wenstein, welche die Grafschaft Wertheim gemein- schaftlich besaßen, ein Graf Johann Dieterich, der in Spanischen Kriegsdiensten war, schon im Jahre 1621. sich zur catholischen Religion bekannt, aber bis ins Jahr 1631. sich in einer Niederlän- dischen Herrschaft Rochefort aufgehalten hatte. Als derselbe hernach zu Wertheim wider Willen seiner evangelischen Stammsvettern und Mitregen- ten das catholische Simultaneum einführen woll- te; kam es auch da zur Sprache.
XVI.
Alle diese Fälle waren jedoch nur geringe Vor- spiele von dem, was nachher noch nach diesen Grundsätzen durchgesetzt worden; wobey sich deut- lich wahrnehmen läßt, wie man, vielleicht mit gu- tem Vorbedachte, stuffenweise nach und nach da- mit zu Werk gegangen ist. Ungeachtet der Hil- desheimische Fall deutlich gnug zeigt, daß man catholischer Seits diese Grundsätze schon vor Er- öffnung der Friedenscongresse zu Münster und Os- nabrück geheget hat; so geschah doch bey den Frie- denshandlungen selber keine Aeusserung davon; wahrscheinlich um nicht etwa zu veranlaßen, daß wohl gar das Gegentheil ausdrücklich im Frieden verordnet werden möchte. Bey den Executions- handlungen fieng man schon an, Versuche einer für das Simultaneum günstigen Auslegung des Friedens zu machen. Auf dem Reichstage 1653. wurden nun eigene gleichsam problematisch geschie- nene Fragen darüber aufgeworfen (o). Deren
Er-
(o) Von den Directorien der beiden höheren Collegien wurden vier Fragen entworfen, folgen- den wesentlichen Inhalts: I) Ob in Reichsstädten
ge-
VIII. Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657.
wenſtein, welche die Grafſchaft Wertheim gemein- ſchaftlich beſaßen, ein Graf Johann Dieterich, der in Spaniſchen Kriegsdienſten war, ſchon im Jahre 1621. ſich zur catholiſchen Religion bekannt, aber bis ins Jahr 1631. ſich in einer Niederlaͤn- diſchen Herrſchaft Rochefort aufgehalten hatte. Als derſelbe hernach zu Wertheim wider Willen ſeiner evangeliſchen Stammsvettern und Mitregen- ten das catholiſche Simultaneum einfuͤhren woll- te; kam es auch da zur Sprache.
XVI.
Alle dieſe Faͤlle waren jedoch nur geringe Vor- ſpiele von dem, was nachher noch nach dieſen Grundſaͤtzen durchgeſetzt worden; wobey ſich deut- lich wahrnehmen laͤßt, wie man, vielleicht mit gu- tem Vorbedachte, ſtuffenweiſe nach und nach da- mit zu Werk gegangen iſt. Ungeachtet der Hil- desheimiſche Fall deutlich gnug zeigt, daß man catholiſcher Seits dieſe Grundſaͤtze ſchon vor Er- oͤffnung der Friedenscongreſſe zu Muͤnſter und Os- nabruͤck geheget hat; ſo geſchah doch bey den Frie- denshandlungen ſelber keine Aeuſſerung davon; wahrſcheinlich um nicht etwa zu veranlaßen, daß wohl gar das Gegentheil ausdruͤcklich im Frieden verordnet werden moͤchte. Bey den Executions- handlungen fieng man ſchon an, Verſuche einer fuͤr das Simultaneum guͤnſtigen Auslegung des Friedens zu machen. Auf dem Reichstage 1653. wurden nun eigene gleichſam problematiſch geſchie- nene Fragen daruͤber aufgeworfen (o). Deren
Er-
(o) Von den Directorien der beiden hoͤheren Collegien wurden vier Fragen entworfen, folgen- den weſentlichen Inhalts: I) Ob in Reichsſtaͤdten
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VIII. Folgen d. Weſtph. Fr. 1648-1657.
wenſtein, welche die Grafſchaft Wertheim gemein-
ſchaftlich beſaßen, ein Graf Johann Dieterich,
der in Spaniſchen Kriegsdienſten war, ſchon im
Jahre 1621. ſich zur catholiſchen Religion bekannt,
aber bis ins Jahr 1631. ſich in einer Niederlaͤn-
diſchen Herrſchaft Rochefort aufgehalten hatte.
Als derſelbe hernach zu Wertheim wider Willen
ſeiner evangeliſchen Stammsvettern und Mitregen-
ten das catholiſche Simultaneum einfuͤhren woll-
te; kam es auch da zur Sprache.
Alle dieſe Faͤlle waren jedoch nur geringe Vor-
ſpiele von dem, was nachher noch nach dieſen
Grundſaͤtzen durchgeſetzt worden; wobey ſich deut-
lich wahrnehmen laͤßt, wie man, vielleicht mit gu-
tem Vorbedachte, ſtuffenweiſe nach und nach da-
mit zu Werk gegangen iſt. Ungeachtet der Hil-
desheimiſche Fall deutlich gnug zeigt, daß man
catholiſcher Seits dieſe Grundſaͤtze ſchon vor Er-
oͤffnung der Friedenscongreſſe zu Muͤnſter und Os-
nabruͤck geheget hat; ſo geſchah doch bey den Frie-
denshandlungen ſelber keine Aeuſſerung davon;
wahrſcheinlich um nicht etwa zu veranlaßen, daß
wohl gar das Gegentheil ausdruͤcklich im Frieden
verordnet werden moͤchte. Bey den Executions-
handlungen fieng man ſchon an, Verſuche einer
fuͤr das Simultaneum guͤnſtigen Auslegung des
Friedens zu machen. Auf dem Reichstage 1653.
wurden nun eigene gleichſam problematiſch geſchie-
nene Fragen daruͤber aufgeworfen (o). Deren
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(o) Von den Directorien der beiden hoͤheren
Collegien wurden vier Fragen entworfen, folgen-
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/280>, abgerufen am 16.02.2025.
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