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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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6) Veränd. in der Pfalz 1685-1697.

Selbst aus dem Inhalte dieses Vergleichs läßtIV.
sich abnehmen, was damals schon die Protestan-
ten in der Pfalz für Beschwerden gehabt haben.
Es ist aber auch dabey seitdem noch lange nicht
geblieben (a). Durch die den Reformirten entzo-
genen und den Catholischen zugewandten Kirchen-
güter und Gefälle wurden die Mittel zum Unter-
halt der reformirten Geistlichen so vermindert, daß
über 60. reformirte Pfarrer- und Schuldienerstellen
eingehen mußten. Viele beträchtliche Güter wur-
den den Reformirten entzogen und theils Jesuiten
oder anderen Orden überlaßen (b), theils sonst

ver-
(a) Viele hieher gehörige besondere Umstände
enthält ein eigentlich diesem Gegenstande gewidme-
tes Buch: "Die neueste Religionsverfassung und
Religionsstreitigkeiten der Reformirten in der Un-
terpfalz, aus authentischen Quellen," Leipzig 1780.
8. (30. Bogen). Das wesentlichste davon ist erst
kürzlich in einem "Memoriale der gesammten evan-
gelisch reformirten Geistlichkeit in der Unterpfalz
vom 30. Oct. 1784." in Begleitung mit einer be-
sondern specie facti (zusammen 8. Bogen in Fol.)
an das evangelische Corpus gebracht, und bey
diesem den 6. May 1786. dictirt worden. Aus
diesen beiden Quellen habe ich meist die hier folgen-
den besonderen Umstände genommen.
(b) So haben z. B. die Jesuiten zu Neustadt
an der Hardt die den Reformirten genommenen
Schaffnereyen Branchweiler und Winzingen be-
kommen, welche jährlich über 1149. Gulden an
Geld, 16. Fuder Wein, 228. Malter Korn, 4.
Malter Gerste, 52. Malter Spelz und 42. Mal-
ter Haber abwerfen. Das noch einträglichere Stift
Neuburg ist den Jesuiten zu Heidelberg eingeräumt
worden. Die Carmelitergefälle zu Weinheim hat
man den dortigen Carmelitern gegeben.
U 4
6) Veraͤnd. in der Pfalz 1685-1697.

Selbſt aus dem Inhalte dieſes Vergleichs laͤßtIV.
ſich abnehmen, was damals ſchon die Proteſtan-
ten in der Pfalz fuͤr Beſchwerden gehabt haben.
Es iſt aber auch dabey ſeitdem noch lange nicht
geblieben (a). Durch die den Reformirten entzo-
genen und den Catholiſchen zugewandten Kirchen-
guͤter und Gefaͤlle wurden die Mittel zum Unter-
halt der reformirten Geiſtlichen ſo vermindert, daß
uͤber 60. reformirte Pfarrer- und Schuldienerſtellen
eingehen mußten. Viele betraͤchtliche Guͤter wur-
den den Reformirten entzogen und theils Jeſuiten
oder anderen Orden uͤberlaßen (b), theils ſonſt

ver-
(a) Viele hieher gehoͤrige beſondere Umſtaͤnde
enthaͤlt ein eigentlich dieſem Gegenſtande gewidme-
tes Buch: ”Die neueſte Religionsverfaſſung und
Religionsſtreitigkeiten der Reformirten in der Un-
terpfalz, aus authentiſchen Quellen,” Leipzig 1780.
8. (30. Bogen). Das weſentlichſte davon iſt erſt
kuͤrzlich in einem ”Memoriale der geſammten evan-
geliſch reformirten Geiſtlichkeit in der Unterpfalz
vom 30. Oct. 1784.” in Begleitung mit einer be-
ſondern ſpecie facti (zuſammen 8. Bogen in Fol.)
an das evangeliſche Corpus gebracht, und bey
dieſem den 6. May 1786. dictirt worden. Aus
dieſen beiden Quellen habe ich meiſt die hier folgen-
den beſonderen Umſtaͤnde genommen.
(b) So haben z. B. die Jeſuiten zu Neuſtadt
an der Hardt die den Reformirten genommenen
Schaffnereyen Branchweiler und Winzingen be-
kommen, welche jaͤhrlich uͤber 1149. Gulden an
Geld, 16. Fuder Wein, 228. Malter Korn, 4.
Malter Gerſte, 52. Malter Spelz und 42. Mal-
ter Haber abwerfen. Das noch eintraͤglichere Stift
Neuburg iſt den Jeſuiten zu Heidelberg eingeraͤumt
worden. Die Carmelitergefaͤlle zu Weinheim hat
man den dortigen Carmelitern gegeben.
U 4
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[311/0353] 6) Veraͤnd. in der Pfalz 1685-1697. Selbſt aus dem Inhalte dieſes Vergleichs laͤßt ſich abnehmen, was damals ſchon die Proteſtan- ten in der Pfalz fuͤr Beſchwerden gehabt haben. Es iſt aber auch dabey ſeitdem noch lange nicht geblieben (a). Durch die den Reformirten entzo- genen und den Catholiſchen zugewandten Kirchen- guͤter und Gefaͤlle wurden die Mittel zum Unter- halt der reformirten Geiſtlichen ſo vermindert, daß uͤber 60. reformirte Pfarrer- und Schuldienerſtellen eingehen mußten. Viele betraͤchtliche Guͤter wur- den den Reformirten entzogen und theils Jeſuiten oder anderen Orden uͤberlaßen (b), theils ſonſt ver- IV. (a) Viele hieher gehoͤrige beſondere Umſtaͤnde enthaͤlt ein eigentlich dieſem Gegenſtande gewidme- tes Buch: ”Die neueſte Religionsverfaſſung und Religionsſtreitigkeiten der Reformirten in der Un- terpfalz, aus authentiſchen Quellen,” Leipzig 1780. 8. (30. Bogen). Das weſentlichſte davon iſt erſt kuͤrzlich in einem ”Memoriale der geſammten evan- geliſch reformirten Geiſtlichkeit in der Unterpfalz vom 30. Oct. 1784.” in Begleitung mit einer be- ſondern ſpecie facti (zuſammen 8. Bogen in Fol.) an das evangeliſche Corpus gebracht, und bey dieſem den 6. May 1786. dictirt worden. Aus dieſen beiden Quellen habe ich meiſt die hier folgen- den beſonderen Umſtaͤnde genommen. (b) So haben z. B. die Jeſuiten zu Neuſtadt an der Hardt die den Reformirten genommenen Schaffnereyen Branchweiler und Winzingen be- kommen, welche jaͤhrlich uͤber 1149. Gulden an Geld, 16. Fuder Wein, 228. Malter Korn, 4. Malter Gerſte, 52. Malter Spelz und 42. Mal- ter Haber abwerfen. Das noch eintraͤglichere Stift Neuburg iſt den Jeſuiten zu Heidelberg eingeraͤumt worden. Die Carmelitergefaͤlle zu Weinheim hat man den dortigen Carmelitern gegeben. U 4

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/353>, abgerufen am 24.11.2024.