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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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3) Christl. Religion bis ins V. Jahrh.
den Rhein und die Donau sich ausgebreitet, und
daß unter Constantin dem Großen, nach dessen
Religionsänderung, schon ganze Christliche Ge-
meinden in den Städten am Rhein und an der
Donau sich hervorgethan haben, sind unwider-
sprechliche Thatsachen. Wenn aber die noch jetzt
in diesen Gegenden vorhandenen Bisthümer und
Erzbisthümer zum Theil die Reihe ihrer ersten Bi-
schöfe und Erzbischöfe bis an die Zeiten der Apo-
stel anketten, und auch nach Constantins Zeiten
ununterbrochen fortführen wollen; so beruhet das
auf Erdichtungen des X. Jahrhunderts, denen jetzt
selbst catholische aufgeklärte Schriftsteller keinen
Glauben mehr beylegen (o). Nur einige Um-
stände sind hier vom Religionszustande jener ersten
Jahrhunderte zu merken, ohne welche die Kirchen-
verfassung der folgenden Zeiten zum Theil bis auf
den heutigen Tag nicht verständlich seyn würde.

Obgleich zu den Zeiten Christi und seiner Apo-III.
stel die Worte Bischof, Aeltester (Presbyter, wor-
aus das im Teutschen zusammengezogene Wort
Priester entstanden,) oder Lehrer und Aufseher
einer Gemeinde für gleichgeltend gehalten, und
nur von Diaconen oder Dienern, die bloß äußer-
liche Dienstleistungen zu verrichten hatten, unter-
schieden waren; so war doch um die Zeit, als das
Christenthum zuerst auf Teutschen Boden kam,
schon gewöhnlich, daß in einer jeden großen Stadt,
wo mehrere Gemeinden in der Stadt und auf dem

Lan-
(o) z. B. Hontheim hist. Treuir. diplom.
tom 1. diss. praelim., Hansitz Germania sacra
tom. 1. p.
17.
B

3) Chriſtl. Religion bis ins V. Jahrh.
den Rhein und die Donau ſich ausgebreitet, und
daß unter Conſtantin dem Großen, nach deſſen
Religionsaͤnderung, ſchon ganze Chriſtliche Ge-
meinden in den Staͤdten am Rhein und an der
Donau ſich hervorgethan haben, ſind unwider-
ſprechliche Thatſachen. Wenn aber die noch jetzt
in dieſen Gegenden vorhandenen Biſthuͤmer und
Erzbiſthuͤmer zum Theil die Reihe ihrer erſten Bi-
ſchoͤfe und Erzbiſchoͤfe bis an die Zeiten der Apo-
ſtel anketten, und auch nach Conſtantins Zeiten
ununterbrochen fortfuͤhren wollen; ſo beruhet das
auf Erdichtungen des X. Jahrhunderts, denen jetzt
ſelbſt catholiſche aufgeklaͤrte Schriftſteller keinen
Glauben mehr beylegen (o). Nur einige Um-
ſtaͤnde ſind hier vom Religionszuſtande jener erſten
Jahrhunderte zu merken, ohne welche die Kirchen-
verfaſſung der folgenden Zeiten zum Theil bis auf
den heutigen Tag nicht verſtaͤndlich ſeyn wuͤrde.

Obgleich zu den Zeiten Chriſti und ſeiner Apo-III.
ſtel die Worte Biſchof, Aelteſter (Presbyter, wor-
aus das im Teutſchen zuſammengezogene Wort
Prieſter entſtanden,) oder Lehrer und Aufſeher
einer Gemeinde fuͤr gleichgeltend gehalten, und
nur von Diaconen oder Dienern, die bloß aͤußer-
liche Dienſtleiſtungen zu verrichten hatten, unter-
ſchieden waren; ſo war doch um die Zeit, als das
Chriſtenthum zuerſt auf Teutſchen Boden kam,
ſchon gewoͤhnlich, daß in einer jeden großen Stadt,
wo mehrere Gemeinden in der Stadt und auf dem

Lan-
(o) z. B. Hontheim hiſt. Treuir. diplom.
tom 1. diſſ. praelim., Hansitz Germania ſacra
tom. 1. p.
17.
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[17/0051] 3) Chriſtl. Religion bis ins V. Jahrh. den Rhein und die Donau ſich ausgebreitet, und daß unter Conſtantin dem Großen, nach deſſen Religionsaͤnderung, ſchon ganze Chriſtliche Ge- meinden in den Staͤdten am Rhein und an der Donau ſich hervorgethan haben, ſind unwider- ſprechliche Thatſachen. Wenn aber die noch jetzt in dieſen Gegenden vorhandenen Biſthuͤmer und Erzbiſthuͤmer zum Theil die Reihe ihrer erſten Bi- ſchoͤfe und Erzbiſchoͤfe bis an die Zeiten der Apo- ſtel anketten, und auch nach Conſtantins Zeiten ununterbrochen fortfuͤhren wollen; ſo beruhet das auf Erdichtungen des X. Jahrhunderts, denen jetzt ſelbſt catholiſche aufgeklaͤrte Schriftſteller keinen Glauben mehr beylegen (o). Nur einige Um- ſtaͤnde ſind hier vom Religionszuſtande jener erſten Jahrhunderte zu merken, ohne welche die Kirchen- verfaſſung der folgenden Zeiten zum Theil bis auf den heutigen Tag nicht verſtaͤndlich ſeyn wuͤrde. Obgleich zu den Zeiten Chriſti und ſeiner Apo- ſtel die Worte Biſchof, Aelteſter (Presbyter, wor- aus das im Teutſchen zuſammengezogene Wort Prieſter entſtanden,) oder Lehrer und Aufſeher einer Gemeinde fuͤr gleichgeltend gehalten, und nur von Diaconen oder Dienern, die bloß aͤußer- liche Dienſtleiſtungen zu verrichten hatten, unter- ſchieden waren; ſo war doch um die Zeit, als das Chriſtenthum zuerſt auf Teutſchen Boden kam, ſchon gewoͤhnlich, daß in einer jeden großen Stadt, wo mehrere Gemeinden in der Stadt und auf dem Lan- III. (o) z. B. Hontheim hiſt. Treuir. diplom. tom 1. diſſ. praelim., Hansitz Germania ſacra tom. 1. p. 17. B

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/51>, abgerufen am 22.11.2024.