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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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I. Alte Zeiten bis 888.
Wittwe Carlmanns, mit ihren Söhnen in Verona
aufgenommen, auch anderen aus Carls Reiche ge-
flüchteten Mißvergnügten Schutz gegeben. End-
lich rief selbst der Pabst Hadrian der I. gegen
Feindseligkeiten, die Desiderius wider ihn ange-
fangen hatte, Carln als Schutzherrn der Römi-
774schen Kirche zu Hülfe. Darüber zog Carl 774.
mit zwey Kriegsheeren über die Alpen, und be-
mächtigte sich mit einem Treffen zwischen Novara
und Pavia, und mit der Eroberung von Verona
und Pavia des ganzen Longobardischen Königreichs.
Zu Pavia fiel ihm selbst Desiderius in die Hände,
den er in ein Französisches Kloster schickte. Von
dieser Zeit an nahm er den Titel König der Lon-
gobarden an, und machte also diesem bisher 206.
Jahre gestandenen Longobardischen Königreiche ein
Ende. Adalgis, Desiderius Sohn, war zwar zu
den Griechen geflüchtet, und machte nach Carls
Rückzug in Verbindung mit den Longobardischen
Herzogen von Friaul, Spoleto und Benevent neue
Bewegungen. Allein Carl fand sich 776. bald
wieder persönlich ein, und behielt überall die Ober-
hand. An statt jener Herzoge setzte er hernach
meist Fränkische Grafen. So befestigte er in we-
nig Jahren die Eroberung eines Landes, das we-
gen seines fruchtbaren Bodens, und wegen der
vielen Städte, womit es angebauet war, insonder-
heit der damals beynahe in alleinigem Besitz der
Handlung blühenden Städte Genua, Florenz, Pisa
und Venedig, als das vorzüglichste in ganz Euro-
pa angesehen wurde. Unter andern konnte Carl
davon manchen Stoff hernehmen, um auch seinen
übrigen Staaten mehr Cultur mitzutheilen.




Ehe

I. Alte Zeiten bis 888.
Wittwe Carlmanns, mit ihren Soͤhnen in Verona
aufgenommen, auch anderen aus Carls Reiche ge-
fluͤchteten Mißvergnuͤgten Schutz gegeben. End-
lich rief ſelbſt der Pabſt Hadrian der I. gegen
Feindſeligkeiten, die Deſiderius wider ihn ange-
fangen hatte, Carln als Schutzherrn der Roͤmi-
774ſchen Kirche zu Huͤlfe. Daruͤber zog Carl 774.
mit zwey Kriegsheeren uͤber die Alpen, und be-
maͤchtigte ſich mit einem Treffen zwiſchen Novara
und Pavia, und mit der Eroberung von Verona
und Pavia des ganzen Longobardiſchen Koͤnigreichs.
Zu Pavia fiel ihm ſelbſt Deſiderius in die Haͤnde,
den er in ein Franzoͤſiſches Kloſter ſchickte. Von
dieſer Zeit an nahm er den Titel Koͤnig der Lon-
gobarden an, und machte alſo dieſem bisher 206.
Jahre geſtandenen Longobardiſchen Koͤnigreiche ein
Ende. Adalgis, Deſiderius Sohn, war zwar zu
den Griechen gefluͤchtet, und machte nach Carls
Ruͤckzug in Verbindung mit den Longobardiſchen
Herzogen von Friaul, Spoleto und Benevent neue
Bewegungen. Allein Carl fand ſich 776. bald
wieder perſoͤnlich ein, und behielt uͤberall die Ober-
hand. An ſtatt jener Herzoge ſetzte er hernach
meiſt Fraͤnkiſche Grafen. So befeſtigte er in we-
nig Jahren die Eroberung eines Landes, das we-
gen ſeines fruchtbaren Bodens, und wegen der
vielen Staͤdte, womit es angebauet war, inſonder-
heit der damals beynahe in alleinigem Beſitz der
Handlung bluͤhenden Staͤdte Genua, Florenz, Piſa
und Venedig, als das vorzuͤglichſte in ganz Euro-
pa angeſehen wurde. Unter andern konnte Carl
davon manchen Stoff hernehmen, um auch ſeinen
uͤbrigen Staaten mehr Cultur mitzutheilen.




Ehe
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[54/0088] I. Alte Zeiten bis 888. Wittwe Carlmanns, mit ihren Soͤhnen in Verona aufgenommen, auch anderen aus Carls Reiche ge- fluͤchteten Mißvergnuͤgten Schutz gegeben. End- lich rief ſelbſt der Pabſt Hadrian der I. gegen Feindſeligkeiten, die Deſiderius wider ihn ange- fangen hatte, Carln als Schutzherrn der Roͤmi- ſchen Kirche zu Huͤlfe. Daruͤber zog Carl 774. mit zwey Kriegsheeren uͤber die Alpen, und be- maͤchtigte ſich mit einem Treffen zwiſchen Novara und Pavia, und mit der Eroberung von Verona und Pavia des ganzen Longobardiſchen Koͤnigreichs. Zu Pavia fiel ihm ſelbſt Deſiderius in die Haͤnde, den er in ein Franzoͤſiſches Kloſter ſchickte. Von dieſer Zeit an nahm er den Titel Koͤnig der Lon- gobarden an, und machte alſo dieſem bisher 206. Jahre geſtandenen Longobardiſchen Koͤnigreiche ein Ende. Adalgis, Deſiderius Sohn, war zwar zu den Griechen gefluͤchtet, und machte nach Carls Ruͤckzug in Verbindung mit den Longobardiſchen Herzogen von Friaul, Spoleto und Benevent neue Bewegungen. Allein Carl fand ſich 776. bald wieder perſoͤnlich ein, und behielt uͤberall die Ober- hand. An ſtatt jener Herzoge ſetzte er hernach meiſt Fraͤnkiſche Grafen. So befeſtigte er in we- nig Jahren die Eroberung eines Landes, das we- gen ſeines fruchtbaren Bodens, und wegen der vielen Staͤdte, womit es angebauet war, inſonder- heit der damals beynahe in alleinigem Beſitz der Handlung bluͤhenden Staͤdte Genua, Florenz, Piſa und Venedig, als das vorzuͤglichſte in ganz Euro- pa angeſehen wurde. Unter andern konnte Carl davon manchen Stoff hernehmen, um auch ſeinen uͤbrigen Staaten mehr Cultur mitzutheilen. 774 Ehe

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/88>, abgerufen am 22.11.2024.