Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.4) Aufklärung, America etc. dem Teutschen Adel hätte allgemeiner werden kön-nen (b). Selbst der Landfriede fand deswegen in seiner Vollziehung noch unglaubliche Schwierigkei- ten (c). Man darf nur die Lebensbeschreibung eines Götz von Berlichingen lesen (d), um sich zu einem Freunde von Adel den Rath sich auf Stu- dien zu legen, um sich zu Bedienungen im Lande geschickt zu machen. Da kommen unter andern fol- gende Stellen vor: "So du aber bisher als einer von Adel der Kriegshändel, des Weidwerks und anderer Kurzweil mehr, denn solcher Vernunft- händel beflissen etc." -- "Laß dir solche Schreibe- rey nicht zuwider seyn. Denn willst du große Sölde, Aemter und Gerichte haben, so fleiß dich dem. -- Es ist dir wohl so ehrlich, als wenn du dem Fuchs und Hasen nachreitest." (b) Nur noch seltene Beyspiele waren Johann von Dalberg (+ 1503.), Ulrich von Hutten (+ 1523.), Hermann Graf von Nuenar (+ 1530.), Sebastian von Rotenhan (+ 1532.) Meine Litteratur des Staatsr. Th. 1. S. 91. (c) Aus Furcht für das Cammergericht und für die Strafe des Landfriedensbruchs wurden viele Faustrechtshändel nur desto heimlicher, aber auch desto gefährlicher getrieben. So klagt der Reichs- abschied 1512. über unerhörte Mißhandlungen, wie einer den andern heimlich fahe, verblende, wegführe, in Gefängnissen heimlich halte, oder anderen verkaufe, heimlich mordbrenne u. s. w. Samml. der R. A. Th. 2. S. 142. (d) Leben Götz von Berlichingen, Nrnb. 1731. 8.
Vom Jahre 1513. kömmt in Meusels Geschicht- forscher Th. 4. von ihm noch eine besondere Fehde gegen die Stadt Nürnberg vor, da er mit 170. Pferden den Kaufleuten, die von Leipzig zurück- kamen, aufpaßte, ihnen alles abnahm, und sie zum Theil gefangen schleppte. Vom Cammerge- richte ergieng zwar darauf eine Achtserklärung und die 4) Aufklaͤrung, America ꝛc. dem Teutſchen Adel haͤtte allgemeiner werden koͤn-nen (b). Selbſt der Landfriede fand deswegen in ſeiner Vollziehung noch unglaubliche Schwierigkei- ten (c). Man darf nur die Lebensbeſchreibung eines Goͤtz von Berlichingen leſen (d), um ſich zu einem Freunde von Adel den Rath ſich auf Stu- dien zu legen, um ſich zu Bedienungen im Lande geſchickt zu machen. Da kommen unter andern fol- gende Stellen vor: ”So du aber bisher als einer von Adel der Kriegshaͤndel, des Weidwerks und anderer Kurzweil mehr, denn ſolcher Vernunft- haͤndel befliſſen ꝛc.” — ”Laß dir ſolche Schreibe- rey nicht zuwider ſeyn. Denn willſt du große Soͤlde, Aemter und Gerichte haben, ſo fleiß dich dem. — Es iſt dir wohl ſo ehrlich, als wenn du dem Fuchs und Haſen nachreiteſt.” (b) Nur noch ſeltene Beyſpiele waren Johann von Dalberg († 1503.), Ulrich von Hutten († 1523.), Hermann Graf von Nuenar († 1530.), Sebaſtian von Rotenhan († 1532.) Meine Litteratur des Staatsr. Th. 1. S. 91. (c) Aus Furcht fuͤr das Cammergericht und fuͤr die Strafe des Landfriedensbruchs wurden viele Fauſtrechtshaͤndel nur deſto heimlicher, aber auch deſto gefaͤhrlicher getrieben. So klagt der Reichs- abſchied 1512. uͤber unerhoͤrte Mißhandlungen, wie einer den andern heimlich fahe, verblende, wegfuͤhre, in Gefaͤngniſſen heimlich halte, oder anderen verkaufe, heimlich mordbrenne u. ſ. w. Samml. der R. A. Th. 2. S. 142. (d) Leben Goͤtz von Berlichingen, Nrnb. 1731. 8.
Vom Jahre 1513. koͤmmt in Meuſels Geſchicht- forſcher Th. 4. von ihm noch eine beſondere Fehde gegen die Stadt Nuͤrnberg vor, da er mit 170. Pferden den Kaufleuten, die von Leipzig zuruͤck- kamen, aufpaßte, ihnen alles abnahm, und ſie zum Theil gefangen ſchleppte. Vom Cammerge- richte ergieng zwar darauf eine Achtserklaͤrung und die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0369" n="335"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">4) Aufklaͤrung, America ꝛc.</hi></fw><lb/> dem Teutſchen Adel haͤtte allgemeiner werden koͤn-<lb/> nen <note place="foot" n="(b)">Nur noch ſeltene Beyſpiele waren Johann<lb/> von Dalberg († 1503.), Ulrich von Hutten († 1523.),<lb/> Hermann Graf von Nuenar († 1530.), Sebaſtian<lb/> von Rotenhan († 1532.) Meine Litteratur des<lb/> Staatsr. Th. 1. S. 91.</note>. Selbſt der Landfriede fand deswegen in<lb/> ſeiner Vollziehung noch unglaubliche Schwierigkei-<lb/> ten <note place="foot" n="(c)">Aus Furcht fuͤr das Cammergericht und<lb/> fuͤr die Strafe des Landfriedensbruchs wurden viele<lb/> Fauſtrechtshaͤndel nur deſto heimlicher, aber auch<lb/> deſto gefaͤhrlicher getrieben. So klagt der Reichs-<lb/> abſchied 1512. uͤber unerhoͤrte Mißhandlungen,<lb/> wie einer den andern heimlich fahe, verblende,<lb/> wegfuͤhre, in Gefaͤngniſſen heimlich halte, oder<lb/> anderen verkaufe, heimlich mordbrenne u. ſ. w.<lb/> Samml. der R. A. Th. 2. S. 142.</note>. Man darf nur die Lebensbeſchreibung<lb/> eines Goͤtz von Berlichingen leſen <note xml:id="seg2pn_20_1" next="#seg2pn_20_2" place="foot" n="(d)">Leben Goͤtz von Berlichingen, Nrnb. 1731. 8.<lb/> Vom Jahre 1513. koͤmmt in <hi rendition="#fr">Meuſels</hi> Geſchicht-<lb/> forſcher Th. 4. von ihm noch eine beſondere Fehde<lb/> gegen die Stadt Nuͤrnberg vor, da er mit 170.<lb/> Pferden den Kaufleuten, die von Leipzig zuruͤck-<lb/> kamen, aufpaßte, ihnen alles abnahm, und ſie<lb/> zum Theil gefangen ſchleppte. Vom Cammerge-<lb/> richte ergieng zwar darauf eine Achtserklaͤrung und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw></note>, um ſich<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_19_2" prev="#seg2pn_19_1" place="foot" n="(a)">einem Freunde von Adel den Rath ſich auf Stu-<lb/> dien zu legen, um ſich zu Bedienungen im Lande<lb/> geſchickt zu machen. Da kommen unter andern fol-<lb/> gende Stellen vor: ”So du aber bisher als einer<lb/> von Adel der Kriegshaͤndel, des Weidwerks und<lb/> anderer Kurzweil mehr, denn ſolcher Vernunft-<lb/> haͤndel befliſſen ꝛc.” — ”Laß dir ſolche Schreibe-<lb/> rey nicht zuwider ſeyn. Denn willſt du große<lb/> Soͤlde, Aemter und Gerichte haben, ſo fleiß dich<lb/> dem. — Es iſt dir wohl ſo ehrlich, als wenn<lb/> du dem Fuchs und Haſen nachreiteſt.”</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [335/0369]
4) Aufklaͤrung, America ꝛc.
dem Teutſchen Adel haͤtte allgemeiner werden koͤn-
nen (b). Selbſt der Landfriede fand deswegen in
ſeiner Vollziehung noch unglaubliche Schwierigkei-
ten (c). Man darf nur die Lebensbeſchreibung
eines Goͤtz von Berlichingen leſen (d), um ſich
zu
(a)
(b) Nur noch ſeltene Beyſpiele waren Johann
von Dalberg († 1503.), Ulrich von Hutten († 1523.),
Hermann Graf von Nuenar († 1530.), Sebaſtian
von Rotenhan († 1532.) Meine Litteratur des
Staatsr. Th. 1. S. 91.
(c) Aus Furcht fuͤr das Cammergericht und
fuͤr die Strafe des Landfriedensbruchs wurden viele
Fauſtrechtshaͤndel nur deſto heimlicher, aber auch
deſto gefaͤhrlicher getrieben. So klagt der Reichs-
abſchied 1512. uͤber unerhoͤrte Mißhandlungen,
wie einer den andern heimlich fahe, verblende,
wegfuͤhre, in Gefaͤngniſſen heimlich halte, oder
anderen verkaufe, heimlich mordbrenne u. ſ. w.
Samml. der R. A. Th. 2. S. 142.
(d) Leben Goͤtz von Berlichingen, Nrnb. 1731. 8.
Vom Jahre 1513. koͤmmt in Meuſels Geſchicht-
forſcher Th. 4. von ihm noch eine beſondere Fehde
gegen die Stadt Nuͤrnberg vor, da er mit 170.
Pferden den Kaufleuten, die von Leipzig zuruͤck-
kamen, aufpaßte, ihnen alles abnahm, und ſie
zum Theil gefangen ſchleppte. Vom Cammerge-
richte ergieng zwar darauf eine Achtserklaͤrung und
die
(a) einem Freunde von Adel den Rath ſich auf Stu-
dien zu legen, um ſich zu Bedienungen im Lande
geſchickt zu machen. Da kommen unter andern fol-
gende Stellen vor: ”So du aber bisher als einer
von Adel der Kriegshaͤndel, des Weidwerks und
anderer Kurzweil mehr, denn ſolcher Vernunft-
haͤndel befliſſen ꝛc.” — ”Laß dir ſolche Schreibe-
rey nicht zuwider ſeyn. Denn willſt du große
Soͤlde, Aemter und Gerichte haben, ſo fleiß dich
dem. — Es iſt dir wohl ſo ehrlich, als wenn
du dem Fuchs und Haſen nachreiteſt.”
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