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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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IV. Neuere Zeit. Max I. 1493-1519.

VI.

Nicht glücklicher war Max im Erfolge des
Trutzbündnisses, das er im Jahre 1508. zu Cam-
bray mit mehreren Mächten gegen Venedig ge-
schlossen hatte. Nach der Absicht dieser Lige von
Cambray hätte die Republik Venedig ganz zu
Grunde gerichtet werden sollen. Sie fand aber
Mittel, die Bundesgenessen von einander zu tren-
nen, und blieb am Ende, was sie war. Seitdem
ist sie nur desto eifriger darauf bedacht gewesen,
sich im Besitze ihrer völligen Unabhängigkeit zu
erhalten; unter andern hat sie deswegen seitdem
beständig einen Botschafter vom ersten Range am
kaiserlichen Hofe unterhalten.


VII.

In die Lige von Cambray hatte übrigens Max
hauptsächlich deswegen sich mit eingelaßen, weil
die Venetianer bey seinem vorgehabten Römerzuge
ihm den Durchzug durch ihr Gebiet versagt hatten.
Mit diesem rückgängig gewordenen Römerzuge stand
noch etwas in Verbindung, das bis auf den heu-
tigen Tag seinen Fortgang behalten hat. Der da-
malige Pabst Jul der II. wünschte selbst, daß Max
diesen vorgehabten Zug nicht ins Werk stellen möch-
te. Weil es dabey vornehmlich um die kaiserliche
Krönung zu Rom zu gelten schien, ohne welche
nach dem bisherigen Gebrauche der kaiserliche Titel
nicht geführet werden konnte; so gab der Pabst
die Erklärung von sich, daß Max und seinen Nach-
folgern, auch ohne noch in Rom gekrönet zu seyn,
künftig unverwehrt seyn solle, den kaiserlichen Titel
zu führen, nur mit dem Beysatz: erwehlter Rö-
mischer Kaiser.
Diese Erklärung nahm Max an,
und machte es gleich darauf bekannt, daß er von
nun an den Titel: erwehlter Römischer Kaiser und

in
IV. Neuere Zeit. Max I. 1493-1519.

VI.

Nicht gluͤcklicher war Max im Erfolge des
Trutzbuͤndniſſes, das er im Jahre 1508. zu Cam-
bray mit mehreren Maͤchten gegen Venedig ge-
ſchloſſen hatte. Nach der Abſicht dieſer Lige von
Cambray haͤtte die Republik Venedig ganz zu
Grunde gerichtet werden ſollen. Sie fand aber
Mittel, die Bundesgeneſſen von einander zu tren-
nen, und blieb am Ende, was ſie war. Seitdem
iſt ſie nur deſto eifriger darauf bedacht geweſen,
ſich im Beſitze ihrer voͤlligen Unabhaͤngigkeit zu
erhalten; unter andern hat ſie deswegen ſeitdem
beſtaͤndig einen Botſchafter vom erſten Range am
kaiſerlichen Hofe unterhalten.


VII.

In die Lige von Cambray hatte uͤbrigens Max
hauptſaͤchlich deswegen ſich mit eingelaßen, weil
die Venetianer bey ſeinem vorgehabten Roͤmerzuge
ihm den Durchzug durch ihr Gebiet verſagt hatten.
Mit dieſem ruͤckgaͤngig gewordenen Roͤmerzuge ſtand
noch etwas in Verbindung, das bis auf den heu-
tigen Tag ſeinen Fortgang behalten hat. Der da-
malige Pabſt Jul der II. wuͤnſchte ſelbſt, daß Max
dieſen vorgehabten Zug nicht ins Werk ſtellen moͤch-
te. Weil es dabey vornehmlich um die kaiſerliche
Kroͤnung zu Rom zu gelten ſchien, ohne welche
nach dem bisherigen Gebrauche der kaiſerliche Titel
nicht gefuͤhret werden konnte; ſo gab der Pabſt
die Erklaͤrung von ſich, daß Max und ſeinen Nach-
folgern, auch ohne noch in Rom gekroͤnet zu ſeyn,
kuͤnftig unverwehrt ſeyn ſolle, den kaiſerlichen Titel
zu fuͤhren, nur mit dem Beyſatz: erwehlter Roͤ-
miſcher Kaiſer.
Dieſe Erklaͤrung nahm Max an,
und machte es gleich darauf bekannt, daß er von
nun an den Titel: erwehlter Roͤmiſcher Kaiſer und

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[340/0374] IV. Neuere Zeit. Max I. 1493-1519. Nicht gluͤcklicher war Max im Erfolge des Trutzbuͤndniſſes, das er im Jahre 1508. zu Cam- bray mit mehreren Maͤchten gegen Venedig ge- ſchloſſen hatte. Nach der Abſicht dieſer Lige von Cambray haͤtte die Republik Venedig ganz zu Grunde gerichtet werden ſollen. Sie fand aber Mittel, die Bundesgeneſſen von einander zu tren- nen, und blieb am Ende, was ſie war. Seitdem iſt ſie nur deſto eifriger darauf bedacht geweſen, ſich im Beſitze ihrer voͤlligen Unabhaͤngigkeit zu erhalten; unter andern hat ſie deswegen ſeitdem beſtaͤndig einen Botſchafter vom erſten Range am kaiſerlichen Hofe unterhalten. In die Lige von Cambray hatte uͤbrigens Max hauptſaͤchlich deswegen ſich mit eingelaßen, weil die Venetianer bey ſeinem vorgehabten Roͤmerzuge ihm den Durchzug durch ihr Gebiet verſagt hatten. Mit dieſem ruͤckgaͤngig gewordenen Roͤmerzuge ſtand noch etwas in Verbindung, das bis auf den heu- tigen Tag ſeinen Fortgang behalten hat. Der da- malige Pabſt Jul der II. wuͤnſchte ſelbſt, daß Max dieſen vorgehabten Zug nicht ins Werk ſtellen moͤch- te. Weil es dabey vornehmlich um die kaiſerliche Kroͤnung zu Rom zu gelten ſchien, ohne welche nach dem bisherigen Gebrauche der kaiſerliche Titel nicht gefuͤhret werden konnte; ſo gab der Pabſt die Erklaͤrung von ſich, daß Max und ſeinen Nach- folgern, auch ohne noch in Rom gekroͤnet zu ſeyn, kuͤnftig unverwehrt ſeyn ſolle, den kaiſerlichen Titel zu fuͤhren, nur mit dem Beyſatz: erwehlter Roͤ- miſcher Kaiſer. Dieſe Erklaͤrung nahm Max an, und machte es gleich darauf bekannt, daß er von nun an den Titel: erwehlter Roͤmiſcher Kaiſer und in

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/374>, abgerufen am 22.11.2024.