hen. -- XIV. Vielerley Ceremonielstreitigkeiten, so es ehe- dem am Reichstage gegeben, und zum Theil noch gibt; -- XV. ingleichen Rangstreitigkeiten. -- Ein besonderes Bey- spiel davon bey Gelegenheit des ehemaligen Gesundheittrin- kens. -- XVI. Verschiedene Arten der Legitimation der Gesandten durch Creditive und Vollmachten. -- XVII. Ge- sandten auswärtiger Mächte, -- deren Creditive sind nur an die Stände oder deren Gesandten gerichtet. -- XVIII. Einige neue Fürsten dieser Zeit.
I.
Das Interregnum veranlaßte diesmal einen heftigen Streit über das Rheinische Reichs- vicariat. Der Churfürst von Baiern behauptete, es gebühre ihm, weil im Westphälischen Frieden die ehemalige Pfälzische Chur mit allen Rechten seinem Hause übertragen sey. In der Pfalz glaub- te man hingegen, das Rheinische Reichsvicariat sey nicht sowohl ein Zugehör der Pfälzischen Chur, als vielmehr ein der Würde eines Pfalzgrafen am Rhein anklebendes Eigenthum, und also unter den an Baiern mit der Pfälzischen Churwürde über- tragenen Rechten nicht mit begriffen gewesen. (Wenn man bedenkt, daß beym Reichsvicariate die Ausübung der oberstrichterlichen Gewalt eines der wesentlichsten Stücke ist, und daß ursprünglich die Würde eines Pfalzgrafen hauptsächlich im Rich- teramte bestanden; so schienen die Pfälzischen Gründe von nicht geringem Gewichte zu seyn. Bey der ersten Uebertragung der Pfälzischen Chur an das Haus Baiern, wie sie Ferdinand der II. noch ohne einen Reichsschluß bewerkstelliget hatte, war zwar das Vicariat unter den dazu gehörigen Rechten mit benannt worden. Im Westphälischen Frieden selbst war aber das Vicariat nicht mit übertragen. Es war auch schwer abzusehen, was die Churwürde an sich mit dem Vicariate für Ver-
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IX. Leop. u. Joſeph I. 1657-1711.
hen. — XIV. Vielerley Ceremonielſtreitigkeiten, ſo es ehe- dem am Reichstage gegeben, und zum Theil noch gibt; — XV. ingleichen Rangſtreitigkeiten. — Ein beſonderes Bey- ſpiel davon bey Gelegenheit des ehemaligen Geſundheittrin- kens. — XVI. Verſchiedene Arten der Legitimation der Geſandten durch Creditive und Vollmachten. — XVII. Ge- ſandten auswaͤrtiger Maͤchte, — deren Creditive ſind nur an die Staͤnde oder deren Geſandten gerichtet. — XVIII. Einige neue Fuͤrſten dieſer Zeit.
I.
Das Interregnum veranlaßte diesmal einen heftigen Streit uͤber das Rheiniſche Reichs- vicariat. Der Churfuͤrſt von Baiern behauptete, es gebuͤhre ihm, weil im Weſtphaͤliſchen Frieden die ehemalige Pfaͤlziſche Chur mit allen Rechten ſeinem Hauſe uͤbertragen ſey. In der Pfalz glaub- te man hingegen, das Rheiniſche Reichsvicariat ſey nicht ſowohl ein Zugehoͤr der Pfaͤlziſchen Chur, als vielmehr ein der Wuͤrde eines Pfalzgrafen am Rhein anklebendes Eigenthum, und alſo unter den an Baiern mit der Pfaͤlziſchen Churwuͤrde uͤber- tragenen Rechten nicht mit begriffen geweſen. (Wenn man bedenkt, daß beym Reichsvicariate die Ausuͤbung der oberſtrichterlichen Gewalt eines der weſentlichſten Stuͤcke iſt, und daß urſpruͤnglich die Wuͤrde eines Pfalzgrafen hauptſaͤchlich im Rich- teramte beſtanden; ſo ſchienen die Pfaͤlziſchen Gruͤnde von nicht geringem Gewichte zu ſeyn. Bey der erſten Uebertragung der Pfaͤlziſchen Chur an das Haus Baiern, wie ſie Ferdinand der II. noch ohne einen Reichsſchluß bewerkſtelliget hatte, war zwar das Vicariat unter den dazu gehoͤrigen Rechten mit benannt worden. Im Weſtphaͤliſchen Frieden ſelbſt war aber das Vicariat nicht mit uͤbertragen. Es war auch ſchwer abzuſehen, was die Churwuͤrde an ſich mit dem Vicariate fuͤr Ver-
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IX. Leop. u. Joſeph I. 1657-1711.
hen. — XIV. Vielerley Ceremonielſtreitigkeiten, ſo es ehe-
dem am Reichstage gegeben, und zum Theil noch gibt; —
XV. ingleichen Rangſtreitigkeiten. — Ein beſonderes Bey-
ſpiel davon bey Gelegenheit des ehemaligen Geſundheittrin-
kens. — XVI. Verſchiedene Arten der Legitimation der
Geſandten durch Creditive und Vollmachten. — XVII. Ge-
ſandten auswaͤrtiger Maͤchte, — deren Creditive ſind nur
an die Staͤnde oder deren Geſandten gerichtet. — XVIII.
Einige neue Fuͤrſten dieſer Zeit.
Das Interregnum veranlaßte diesmal einen
heftigen Streit uͤber das Rheiniſche Reichs-
vicariat. Der Churfuͤrſt von Baiern behauptete,
es gebuͤhre ihm, weil im Weſtphaͤliſchen Frieden
die ehemalige Pfaͤlziſche Chur mit allen Rechten
ſeinem Hauſe uͤbertragen ſey. In der Pfalz glaub-
te man hingegen, das Rheiniſche Reichsvicariat
ſey nicht ſowohl ein Zugehoͤr der Pfaͤlziſchen Chur,
als vielmehr ein der Wuͤrde eines Pfalzgrafen am
Rhein anklebendes Eigenthum, und alſo unter den
an Baiern mit der Pfaͤlziſchen Churwuͤrde uͤber-
tragenen Rechten nicht mit begriffen geweſen.
(Wenn man bedenkt, daß beym Reichsvicariate
die Ausuͤbung der oberſtrichterlichen Gewalt eines
der weſentlichſten Stuͤcke iſt, und daß urſpruͤnglich
die Wuͤrde eines Pfalzgrafen hauptſaͤchlich im Rich-
teramte beſtanden; ſo ſchienen die Pfaͤlziſchen
Gruͤnde von nicht geringem Gewichte zu ſeyn.
Bey der erſten Uebertragung der Pfaͤlziſchen Chur
an das Haus Baiern, wie ſie Ferdinand der II.
noch ohne einen Reichsſchluß bewerkſtelliget hatte,
war zwar das Vicariat unter den dazu gehoͤrigen
Rechten mit benannt worden. Im Weſtphaͤliſchen
Frieden ſelbſt war aber das Vicariat nicht mit
uͤbertragen. Es war auch ſchwer abzuſehen, was
die Churwuͤrde an ſich mit dem Vicariate fuͤr Ver-
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/298>, abgerufen am 28.07.2024.
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