"Chlodowig habe viele andere Könige und Ver- "wandte, über die er eifersüchtig gewesen wäre, "daß sie ihm (oder vielleicht seinen Nachkommen) "sein Reich nehmen möchten, umbringen laßen, "und damit seinem Reiche erst seinen völligen Um- "fang gegeben" (s).
So lange Chlodowig lebte, blieb das Bur-X. gundische Reich noch in seinem Bestande. Aber unter seinen Söhnen ward es im Jahre 534. mit Krieg überzogen, und unter ihre Hoheit gebracht.
Das heutige Provence gehörte damals nochXI. zum Ostgothischen Königreiche in Italien, das aber jetzt schon einen Angriff von Seiten der Griechi- schen Kaiser zu besorgen hatte. Um in dieser Ver- legenheit die Fränkischen Könige zu Freunden, we- nigstens nicht zu Feinden zu haben, trat der Ost- gothische König Vitiges im Jahre 536. nicht nur Provence, sondern auch was er noch auf Teut- schem Boden von Rhätien besaß, den Fränkischen Königen ab.
So bildete sich gleich unter Chlodowig undXII. seinen Söhnen die Fränkische Monarchie sowohl im heutigen Frankreich als in Teutschland in ihrem völligen Umfange, wie sie vorerst unter diesem ganzen regierenden Stamme des Merovinger Ge- schlechtes blieb; obgleich unter mehreren Brüdern verschiedentlich Theilungen geschahen, da insonder-
heit
(s)Greg. Tvr. lib. 2. cap. 42.: "Interfe- ctisque et aliis multis regibus et parentibus suis, de quibus zelum habebat, ne ei regnum aufer- rent, regnum per totas Gallias dilatauit."
4) Merovinger a) Aufkommen 486-561.
”Chlodowig habe viele andere Koͤnige und Ver- „wandte, uͤber die er eiferſuͤchtig geweſen waͤre, „daß ſie ihm (oder vielleicht ſeinen Nachkommen) „ſein Reich nehmen moͤchten, umbringen laßen, „und damit ſeinem Reiche erſt ſeinen voͤlligen Um- „fang gegeben” (s).
So lange Chlodowig lebte, blieb das Bur-X. gundiſche Reich noch in ſeinem Beſtande. Aber unter ſeinen Soͤhnen ward es im Jahre 534. mit Krieg uͤberzogen, und unter ihre Hoheit gebracht.
Das heutige Provence gehoͤrte damals nochXI. zum Oſtgothiſchen Koͤnigreiche in Italien, das aber jetzt ſchon einen Angriff von Seiten der Griechi- ſchen Kaiſer zu beſorgen hatte. Um in dieſer Ver- legenheit die Fraͤnkiſchen Koͤnige zu Freunden, we- nigſtens nicht zu Feinden zu haben, trat der Oſt- gothiſche Koͤnig Vitiges im Jahre 536. nicht nur Provence, ſondern auch was er noch auf Teut- ſchem Boden von Rhaͤtien beſaß, den Fraͤnkiſchen Koͤnigen ab.
So bildete ſich gleich unter Chlodowig undXII. ſeinen Soͤhnen die Fraͤnkiſche Monarchie ſowohl im heutigen Frankreich als in Teutſchland in ihrem voͤlligen Umfange, wie ſie vorerſt unter dieſem ganzen regierenden Stamme des Merovinger Ge- ſchlechtes blieb; obgleich unter mehreren Bruͤdern verſchiedentlich Theilungen geſchahen, da inſonder-
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(s)Greg. Tvr. lib. 2. cap. 42.: ”Interfe- ctisque et aliis multis regibus et parentibus ſuis, de quibus zelum habebat, ne ei regnum aufer- rent, regnum per totas Gallias dilatauit.”
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4) Merovinger a) Aufkommen 486-561.
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„daß ſie ihm (oder vielleicht ſeinen Nachkommen)
„ſein Reich nehmen moͤchten, umbringen laßen,
„und damit ſeinem Reiche erſt ſeinen voͤlligen Um-
„fang gegeben” (s).
So lange Chlodowig lebte, blieb das Bur-
gundiſche Reich noch in ſeinem Beſtande. Aber
unter ſeinen Soͤhnen ward es im Jahre 534. mit
Krieg uͤberzogen, und unter ihre Hoheit gebracht.
X.
Das heutige Provence gehoͤrte damals noch
zum Oſtgothiſchen Koͤnigreiche in Italien, das aber
jetzt ſchon einen Angriff von Seiten der Griechi-
ſchen Kaiſer zu beſorgen hatte. Um in dieſer Ver-
legenheit die Fraͤnkiſchen Koͤnige zu Freunden, we-
nigſtens nicht zu Feinden zu haben, trat der Oſt-
gothiſche Koͤnig Vitiges im Jahre 536. nicht nur
Provence, ſondern auch was er noch auf Teut-
ſchem Boden von Rhaͤtien beſaß, den Fraͤnkiſchen
Koͤnigen ab.
XI.
So bildete ſich gleich unter Chlodowig und
ſeinen Soͤhnen die Fraͤnkiſche Monarchie ſowohl
im heutigen Frankreich als in Teutſchland in ihrem
voͤlligen Umfange, wie ſie vorerſt unter dieſem
ganzen regierenden Stamme des Merovinger Ge-
ſchlechtes blieb; obgleich unter mehreren Bruͤdern
verſchiedentlich Theilungen geſchahen, da inſonder-
heit
XII.
(s) Greg. Tvr. lib. 2. cap. 42.: ”Interfe-
ctisque et aliis multis regibus et parentibus ſuis,
de quibus zelum habebat, ne ei regnum aufer-
rent, regnum per totas Gallias dilatauit.”
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/65>, abgerufen am 16.02.2025.
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