Ein in seiner Art einziges Haus, das umXIII. diese Zeit anfieng über alle andere fürstliche Häu- ser in Teutschland und Frankreich hervorzuragen, war das Haus Burgund. Dessen Stammvater, Philipp der Kühne, hatte nach dem Tode des Kö- nigs Johannes von Frankreich (+ 1364.), als des- sen jüngerer Sohn, das eigentlich zur Krone Frank- reich gehörige Herzogthum Burgund, dessen vorige Besitzer vom Capetinger Stamm 1361. erloschen waren, von neuem von der Krone abgesondert be- kommen. Durch seine Vermählung mit der Grä- finn Margarethe von Flandern (1369.) brachte er hernach noch die Grafschaft Burgund, nebst Flan- dern. Artois, Mecheln, Antwerpen, Nevers und Rethel an sein Haus. Dazu kam ferner unter seinem Enkel, Philipp dem Gütigen, 1428 Na- mur, 1430. Brabant und Limburg, 1433. Hol- land, Seeland, Hennegau, Friesland, und 1444. Lüxenburg; so wie unter dessen Sohne, Carl dem Kühnen, 1473. endlich auch noch Geldern und Zütphen. Diese Niederländische Provinzen und die Grafschaft Burgund gehörten unstreitig zum Teutschen Reiche; dessen Hoheit aber das Haus Burgund nicht achtete. Daher handelte man schon auf einem Reichstage zu Frankfurt 1435.: "von des Herzogs von Burgund wegen, der viel Landes inne hat, die dem Reiche zugehören, wie dem zu thun sey." Es ergieng auch eine Kriegsankün- digung vom K. Sigismund an Philipp den Gü- tigen von Burgund; aber freylich ohne Wirkung. Die Sache blieb noch weit größeren Revolutionen für die Zukunft aufbehalten.
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4) Carl IV. — Sigism. 1356-1414.
Ein in ſeiner Art einziges Haus, das umXIII. dieſe Zeit anfieng uͤber alle andere fuͤrſtliche Haͤu- ſer in Teutſchland und Frankreich hervorzuragen, war das Haus Burgund. Deſſen Stammvater, Philipp der Kuͤhne, hatte nach dem Tode des Koͤ- nigs Johannes von Frankreich († 1364.), als deſ- ſen juͤngerer Sohn, das eigentlich zur Krone Frank- reich gehoͤrige Herzogthum Burgund, deſſen vorige Beſitzer vom Capetinger Stamm 1361. erloſchen waren, von neuem von der Krone abgeſondert be- kommen. Durch ſeine Vermaͤhlung mit der Graͤ- finn Margarethe von Flandern (1369.) brachte er hernach noch die Grafſchaft Burgund, nebſt Flan- dern. Artois, Mecheln, Antwerpen, Nevers und Rethel an ſein Haus. Dazu kam ferner unter ſeinem Enkel, Philipp dem Guͤtigen, 1428 Na- mur, 1430. Brabant und Limburg, 1433. Hol- land, Seeland, Hennegau, Friesland, und 1444. Luͤxenburg; ſo wie unter deſſen Sohne, Carl dem Kuͤhnen, 1473. endlich auch noch Geldern und Zuͤtphen. Dieſe Niederlaͤndiſche Provinzen und die Grafſchaft Burgund gehoͤrten unſtreitig zum Teutſchen Reiche; deſſen Hoheit aber das Haus Burgund nicht achtete. Daher handelte man ſchon auf einem Reichstage zu Frankfurt 1435.: ”von des Herzogs von Burgund wegen, der viel Landes inne hat, die dem Reiche zugehoͤren, wie dem zu thun ſey.” Es ergieng auch eine Kriegsankuͤn- digung vom K. Sigismund an Philipp den Guͤ- tigen von Burgund; aber freylich ohne Wirkung. Die Sache blieb noch weit groͤßeren Revolutionen fuͤr die Zukunft aufbehalten.
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4) Carl IV. — Sigism. 1356-1414.
Ein in ſeiner Art einziges Haus, das um
dieſe Zeit anfieng uͤber alle andere fuͤrſtliche Haͤu-
ſer in Teutſchland und Frankreich hervorzuragen,
war das Haus Burgund. Deſſen Stammvater,
Philipp der Kuͤhne, hatte nach dem Tode des Koͤ-
nigs Johannes von Frankreich († 1364.), als deſ-
ſen juͤngerer Sohn, das eigentlich zur Krone Frank-
reich gehoͤrige Herzogthum Burgund, deſſen vorige
Beſitzer vom Capetinger Stamm 1361. erloſchen
waren, von neuem von der Krone abgeſondert be-
kommen. Durch ſeine Vermaͤhlung mit der Graͤ-
finn Margarethe von Flandern (1369.) brachte er
hernach noch die Grafſchaft Burgund, nebſt Flan-
dern. Artois, Mecheln, Antwerpen, Nevers und
Rethel an ſein Haus. Dazu kam ferner unter
ſeinem Enkel, Philipp dem Guͤtigen, 1428 Na-
mur, 1430. Brabant und Limburg, 1433. Hol-
land, Seeland, Hennegau, Friesland, und 1444.
Luͤxenburg; ſo wie unter deſſen Sohne, Carl dem
Kuͤhnen, 1473. endlich auch noch Geldern und
Zuͤtphen. Dieſe Niederlaͤndiſche Provinzen und
die Grafſchaft Burgund gehoͤrten unſtreitig zum
Teutſchen Reiche; deſſen Hoheit aber das Haus
Burgund nicht achtete. Daher handelte man ſchon
auf einem Reichstage zu Frankfurt 1435.: ”von
des Herzogs von Burgund wegen, der viel Landes
inne hat, die dem Reiche zugehoͤren, wie dem zu
thun ſey.” Es ergieng auch eine Kriegsankuͤn-
digung vom K. Sigismund an Philipp den Guͤ-
tigen von Burgund; aber freylich ohne Wirkung.
Die Sache blieb noch weit groͤßeren Revolutionen
fuͤr die Zukunft aufbehalten.
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/309>, abgerufen am 25.11.2024.
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