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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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4) Reichstage bis zur A. C. 1526-1530.
1527. zu Breslau dem nunmehrigen Könige Fer-
dinand von Ungarn und Böhmen zu diesen neu
erhaltenen Kronen Glück gewünscht. Bey dieser
Gelegenheit soll damals von neuem ein Offensiv-
bündniß gegen die evangelischen Reichsstände und
gegen den weitern Fortgang der Reformation ge-
schlossen seyn; wie wenigstens nach dem Eifer,
den die Fürsten, die zu Breslau zusammen gewe-
sen waren, für die catholische Religion bezeigten,
und nach den Grundsätzen der Römischen Kirche,
gegen Ketzer und Abtrünnige sich zu allen Gewalt-
thätigkeiten berechtiget, wo nicht gar verpflichtet
zu halten, gar nicht unwahrscheinlich war. Von
diesem Bündnisse gab Otto von Pack, ein Rath
Herzog Georgs, zu Dresden dem Landgrafen Phi-
lipp zuerst geheime Nachricht, und selbst eine mit
des Herzog Georgs Ringpitschaft versehene Ab-
schrift. Der Landgraf hielt sich für verlohren,
wenn er den ihm zugedachten Angriff abwartete.
Er entschloß sich also zu einem zuvorkommenden
Angriff, und rückte gegen Franken zu ins Feld,
indem er zugleich die von Otto Pack ihm zugekom-
mene Nachricht als den Grund seines Unterneh-
mens bekannt machte. Nun wurde diese ganze
Nachricht von denen, die sie betraf, für erdichtet
ausgegeben. Darauf zog Philipp sich zurück.
Doch mußten Mainz, Würzburg und Bamberg
ihn der Kriegskosten halber mit 100. tausend Gul-
den entschädigen.

Dieser Vorfall hatte ohne Zweifel schon seinenIV.
Einfluß auf die Verhandlungen des Reichstages,
der im Jahre 1529. noch in Abwesenheit des Kai-
sers zu Speier gehalten wurde. Der Kaiser ließ

gleich
B b 2

4) Reichstage bis zur A. C. 1526-1530.
1527. zu Breslau dem nunmehrigen Koͤnige Fer-
dinand von Ungarn und Boͤhmen zu dieſen neu
erhaltenen Kronen Gluͤck gewuͤnſcht. Bey dieſer
Gelegenheit ſoll damals von neuem ein Offenſiv-
buͤndniß gegen die evangeliſchen Reichsſtaͤnde und
gegen den weitern Fortgang der Reformation ge-
ſchloſſen ſeyn; wie wenigſtens nach dem Eifer,
den die Fuͤrſten, die zu Breslau zuſammen gewe-
ſen waren, fuͤr die catholiſche Religion bezeigten,
und nach den Grundſaͤtzen der Roͤmiſchen Kirche,
gegen Ketzer und Abtruͤnnige ſich zu allen Gewalt-
thaͤtigkeiten berechtiget, wo nicht gar verpflichtet
zu halten, gar nicht unwahrſcheinlich war. Von
dieſem Buͤndniſſe gab Otto von Pack, ein Rath
Herzog Georgs, zu Dresden dem Landgrafen Phi-
lipp zuerſt geheime Nachricht, und ſelbſt eine mit
des Herzog Georgs Ringpitſchaft verſehene Ab-
ſchrift. Der Landgraf hielt ſich fuͤr verlohren,
wenn er den ihm zugedachten Angriff abwartete.
Er entſchloß ſich alſo zu einem zuvorkommenden
Angriff, und ruͤckte gegen Franken zu ins Feld,
indem er zugleich die von Otto Pack ihm zugekom-
mene Nachricht als den Grund ſeines Unterneh-
mens bekannt machte. Nun wurde dieſe ganze
Nachricht von denen, die ſie betraf, fuͤr erdichtet
ausgegeben. Darauf zog Philipp ſich zuruͤck.
Doch mußten Mainz, Wuͤrzburg und Bamberg
ihn der Kriegskoſten halber mit 100. tauſend Gul-
den entſchaͤdigen.

Dieſer Vorfall hatte ohne Zweifel ſchon ſeinenIV.
Einfluß auf die Verhandlungen des Reichstages,
der im Jahre 1529. noch in Abweſenheit des Kai-
ſers zu Speier gehalten wurde. Der Kaiſer ließ

gleich
B b 2
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[387/0421] 4) Reichstage bis zur A. C. 1526-1530. 1527. zu Breslau dem nunmehrigen Koͤnige Fer- dinand von Ungarn und Boͤhmen zu dieſen neu erhaltenen Kronen Gluͤck gewuͤnſcht. Bey dieſer Gelegenheit ſoll damals von neuem ein Offenſiv- buͤndniß gegen die evangeliſchen Reichsſtaͤnde und gegen den weitern Fortgang der Reformation ge- ſchloſſen ſeyn; wie wenigſtens nach dem Eifer, den die Fuͤrſten, die zu Breslau zuſammen gewe- ſen waren, fuͤr die catholiſche Religion bezeigten, und nach den Grundſaͤtzen der Roͤmiſchen Kirche, gegen Ketzer und Abtruͤnnige ſich zu allen Gewalt- thaͤtigkeiten berechtiget, wo nicht gar verpflichtet zu halten, gar nicht unwahrſcheinlich war. Von dieſem Buͤndniſſe gab Otto von Pack, ein Rath Herzog Georgs, zu Dresden dem Landgrafen Phi- lipp zuerſt geheime Nachricht, und ſelbſt eine mit des Herzog Georgs Ringpitſchaft verſehene Ab- ſchrift. Der Landgraf hielt ſich fuͤr verlohren, wenn er den ihm zugedachten Angriff abwartete. Er entſchloß ſich alſo zu einem zuvorkommenden Angriff, und ruͤckte gegen Franken zu ins Feld, indem er zugleich die von Otto Pack ihm zugekom- mene Nachricht als den Grund ſeines Unterneh- mens bekannt machte. Nun wurde dieſe ganze Nachricht von denen, die ſie betraf, fuͤr erdichtet ausgegeben. Darauf zog Philipp ſich zuruͤck. Doch mußten Mainz, Wuͤrzburg und Bamberg ihn der Kriegskoſten halber mit 100. tauſend Gul- den entſchaͤdigen. Dieſer Vorfall hatte ohne Zweifel ſchon ſeinen Einfluß auf die Verhandlungen des Reichstages, der im Jahre 1529. noch in Abweſenheit des Kai- ſers zu Speier gehalten wurde. Der Kaiſer ließ gleich IV. B b 2

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/421>, abgerufen am 25.11.2024.