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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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8) Simultaneum.
Recht, das einem jeden Reichsstande vermöge der
Landeshoheit in Ansehung der Religion zukomme,
solle ungekränkt bleiben. Gleich darauf heißt es
§. 31.: Dessen ungeachtet sollen jedoch evangeli-
sche Unterthanen eines catholischen Landesherren ih-
re Religionsübung mit allem Zugehöre so behal-
ten, wie sie solche zu irgend einer Zeit des Jahres
1624. gehabt haben. In Beziehung auf diese
Verordnung werden hernach in dem darauf folgen-
den §. 33. alle Urtheile, Verträge und Verglei-
che, die mit dem Religionszustande, wie er im
Jahre 1624. gewesen, nicht übereinstimmen, für
nichtig und unkräftig erkläret, mit dem ausdrück-
lichen Zusatze: daß nur die Observanz des Jah-
res 1624. als Regel gelten solle (c).

Wenn also gleich im §. 31. nur der AusdruckVIII.
vorkam: daß evangelische Unterthanen eines catho-
lischen Landesherrn behalten sollten, was sie im
Jahre 1624 gehabt hätten; so war doch damit
nicht die Meynung, daß sie zufrieden seyn müßten,
wenn ihnen im strengsten Verstande eigentlich
nichts genommen würde, und daß hingegen nichts
dabey zu erinnern wäre, wenn gleich neben dem
Gottesdienste, den sie im Jahre 1624. für sich
alleine gehabt hätten, jetzt neben her auch noch ein
catholischer Gottesdienst eingeführet würde. Gnug
wo 1624. nur einerley Religionsübung gewesen
war, und jetzt zweyerley Gottesdienst seyn sollte,

da
(c) Osnabr. Fr. Art. 5. §. 33.: "annihilatis
omnibus anni 1624. obseruantiae, vtpote quae in-
star regulae obtineat
, contrariis latis sententiis,
reuersalibus, pactis" &c.
P 4

8) Simultaneum.
Recht, das einem jeden Reichsſtande vermoͤge der
Landeshoheit in Anſehung der Religion zukomme,
ſolle ungekraͤnkt bleiben. Gleich darauf heißt es
§. 31.: Deſſen ungeachtet ſollen jedoch evangeli-
ſche Unterthanen eines catholiſchen Landesherren ih-
re Religionsuͤbung mit allem Zugehoͤre ſo behal-
ten, wie ſie ſolche zu irgend einer Zeit des Jahres
1624. gehabt haben. In Beziehung auf dieſe
Verordnung werden hernach in dem darauf folgen-
den §. 33. alle Urtheile, Vertraͤge und Verglei-
che, die mit dem Religionszuſtande, wie er im
Jahre 1624. geweſen, nicht uͤbereinſtimmen, fuͤr
nichtig und unkraͤftig erklaͤret, mit dem ausdruͤck-
lichen Zuſatze: daß nur die Obſervanz des Jah-
res 1624. als Regel gelten ſolle (c).

Wenn alſo gleich im §. 31. nur der AusdruckVIII.
vorkam: daß evangeliſche Unterthanen eines catho-
liſchen Landesherrn behalten ſollten, was ſie im
Jahre 1624 gehabt haͤtten; ſo war doch damit
nicht die Meynung, daß ſie zufrieden ſeyn muͤßten,
wenn ihnen im ſtrengſten Verſtande eigentlich
nichts genommen wuͤrde, und daß hingegen nichts
dabey zu erinnern waͤre, wenn gleich neben dem
Gottesdienſte, den ſie im Jahre 1624. fuͤr ſich
alleine gehabt haͤtten, jetzt neben her auch noch ein
catholiſcher Gottesdienſt eingefuͤhret wuͤrde. Gnug
wo 1624. nur einerley Religionsuͤbung geweſen
war, und jetzt zweyerley Gottesdienſt ſeyn ſollte,

da
(c) Osnabr. Fr. Art. 5. §. 33.: ”annihilatis
omnibus anni 1624. obſeruantiae, vtpote quae in-
ſtar regulae obtineat
, contrariis latis ſententiis,
reuerſalibus, pactis” &c.
P 4
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[231/0273] 8) Simultaneum. Recht, das einem jeden Reichsſtande vermoͤge der Landeshoheit in Anſehung der Religion zukomme, ſolle ungekraͤnkt bleiben. Gleich darauf heißt es §. 31.: Deſſen ungeachtet ſollen jedoch evangeli- ſche Unterthanen eines catholiſchen Landesherren ih- re Religionsuͤbung mit allem Zugehoͤre ſo behal- ten, wie ſie ſolche zu irgend einer Zeit des Jahres 1624. gehabt haben. In Beziehung auf dieſe Verordnung werden hernach in dem darauf folgen- den §. 33. alle Urtheile, Vertraͤge und Verglei- che, die mit dem Religionszuſtande, wie er im Jahre 1624. geweſen, nicht uͤbereinſtimmen, fuͤr nichtig und unkraͤftig erklaͤret, mit dem ausdruͤck- lichen Zuſatze: daß nur die Obſervanz des Jah- res 1624. als Regel gelten ſolle (c). Wenn alſo gleich im §. 31. nur der Ausdruck vorkam: daß evangeliſche Unterthanen eines catho- liſchen Landesherrn behalten ſollten, was ſie im Jahre 1624 gehabt haͤtten; ſo war doch damit nicht die Meynung, daß ſie zufrieden ſeyn muͤßten, wenn ihnen im ſtrengſten Verſtande eigentlich nichts genommen wuͤrde, und daß hingegen nichts dabey zu erinnern waͤre, wenn gleich neben dem Gottesdienſte, den ſie im Jahre 1624. fuͤr ſich alleine gehabt haͤtten, jetzt neben her auch noch ein catholiſcher Gottesdienſt eingefuͤhret wuͤrde. Gnug wo 1624. nur einerley Religionsuͤbung geweſen war, und jetzt zweyerley Gottesdienſt ſeyn ſollte, da VIII. (c) Osnabr. Fr. Art. 5. §. 33.: ”annihilatis omnibus anni 1624. obſeruantiae, vtpote quae in- ſtar regulae obtineat, contrariis latis ſententiis, reuerſalibus, pactis” &c. P 4

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/273>, abgerufen am 22.11.2024.