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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558.
jesuitischen Schulen, Predigten, Beichtstühlen und
Schriften eifriger betrieben wurde, als die von
der Einheit der Kirche, von der Verdammung aller
nicht zur Römischen Kirche gehörigen Menschen,
und vom Verbrechen der Ketzerey. Nichts wurde
so abscheulich geschildert, als das, was Luther
gelehrt habe. Kein Mittel wurde gespahrt, jedem
catholischen Christen von der frühesten Jugend an
einen wahren Haß und Abscheu, und wo möglich
den äußersten Verfolgungsgeist gegen alle Pro-
restanten
einzuflößen (e). Damit ward vorerst
der Zweck ziemlich erreicht, daß von nun an, wer
einmal catholisch war, und jesuitischen Unterricht
genossen hatte, so leicht nicht mehr sich beykom-
men ließ, sich zur evangelischen Religion zu be-
kennen.


XVI.

Aber nun war man auch darauf bedacht,
vielmehr umgekehrt Protestanten wieder in den
Schoß der catholischen Kirche zurückzubringen.
Hier wurden keine Mittel unversucht gelaßen, wo
nur einige Möglichkeit schien, protestantischen Kö-
nigen und Regenten beyzukommen, und insonder-

heit
(e) In dem mehr erwehnten Sendschreiben
eines Laien S. 10. wird aus der Schrift eines Je-
suiten, Paul Windeck de exstirpandis haereti-
cis
antith.
2. folgende Stelle angeführt: "Luthe-
rani mortis supplicio exterminandi, interficiendi,
propulsandi, reprimendi, delendi, vstionibus et
sectionibus exscindendi, tollendi, explodendi, vi-
riliter exstirpandi, trucidandi, internecione de-
lendi;"
mit der hinzugefügten Aeusserung, die der
Gesinnung dieses rechtschaffenen catholischen Laien
wahrhaft Ehre macht: "Gott behüte seine Kirche
"für solche Liebe des Nächsten, für solche schinder-
"knechtisch gesinnte Apostel."

V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558.
jeſuitiſchen Schulen, Predigten, Beichtſtuͤhlen und
Schriften eifriger betrieben wurde, als die von
der Einheit der Kirche, von der Verdammung aller
nicht zur Roͤmiſchen Kirche gehoͤrigen Menſchen,
und vom Verbrechen der Ketzerey. Nichts wurde
ſo abſcheulich geſchildert, als das, was Luther
gelehrt habe. Kein Mittel wurde geſpahrt, jedem
catholiſchen Chriſten von der fruͤheſten Jugend an
einen wahren Haß und Abſcheu, und wo moͤglich
den aͤußerſten Verfolgungsgeiſt gegen alle Pro-
reſtanten
einzufloͤßen (e). Damit ward vorerſt
der Zweck ziemlich erreicht, daß von nun an, wer
einmal catholiſch war, und jeſuitiſchen Unterricht
genoſſen hatte, ſo leicht nicht mehr ſich beykom-
men ließ, ſich zur evangeliſchen Religion zu be-
kennen.


XVI.

Aber nun war man auch darauf bedacht,
vielmehr umgekehrt Proteſtanten wieder in den
Schoß der catholiſchen Kirche zuruͤckzubringen.
Hier wurden keine Mittel unverſucht gelaßen, wo
nur einige Moͤglichkeit ſchien, proteſtantiſchen Koͤ-
nigen und Regenten beyzukommen, und inſonder-

heit
(e) In dem mehr erwehnten Sendſchreiben
eines Laien S. 10. wird aus der Schrift eines Je-
ſuiten, Paul Windeck de exſtirpandis haereti-
cis
antith.
2. folgende Stelle angefuͤhrt: ”Luthe-
rani mortis ſupplicio exterminandi, interficiendi,
propulſandi, reprimendi, delendi, vſtionibus et
ſectionibus exſcindendi, tollendi, explodendi, vi-
riliter exſtirpandi, trucidandi, internecione de-
lendi;”
mit der hinzugefuͤgten Aeuſſerung, die der
Geſinnung dieſes rechtſchaffenen catholiſchen Laien
wahrhaft Ehre macht: ”Gott behuͤte ſeine Kirche
„fuͤr ſolche Liebe des Naͤchſten, fuͤr ſolche ſchinder-
„knechtiſch geſinnte Apoſtel.”
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[446/0480] V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558. jeſuitiſchen Schulen, Predigten, Beichtſtuͤhlen und Schriften eifriger betrieben wurde, als die von der Einheit der Kirche, von der Verdammung aller nicht zur Roͤmiſchen Kirche gehoͤrigen Menſchen, und vom Verbrechen der Ketzerey. Nichts wurde ſo abſcheulich geſchildert, als das, was Luther gelehrt habe. Kein Mittel wurde geſpahrt, jedem catholiſchen Chriſten von der fruͤheſten Jugend an einen wahren Haß und Abſcheu, und wo moͤglich den aͤußerſten Verfolgungsgeiſt gegen alle Pro- reſtanten einzufloͤßen (e). Damit ward vorerſt der Zweck ziemlich erreicht, daß von nun an, wer einmal catholiſch war, und jeſuitiſchen Unterricht genoſſen hatte, ſo leicht nicht mehr ſich beykom- men ließ, ſich zur evangeliſchen Religion zu be- kennen. Aber nun war man auch darauf bedacht, vielmehr umgekehrt Proteſtanten wieder in den Schoß der catholiſchen Kirche zuruͤckzubringen. Hier wurden keine Mittel unverſucht gelaßen, wo nur einige Moͤglichkeit ſchien, proteſtantiſchen Koͤ- nigen und Regenten beyzukommen, und inſonder- heit (e) In dem mehr erwehnten Sendſchreiben eines Laien S. 10. wird aus der Schrift eines Je- ſuiten, Paul Windeck de exſtirpandis haereti- cis antith. 2. folgende Stelle angefuͤhrt: ”Luthe- rani mortis ſupplicio exterminandi, interficiendi, propulſandi, reprimendi, delendi, vſtionibus et ſectionibus exſcindendi, tollendi, explodendi, vi- riliter exſtirpandi, trucidandi, internecione de- lendi;” mit der hinzugefuͤgten Aeuſſerung, die der Geſinnung dieſes rechtſchaffenen catholiſchen Laien wahrhaft Ehre macht: ”Gott behuͤte ſeine Kirche „fuͤr ſolche Liebe des Naͤchſten, fuͤr ſolche ſchinder- „knechtiſch geſinnte Apoſtel.”

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/480>, abgerufen am 24.11.2024.