daß sie Wege und Heerstraßen mit unglaublichem Aufwande von Arbeit und Kosten neu gemacht; daß sie Ackerbau, Gärtnerey, Weinbau, Künste, Handlung und Gewerbe eingeführt; daß sie über- all ihre Legionen unterhalten; daß sie ihre Ver- fassung von Gerichten und anderen Obrigkeiten, von Münze, Steuer, Schauspielen und Gottes- dienst überall in Gang gebracht haben. Aber, wie gesagt, von allem dem ist nichts, als was nachherige Verwüstungen übrig gelaßen haben, auf unsere Zeiten gekommen.
Doch würde zu bewundern gewesen seyn, wennIV. diejenigen Teutschen Völker, die zunächst an diese von Römern eingenommene Gegenden gränzten, oder in der Folge selbst darin festen Fuß faßten, nicht einige gemeinnützige Anstalten von ihnen ge- lernt und angenommen haben sollten. Und so findet sich freylich, daß Franken, Allemannier, Burgunder und andere nach und nach den Acker- bau, Weinbau, Gebrauch der Mühlen, Werth der Schrift, der Münze, der Gesetzgebung, u. s. w. haben schätzen lernen. Davon kann insonderheit das so genannte Salische Gesetz, das für Salier als einen Theil der Fränkischen Nation um das Jahr 422. errichtet worden, am besten zur Probe dienen. Man würde sich zwar sehr irren, wenn man es einem Römischen Gesetzbuche, wie wir es vom Kaiser Justinian haben, oder einem in unsern Tagen entstehenden Preussischen Gesetzbuche an die Seite setzen wollte. Aber eben das trifft man darin an, was man von einer jeden Gesetzgebung eines nur die erste Stuffe der Cultur betretenden Volkes erwarten kann; nehmlich die ersten Grund-
züge
2) Roͤmer am Rhein u. an d. Donau.
daß ſie Wege und Heerſtraßen mit unglaublichem Aufwande von Arbeit und Koſten neu gemacht; daß ſie Ackerbau, Gaͤrtnerey, Weinbau, Kuͤnſte, Handlung und Gewerbe eingefuͤhrt; daß ſie uͤber- all ihre Legionen unterhalten; daß ſie ihre Ver- faſſung von Gerichten und anderen Obrigkeiten, von Muͤnze, Steuer, Schauſpielen und Gottes- dienſt uͤberall in Gang gebracht haben. Aber, wie geſagt, von allem dem iſt nichts, als was nachherige Verwuͤſtungen uͤbrig gelaßen haben, auf unſere Zeiten gekommen.
Doch wuͤrde zu bewundern geweſen ſeyn, wennIV. diejenigen Teutſchen Voͤlker, die zunaͤchſt an dieſe von Roͤmern eingenommene Gegenden graͤnzten, oder in der Folge ſelbſt darin feſten Fuß faßten, nicht einige gemeinnuͤtzige Anſtalten von ihnen ge- lernt und angenommen haben ſollten. Und ſo findet ſich freylich, daß Franken, Allemannier, Burgunder und andere nach und nach den Acker- bau, Weinbau, Gebrauch der Muͤhlen, Werth der Schrift, der Muͤnze, der Geſetzgebung, u. ſ. w. haben ſchaͤtzen lernen. Davon kann inſonderheit das ſo genannte Saliſche Geſetz, das fuͤr Salier als einen Theil der Fraͤnkiſchen Nation um das Jahr 422. errichtet worden, am beſten zur Probe dienen. Man wuͤrde ſich zwar ſehr irren, wenn man es einem Roͤmiſchen Geſetzbuche, wie wir es vom Kaiſer Juſtinian haben, oder einem in unſern Tagen entſtehenden Preuſſiſchen Geſetzbuche an die Seite ſetzen wollte. Aber eben das trifft man darin an, was man von einer jeden Geſetzgebung eines nur die erſte Stuffe der Cultur betretenden Volkes erwarten kann; nehmlich die erſten Grund-
zuͤge
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2) Roͤmer am Rhein u. an d. Donau.
daß ſie Wege und Heerſtraßen mit unglaublichem
Aufwande von Arbeit und Koſten neu gemacht;
daß ſie Ackerbau, Gaͤrtnerey, Weinbau, Kuͤnſte,
Handlung und Gewerbe eingefuͤhrt; daß ſie uͤber-
all ihre Legionen unterhalten; daß ſie ihre Ver-
faſſung von Gerichten und anderen Obrigkeiten,
von Muͤnze, Steuer, Schauſpielen und Gottes-
dienſt uͤberall in Gang gebracht haben. Aber,
wie geſagt, von allem dem iſt nichts, als was
nachherige Verwuͤſtungen uͤbrig gelaßen haben,
auf unſere Zeiten gekommen.
Doch wuͤrde zu bewundern geweſen ſeyn, wenn
diejenigen Teutſchen Voͤlker, die zunaͤchſt an dieſe
von Roͤmern eingenommene Gegenden graͤnzten,
oder in der Folge ſelbſt darin feſten Fuß faßten,
nicht einige gemeinnuͤtzige Anſtalten von ihnen ge-
lernt und angenommen haben ſollten. Und ſo
findet ſich freylich, daß Franken, Allemannier,
Burgunder und andere nach und nach den Acker-
bau, Weinbau, Gebrauch der Muͤhlen, Werth
der Schrift, der Muͤnze, der Geſetzgebung, u. ſ. w.
haben ſchaͤtzen lernen. Davon kann inſonderheit
das ſo genannte Saliſche Geſetz, das fuͤr Salier
als einen Theil der Fraͤnkiſchen Nation um das
Jahr 422. errichtet worden, am beſten zur Probe
dienen. Man wuͤrde ſich zwar ſehr irren, wenn
man es einem Roͤmiſchen Geſetzbuche, wie wir es
vom Kaiſer Juſtinian haben, oder einem in unſern
Tagen entſtehenden Preuſſiſchen Geſetzbuche an die
Seite ſetzen wollte. Aber eben das trifft man
darin an, was man von einer jeden Geſetzgebung
eines nur die erſte Stuffe der Cultur betretenden
Volkes erwarten kann; nehmlich die erſten Grund-
zuͤge
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/47>, abgerufen am 22.07.2024.
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