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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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VII. Neuere Zeit. Westph. Fr. 1648.
Reichshofrath nach seiner ursprünglichen Bestim-
mung mit der Reichshofcanzley gewesen war,
hatte man in vorigen Zeiten dem Churfürsten von
Mainz wohl zugestanden, (wie noch die Reichs-
hofrathsordnung des Kaiser Matthias vom Jahre
1617. es beschreibt) "den Reichshofrath zu besu-
chen, und demselben zu präsidiren, auch mit des
Kaisers Vorwissen denselben sonst nach Erheischung
der Nothdurft zu visitiren." Doch diese Churmain-
zische Visitation war mit der, wie sie am Cammer-
gerichte üblich war, in gar keine Vergleichung zu
stellen; gab also wiederum Stoff zu einem Vor-
wurfe, den man dem Reichshofrathe machte, daß
die Reichsstände nicht das Vertrauen zu demsel-
ben, wie zum Cammergerichte, haben könnten. Im
Osnabrückischen Frieden wurde hierüber nur das
verfüget: "Die Visitation des Reichshofraths solle
vom Churfürsten von Mainz geschehen, so oft es
nöthig seyn möchte, mit Beobachtung dessen, was
auf dem Reichstage von gesammten Reichs wegen
deshalb gut gefunden werden möchte." (In der
Reichshofrathsordnung sagt Ferdinand der III.:
"Soviel die Visitation unsers Reichshofraths be-
treffen thut, laßen wir es bey der Verordnung
des zu Münster und Osnabrück aufgerichteten Frie-
densschlusses allerdings verbleiben." In den neue-
sten Wahlcapitulationen stehet seit 1742. noch fol-
gende Stelle: "Wir sollen und wollen ein Reichs-
gutachten über das, was im Westphälischen Frie-
den zur nächsten Reichsdeliberation ausgesetzt wor-
den, und den modum visitandi (die Art und
Weise der Visitation des Reichshofraths) betrifft,
erfordern, und dem darauf erfolgenden Reichs-
schluß seine gehörige Kraft und Nachdruck geben;

inzwi-

VII. Neuere Zeit. Weſtph. Fr. 1648.
Reichshofrath nach ſeiner urſpruͤnglichen Beſtim-
mung mit der Reichshofcanzley geweſen war,
hatte man in vorigen Zeiten dem Churfuͤrſten von
Mainz wohl zugeſtanden, (wie noch die Reichs-
hofrathsordnung des Kaiſer Matthias vom Jahre
1617. es beſchreibt) ”den Reichshofrath zu beſu-
chen, und demſelben zu praͤſidiren, auch mit des
Kaiſers Vorwiſſen denſelben ſonſt nach Erheiſchung
der Nothdurft zu viſitiren.” Doch dieſe Churmain-
ziſche Viſitation war mit der, wie ſie am Cammer-
gerichte uͤblich war, in gar keine Vergleichung zu
ſtellen; gab alſo wiederum Stoff zu einem Vor-
wurfe, den man dem Reichshofrathe machte, daß
die Reichsſtaͤnde nicht das Vertrauen zu demſel-
ben, wie zum Cammergerichte, haben koͤnnten. Im
Osnabruͤckiſchen Frieden wurde hieruͤber nur das
verfuͤget: ”Die Viſitation des Reichshofraths ſolle
vom Churfuͤrſten von Mainz geſchehen, ſo oft es
noͤthig ſeyn moͤchte, mit Beobachtung deſſen, was
auf dem Reichstage von geſammten Reichs wegen
deshalb gut gefunden werden moͤchte.” (In der
Reichshofrathsordnung ſagt Ferdinand der III.:
”Soviel die Viſitation unſers Reichshofraths be-
treffen thut, laßen wir es bey der Verordnung
des zu Muͤnſter und Osnabruͤck aufgerichteten Frie-
densſchluſſes allerdings verbleiben.” In den neue-
ſten Wahlcapitulationen ſtehet ſeit 1742. noch fol-
gende Stelle: ”Wir ſollen und wollen ein Reichs-
gutachten uͤber das, was im Weſtphaͤliſchen Frie-
den zur naͤchſten Reichsdeliberation ausgeſetzt wor-
den, und den modum viſitandi (die Art und
Weiſe der Viſitation des Reichshofraths) betrifft,
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ſchluß ſeine gehoͤrige Kraft und Nachdruck geben;

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[100/0142] VII. Neuere Zeit. Weſtph. Fr. 1648. Reichshofrath nach ſeiner urſpruͤnglichen Beſtim- mung mit der Reichshofcanzley geweſen war, hatte man in vorigen Zeiten dem Churfuͤrſten von Mainz wohl zugeſtanden, (wie noch die Reichs- hofrathsordnung des Kaiſer Matthias vom Jahre 1617. es beſchreibt) ”den Reichshofrath zu beſu- chen, und demſelben zu praͤſidiren, auch mit des Kaiſers Vorwiſſen denſelben ſonſt nach Erheiſchung der Nothdurft zu viſitiren.” Doch dieſe Churmain- ziſche Viſitation war mit der, wie ſie am Cammer- gerichte uͤblich war, in gar keine Vergleichung zu ſtellen; gab alſo wiederum Stoff zu einem Vor- wurfe, den man dem Reichshofrathe machte, daß die Reichsſtaͤnde nicht das Vertrauen zu demſel- ben, wie zum Cammergerichte, haben koͤnnten. Im Osnabruͤckiſchen Frieden wurde hieruͤber nur das verfuͤget: ”Die Viſitation des Reichshofraths ſolle vom Churfuͤrſten von Mainz geſchehen, ſo oft es noͤthig ſeyn moͤchte, mit Beobachtung deſſen, was auf dem Reichstage von geſammten Reichs wegen deshalb gut gefunden werden moͤchte.” (In der Reichshofrathsordnung ſagt Ferdinand der III.: ”Soviel die Viſitation unſers Reichshofraths be- treffen thut, laßen wir es bey der Verordnung des zu Muͤnſter und Osnabruͤck aufgerichteten Frie- densſchluſſes allerdings verbleiben.” In den neue- ſten Wahlcapitulationen ſtehet ſeit 1742. noch fol- gende Stelle: ”Wir ſollen und wollen ein Reichs- gutachten uͤber das, was im Weſtphaͤliſchen Frie- den zur naͤchſten Reichsdeliberation ausgeſetzt wor- den, und den modum viſitandi (die Art und Weiſe der Viſitation des Reichshofraths) betrifft, erfordern, und dem darauf erfolgenden Reichs- ſchluß ſeine gehoͤrige Kraft und Nachdruck geben; inzwi-

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/142>, abgerufen am 22.11.2024.