Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite
6) Carolinger im Flor 752-814.

Ehe Carl noch den ersten Feldzug in ItalienV.
gethan hatte, griff er schon 773. die Sachsen an,
die er durchaus unter seine Botmäßigkeit und zu-
gleich zu seiner Religion bringen wollte. Damit
brachte er aber noch 33. Jahre zu, in welcher Zeit
es ihm 20. Feldzüge gegen die Sachsen kostete,
ehe er seinen Zweck erreichte. Zwischendurch ward
er aber noch in verschiedene Kriege in anderen
Gegenden verwickelt, die es nur bewundernswür-
dig machen, wie er in so großen Entfernungen
bald an dieser bald an der andern äußersten Gränze
seiner Staaten beynahe Jahraus Jahrein mit
großen Kriegsheeren im Felde liegen müßen, und
am Ende meist überall neue Lorbeeren und Erwei-
terungen seines Reichs davon getragen.

Einen solchen Zug unternahm er 778. in Spa-VI.
nien, da ein Saracenischer König Ibinalarabi von778
Saragossa, den ein anderer Saracenischer König,
Abdaram von Cordova, verdrängt hatte, bis nach
Paderborn gekommen war, um Carls Beystand zu
erflehen. Ein Umstand, der für Carln desto glor-
reicher war, je lebhafter seinem Volke noch die
Erinnerung seyn mußte, daß noch keine fünfzig
Jahre verflossen waren, da eine Saracenische Macht
von Spanien aus die ganze Fränkische Nation in
die größte Gefahr gesetzt hatte. Carl benutzte diese
Gelegenheit, die westliche Gränze seines Reichs
über die Pyrenäischen Gebirge hinaus bis an den
Ebrofluß zu erweitern.



In dem Kriege mit den Sachsen kam CarlVII.
erst von der Zeit an etwas mehr vorwärts, als

er
D 4
6) Carolinger im Flor 752-814.

Ehe Carl noch den erſten Feldzug in ItalienV.
gethan hatte, griff er ſchon 773. die Sachſen an,
die er durchaus unter ſeine Botmaͤßigkeit und zu-
gleich zu ſeiner Religion bringen wollte. Damit
brachte er aber noch 33. Jahre zu, in welcher Zeit
es ihm 20. Feldzuͤge gegen die Sachſen koſtete,
ehe er ſeinen Zweck erreichte. Zwiſchendurch ward
er aber noch in verſchiedene Kriege in anderen
Gegenden verwickelt, die es nur bewundernswuͤr-
dig machen, wie er in ſo großen Entfernungen
bald an dieſer bald an der andern aͤußerſten Graͤnze
ſeiner Staaten beynahe Jahraus Jahrein mit
großen Kriegsheeren im Felde liegen muͤßen, und
am Ende meiſt uͤberall neue Lorbeeren und Erwei-
terungen ſeines Reichs davon getragen.

Einen ſolchen Zug unternahm er 778. in Spa-VI.
nien, da ein Saraceniſcher Koͤnig Ibinalarabi von778
Saragoſſa, den ein anderer Saraceniſcher Koͤnig,
Abdaram von Cordova, verdraͤngt hatte, bis nach
Paderborn gekommen war, um Carls Beyſtand zu
erflehen. Ein Umſtand, der fuͤr Carln deſto glor-
reicher war, je lebhafter ſeinem Volke noch die
Erinnerung ſeyn mußte, daß noch keine fuͤnfzig
Jahre verfloſſen waren, da eine Saraceniſche Macht
von Spanien aus die ganze Fraͤnkiſche Nation in
die groͤßte Gefahr geſetzt hatte. Carl benutzte dieſe
Gelegenheit, die weſtliche Graͤnze ſeines Reichs
uͤber die Pyrenaͤiſchen Gebirge hinaus bis an den
Ebrofluß zu erweitern.



In dem Kriege mit den Sachſen kam CarlVII.
erſt von der Zeit an etwas mehr vorwaͤrts, als

er
D 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0089" n="55"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">6) Carolinger im Flor 752-814.</hi> </fw><lb/>
          <p>Ehe Carl noch den er&#x017F;ten Feldzug in Italien<note place="right"><hi rendition="#aq">V.</hi></note><lb/>
gethan hatte, griff er &#x017F;chon 773. die <hi rendition="#fr">Sach&#x017F;en</hi> an,<lb/>
die er durchaus unter &#x017F;eine Botma&#x0364;ßigkeit und zu-<lb/>
gleich zu &#x017F;einer Religion bringen wollte. Damit<lb/>
brachte er aber noch 33. Jahre zu, in welcher Zeit<lb/>
es ihm 20. Feldzu&#x0364;ge gegen die Sach&#x017F;en ko&#x017F;tete,<lb/>
ehe er &#x017F;einen Zweck erreichte. Zwi&#x017F;chendurch ward<lb/>
er aber noch in ver&#x017F;chiedene Kriege in anderen<lb/>
Gegenden verwickelt, die es nur bewundernswu&#x0364;r-<lb/>
dig machen, wie er in &#x017F;o großen Entfernungen<lb/>
bald an die&#x017F;er bald an der andern a&#x0364;ußer&#x017F;ten Gra&#x0364;nze<lb/>
&#x017F;einer Staaten beynahe Jahraus Jahrein mit<lb/>
großen Kriegsheeren im Felde liegen mu&#x0364;ßen, und<lb/>
am Ende mei&#x017F;t u&#x0364;berall neue Lorbeeren und Erwei-<lb/>
terungen &#x017F;eines Reichs davon getragen.</p><lb/>
          <p>Einen &#x017F;olchen Zug unternahm er 778. in <hi rendition="#fr">Spa-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">VI.</hi></note><lb/><hi rendition="#fr">nien, da</hi> ein Saraceni&#x017F;cher Ko&#x0364;nig Ibinalarabi von<note place="right">778</note><lb/>
Sarago&#x017F;&#x017F;a, den ein anderer Saraceni&#x017F;cher Ko&#x0364;nig,<lb/>
Abdaram von Cordova, verdra&#x0364;ngt hatte, bis nach<lb/>
Paderborn gekommen war, um Carls Bey&#x017F;tand zu<lb/>
erflehen. Ein Um&#x017F;tand, der fu&#x0364;r Carln de&#x017F;to glor-<lb/>
reicher war, je lebhafter &#x017F;einem Volke noch die<lb/>
Erinnerung &#x017F;eyn mußte, daß noch keine fu&#x0364;nfzig<lb/>
Jahre verflo&#x017F;&#x017F;en waren, da eine Saraceni&#x017F;che Macht<lb/>
von Spanien aus die ganze Fra&#x0364;nki&#x017F;che Nation in<lb/>
die gro&#x0364;ßte Gefahr ge&#x017F;etzt hatte. Carl benutzte die&#x017F;e<lb/>
Gelegenheit, die we&#x017F;tliche Gra&#x0364;nze &#x017F;eines Reichs<lb/>
u&#x0364;ber die Pyrena&#x0364;i&#x017F;chen Gebirge hinaus bis an den<lb/>
Ebrofluß zu erweitern.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>In dem Kriege mit den <hi rendition="#fr">Sach&#x017F;en</hi> kam Carl<note place="right"><hi rendition="#aq">VII.</hi></note><lb/>
er&#x017F;t von der Zeit an etwas mehr vorwa&#x0364;rts, als<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 4</fw><fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0089] 6) Carolinger im Flor 752-814. Ehe Carl noch den erſten Feldzug in Italien gethan hatte, griff er ſchon 773. die Sachſen an, die er durchaus unter ſeine Botmaͤßigkeit und zu- gleich zu ſeiner Religion bringen wollte. Damit brachte er aber noch 33. Jahre zu, in welcher Zeit es ihm 20. Feldzuͤge gegen die Sachſen koſtete, ehe er ſeinen Zweck erreichte. Zwiſchendurch ward er aber noch in verſchiedene Kriege in anderen Gegenden verwickelt, die es nur bewundernswuͤr- dig machen, wie er in ſo großen Entfernungen bald an dieſer bald an der andern aͤußerſten Graͤnze ſeiner Staaten beynahe Jahraus Jahrein mit großen Kriegsheeren im Felde liegen muͤßen, und am Ende meiſt uͤberall neue Lorbeeren und Erwei- terungen ſeines Reichs davon getragen. V. Einen ſolchen Zug unternahm er 778. in Spa- nien, da ein Saraceniſcher Koͤnig Ibinalarabi von Saragoſſa, den ein anderer Saraceniſcher Koͤnig, Abdaram von Cordova, verdraͤngt hatte, bis nach Paderborn gekommen war, um Carls Beyſtand zu erflehen. Ein Umſtand, der fuͤr Carln deſto glor- reicher war, je lebhafter ſeinem Volke noch die Erinnerung ſeyn mußte, daß noch keine fuͤnfzig Jahre verfloſſen waren, da eine Saraceniſche Macht von Spanien aus die ganze Fraͤnkiſche Nation in die groͤßte Gefahr geſetzt hatte. Carl benutzte dieſe Gelegenheit, die weſtliche Graͤnze ſeines Reichs uͤber die Pyrenaͤiſchen Gebirge hinaus bis an den Ebrofluß zu erweitern. VI. 778 In dem Kriege mit den Sachſen kam Carl erſt von der Zeit an etwas mehr vorwaͤrts, als er VII. D 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/89
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/89>, abgerufen am 25.11.2024.