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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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VII. Neuere Zeit. Westph. Fr. 1648.
dieser beiden Religionen zur andern übergehen,
oder einen Landesfolger von der andern Religion
bekommen würde, ganz genau bestimmt. In bei-
den Fällen sollte der Landesherr nicht nur den Hof-
gottesdienst nach seiner Religion in seiner Residenz
zu halten, sondern auch im Lande seinen Glaubens-
genossen ihre Religionsübung zu gestatten berech-
tiget seyn; jedoch dem andern Religionstheile sonst
keinen Nachtheil zufügen, deren Gottesdienst, Con-
sistorium und ganzes Kirchen- und Schulwesen viel-
mehr unverändert bleiben sollte.


IV.

Nach dieser Richtschnur konnte das seit 1613.
der reformirten Religion zugethane Churhaus Bran-
denburg, als es hernach 1680. zum Besitz des
Herzogthums Magdeburg kam, das bis dahin Lu-
therische Landesherren gehabt hatte, z. B. zu Halle
in der so genannten Residenz den reformirten Got-
tesdienst halten laßen. Aber die Stadtkirchen blie-
ben Lutherisch, und auf der 1697. daselbst errich-
teten Universität wurden die theologischen und phi-
losophischen Lehrstellen nicht anders als mit Luthe-
rischen Lehrern besetzt. Im Zerbstischen (n) und

Han-
(n) Von den Söhnen des Fürsten Joachim Ernsts
von Anhalt (+ 1586.), der sich zur reformirten
Religion bekannt hatte, war der Fürst Rudolf von
Anhaltzerbst 1622., mit Hinterlaßung einer Luthe-
rischen Gemahlinn, Magdalene gebohrner Grä-
finn von Oldenburg, gestorben, die hernach ihren
Sohn, Johannes (geb. 1621.) bey ihrem Bruder
in der Lutherischen Religion erziehen ließ. Das
war der Grund der Veränderungen, die im Zerb-
stischen zum Vortheile der Lutherischen Religion
vorgiengen.

VII. Neuere Zeit. Weſtph. Fr. 1648.
dieſer beiden Religionen zur andern uͤbergehen,
oder einen Landesfolger von der andern Religion
bekommen wuͤrde, ganz genau beſtimmt. In bei-
den Faͤllen ſollte der Landesherr nicht nur den Hof-
gottesdienſt nach ſeiner Religion in ſeiner Reſidenz
zu halten, ſondern auch im Lande ſeinen Glaubens-
genoſſen ihre Religionsuͤbung zu geſtatten berech-
tiget ſeyn; jedoch dem andern Religionstheile ſonſt
keinen Nachtheil zufuͤgen, deren Gottesdienſt, Con-
ſiſtorium und ganzes Kirchen- und Schulweſen viel-
mehr unveraͤndert bleiben ſollte.


IV.

Nach dieſer Richtſchnur konnte das ſeit 1613.
der reformirten Religion zugethane Churhaus Bran-
denburg, als es hernach 1680. zum Beſitz des
Herzogthums Magdeburg kam, das bis dahin Lu-
theriſche Landesherren gehabt hatte, z. B. zu Halle
in der ſo genannten Reſidenz den reformirten Got-
tesdienſt halten laßen. Aber die Stadtkirchen blie-
ben Lutheriſch, und auf der 1697. daſelbſt errich-
teten Univerſitaͤt wurden die theologiſchen und phi-
loſophiſchen Lehrſtellen nicht anders als mit Luthe-
riſchen Lehrern beſetzt. Im Zerbſtiſchen (n) und

Han-
(n) Von den Soͤhnen des Fuͤrſten Joachim Ernſts
von Anhalt († 1586.), der ſich zur reformirten
Religion bekannt hatte, war der Fuͤrſt Rudolf von
Anhaltzerbſt 1622., mit Hinterlaßung einer Luthe-
riſchen Gemahlinn, Magdalene gebohrner Graͤ-
finn von Oldenburg, geſtorben, die hernach ihren
Sohn, Johannes (geb. 1621.) bey ihrem Bruder
in der Lutheriſchen Religion erziehen ließ. Das
war der Grund der Veraͤnderungen, die im Zerb-
ſtiſchen zum Vortheile der Lutheriſchen Religion
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[66/0108] VII. Neuere Zeit. Weſtph. Fr. 1648. dieſer beiden Religionen zur andern uͤbergehen, oder einen Landesfolger von der andern Religion bekommen wuͤrde, ganz genau beſtimmt. In bei- den Faͤllen ſollte der Landesherr nicht nur den Hof- gottesdienſt nach ſeiner Religion in ſeiner Reſidenz zu halten, ſondern auch im Lande ſeinen Glaubens- genoſſen ihre Religionsuͤbung zu geſtatten berech- tiget ſeyn; jedoch dem andern Religionstheile ſonſt keinen Nachtheil zufuͤgen, deren Gottesdienſt, Con- ſiſtorium und ganzes Kirchen- und Schulweſen viel- mehr unveraͤndert bleiben ſollte. Nach dieſer Richtſchnur konnte das ſeit 1613. der reformirten Religion zugethane Churhaus Bran- denburg, als es hernach 1680. zum Beſitz des Herzogthums Magdeburg kam, das bis dahin Lu- theriſche Landesherren gehabt hatte, z. B. zu Halle in der ſo genannten Reſidenz den reformirten Got- tesdienſt halten laßen. Aber die Stadtkirchen blie- ben Lutheriſch, und auf der 1697. daſelbſt errich- teten Univerſitaͤt wurden die theologiſchen und phi- loſophiſchen Lehrſtellen nicht anders als mit Luthe- riſchen Lehrern beſetzt. Im Zerbſtiſchen (n) und Han- (n) Von den Soͤhnen des Fuͤrſten Joachim Ernſts von Anhalt († 1586.), der ſich zur reformirten Religion bekannt hatte, war der Fuͤrſt Rudolf von Anhaltzerbſt 1622., mit Hinterlaßung einer Luthe- riſchen Gemahlinn, Magdalene gebohrner Graͤ- finn von Oldenburg, geſtorben, die hernach ihren Sohn, Johannes (geb. 1621.) bey ihrem Bruder in der Lutheriſchen Religion erziehen ließ. Das war der Grund der Veraͤnderungen, die im Zerb- ſtiſchen zum Vortheile der Lutheriſchen Religion vorgiengen.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/108>, abgerufen am 28.11.2024.