Poenitenzen von so vielen Gebeten, Fasten u. d. g. auflegen, oder ihm sonst sein Gewissen schwer ma- chen; so wies er ihm, gleichsam statt Quitung, seinen Ablaßbrief, womit er sich für alles das ge- deckt hielt.
IV.
So hatte Jul der II., um Geldbeyträge zu Erbauung der prächtigen Peterskirche zu Rom zu erhalten, Ablaßcommissionen ertheilt. Und ein Prinz von Brandenburg, der schon Erzbischof zu Magdeburg und Bischof zu Halberstadt war, und nun auch noch Erzbischof zu Mainz wurde, aber dafür 30. tausend Ducaten nach Rom zu bezahlen hatte, die ihm einsweilen die Fugger zu Augsburg vorschossen, -- dieser Churfürst Albrecht, sage ich, erhielt von Leo dem X. eben eine solche Ablaßcom- mission, deren weitere Besorgung in Sachsen er einem Sächsischen Dominicaner Johann Tetzel übertrug.
V.
Auf der neuen Universität, die der Churfürst Friedrich der Weise von Sachsen erst im Jahre 1502. zu Wittenberg errichtet hatte, war unter andern ein Augustiner Mönch, Doctor Martin Lu- ther, den das Oberhaupt der Sächsischen Augusti- ner erst kürzlich von Erfurt dorthin versetzt hatte, als öffentlicher Lehrer der Theologie angesetzt. Ein Mann, der nebst einem hellen Kopfe einen ganz ausserordentlichen Muth besaß, und jetzt in seinem 34. Jahre noch sein volles Feuer hatte; -- der zehn Jahre vorher in Geschäfften seines Ordens eine Zeitlang zu Rom gewesen war, und daselbst manches in der Nähe gesehen hatte, was er sich in der Entfernung kaum vorgestellt haben möchte; --
der,
IV. Neuere Zeit. Max I. 1493-1519.
Poenitenzen von ſo vielen Gebeten, Faſten u. d. g. auflegen, oder ihm ſonſt ſein Gewiſſen ſchwer ma- chen; ſo wies er ihm, gleichſam ſtatt Quitung, ſeinen Ablaßbrief, womit er ſich fuͤr alles das ge- deckt hielt.
IV.
So hatte Jul der II., um Geldbeytraͤge zu Erbauung der praͤchtigen Peterskirche zu Rom zu erhalten, Ablaßcommiſſionen ertheilt. Und ein Prinz von Brandenburg, der ſchon Erzbiſchof zu Magdeburg und Biſchof zu Halberſtadt war, und nun auch noch Erzbiſchof zu Mainz wurde, aber dafuͤr 30. tauſend Ducaten nach Rom zu bezahlen hatte, die ihm einsweilen die Fugger zu Augsburg vorſchoſſen, — dieſer Churfuͤrſt Albrecht, ſage ich, erhielt von Leo dem X. eben eine ſolche Ablaßcom- miſſion, deren weitere Beſorgung in Sachſen er einem Saͤchſiſchen Dominicaner Johann Tetzel uͤbertrug.
V.
Auf der neuen Univerſitaͤt, die der Churfuͤrſt Friedrich der Weiſe von Sachſen erſt im Jahre 1502. zu Wittenberg errichtet hatte, war unter andern ein Auguſtiner Moͤnch, Doctor Martin Lu- ther, den das Oberhaupt der Saͤchſiſchen Auguſti- ner erſt kuͤrzlich von Erfurt dorthin verſetzt hatte, als oͤffentlicher Lehrer der Theologie angeſetzt. Ein Mann, der nebſt einem hellen Kopfe einen ganz auſſerordentlichen Muth beſaß, und jetzt in ſeinem 34. Jahre noch ſein volles Feuer hatte; — der zehn Jahre vorher in Geſchaͤfften ſeines Ordens eine Zeitlang zu Rom geweſen war, und daſelbſt manches in der Naͤhe geſehen hatte, was er ſich in der Entfernung kaum vorgeſtellt haben moͤchte; —
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IV. Neuere Zeit. Max I. 1493-1519.
Poenitenzen von ſo vielen Gebeten, Faſten u. d. g.
auflegen, oder ihm ſonſt ſein Gewiſſen ſchwer ma-
chen; ſo wies er ihm, gleichſam ſtatt Quitung,
ſeinen Ablaßbrief, womit er ſich fuͤr alles das ge-
deckt hielt.
So hatte Jul der II., um Geldbeytraͤge zu
Erbauung der praͤchtigen Peterskirche zu Rom zu
erhalten, Ablaßcommiſſionen ertheilt. Und ein
Prinz von Brandenburg, der ſchon Erzbiſchof zu
Magdeburg und Biſchof zu Halberſtadt war, und
nun auch noch Erzbiſchof zu Mainz wurde, aber
dafuͤr 30. tauſend Ducaten nach Rom zu bezahlen
hatte, die ihm einsweilen die Fugger zu Augsburg
vorſchoſſen, — dieſer Churfuͤrſt Albrecht, ſage ich,
erhielt von Leo dem X. eben eine ſolche Ablaßcom-
miſſion, deren weitere Beſorgung in Sachſen er
einem Saͤchſiſchen Dominicaner Johann Tetzel
uͤbertrug.
Auf der neuen Univerſitaͤt, die der Churfuͤrſt
Friedrich der Weiſe von Sachſen erſt im Jahre
1502. zu Wittenberg errichtet hatte, war unter
andern ein Auguſtiner Moͤnch, Doctor Martin Lu-
ther, den das Oberhaupt der Saͤchſiſchen Auguſti-
ner erſt kuͤrzlich von Erfurt dorthin verſetzt hatte,
als oͤffentlicher Lehrer der Theologie angeſetzt. Ein
Mann, der nebſt einem hellen Kopfe einen ganz
auſſerordentlichen Muth beſaß, und jetzt in ſeinem
34. Jahre noch ſein volles Feuer hatte; — der
zehn Jahre vorher in Geſchaͤfften ſeines Ordens
eine Zeitlang zu Rom geweſen war, und daſelbſt
manches in der Naͤhe geſehen hatte, was er ſich
in der Entfernung kaum vorgeſtellt haben moͤchte; —
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/380>, abgerufen am 22.11.2024.
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