694. May 4.), 1694. Franz Lu-
dewig Bischof zu Worms und Teutschmeister und
1710. Churfürst zu Trier, 1729. Churfürst zu
Mainz (+ 1732.)
(m) Eleonora Magdalena von Pfalzneuburg,
Philipp Wilhelms Tochter, ward 1676. des Kaiser
Leopolds dritte Gemahlinn, und 1685. die Mutter
Carls des VI. Sie starb als verwittwete Kaise-
rinn 1720.

IX. Leop. u. Joſeph I. 1657-1711.
ohne zu gedenken, daß der Vater aller dieſer Her-
ren, der Pfalzgraf und nachherige Churfuͤrſt Phi-
lipp Wilhelm, auch ſchon im Jahre 1676. den
Kaiſer Leopold zum Tochtermann bekam, die ihn
zum Großvater vom nachherigen Kaiſer Carl dem
VI. machte (m).


V.

Eben dieſes Beyſpiel kann aber auch nach dem,
was oben ſchon vorgekommen iſt, zur Belehrung
dienen, was eine bloß perſoͤnliche Religionsveraͤn-
derung eines Teutſchen Fuͤrſten oder die Vererbung
eines evangeliſchen Landes an einen catholiſchen
Herrn im Lande fuͤr Veraͤnderungen in deſſen bis-
herigem Religionszuſtande machen kann. Nicht
ſelten wird ſchon derjenige, der die Religion zuerſt
veraͤndert, einen Proſelyteneifer blicken laßen.
Wenn es aber auch dem vielleicht noch Ueberwin-
dung koſtet, ſo werden doch Soͤhne und Enkel, die
ſchon in den Grundſaͤtzen der neu angenommenen
Religion erzogen, und vielleicht von eifrigdevoten
Muͤttern doppelt angefeuert ſind, ſchon weniger
Nachſicht haben. Die Pfaͤlziſche Geſchichte dient
wenigſtens auch davon zum Beyſpiele, daß mit je-
dem Jahre, da eine neue Regierung anfieng, als

1690.
adjutor zu Mainz und 1694. Biſchof zu Worms
und Luͤttich († 1694. May 4.), 1694. Franz Lu-
dewig Biſchof zu Worms und Teutſchmeiſter und
1710. Churfuͤrſt zu Trier, 1729. Churfuͤrſt zu
Mainz († 1732.)
(m) Eleonora Magdalena von Pfalzneuburg,
Philipp Wilhelms Tochter, ward 1676. des Kaiſer
Leopolds dritte Gemahlinn, und 1685. die Mutter
Carls des VI. Sie ſtarb als verwittwete Kaiſe-
rinn 1720.
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[344/0386] IX. Leop. u. Joſeph I. 1657-1711. ohne zu gedenken, daß der Vater aller dieſer Her- ren, der Pfalzgraf und nachherige Churfuͤrſt Phi- lipp Wilhelm, auch ſchon im Jahre 1676. den Kaiſer Leopold zum Tochtermann bekam, die ihn zum Großvater vom nachherigen Kaiſer Carl dem VI. machte (m). Eben dieſes Beyſpiel kann aber auch nach dem, was oben ſchon vorgekommen iſt, zur Belehrung dienen, was eine bloß perſoͤnliche Religionsveraͤn- derung eines Teutſchen Fuͤrſten oder die Vererbung eines evangeliſchen Landes an einen catholiſchen Herrn im Lande fuͤr Veraͤnderungen in deſſen bis- herigem Religionszuſtande machen kann. Nicht ſelten wird ſchon derjenige, der die Religion zuerſt veraͤndert, einen Proſelyteneifer blicken laßen. Wenn es aber auch dem vielleicht noch Ueberwin- dung koſtet, ſo werden doch Soͤhne und Enkel, die ſchon in den Grundſaͤtzen der neu angenommenen Religion erzogen, und vielleicht von eifrigdevoten Muͤttern doppelt angefeuert ſind, ſchon weniger Nachſicht haben. Die Pfaͤlziſche Geſchichte dient wenigſtens auch davon zum Beyſpiele, daß mit je- dem Jahre, da eine neue Regierung anfieng, als 1690. (l) (m) Eleonora Magdalena von Pfalzneuburg, Philipp Wilhelms Tochter, ward 1676. des Kaiſer Leopolds dritte Gemahlinn, und 1685. die Mutter Carls des VI. Sie ſtarb als verwittwete Kaiſe- rinn 1720. (l) adjutor zu Mainz und 1694. Biſchof zu Worms und Luͤttich († 1694. May 4.), 1694. Franz Lu- dewig Biſchof zu Worms und Teutſchmeiſter und 1710. Churfuͤrſt zu Trier, 1729. Churfuͤrſt zu Mainz († 1732.)

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/386>, abgerufen am 09.11.2024.