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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493.
ward, die am Ende so weit giengen, daß Inno-
cenz der IV. im Jahre 1245. auf einer Kirchen-
versammlung zu Lion durch einen förmlichen Pro-
ceß den kaiserlichen Thron für erledigt erklärte.
Von dieser Zeit an wird von päbstlich gesinnten
Schriftstellern ein so genanntes großes Zwischen-
reich (interregnum magnum) bis zur Wahl Ru-
dolfs von Habsburg (1273.) behauptet. Inzwi-
schen wurden selbst auf päbstlichen Betrieb vorerst
am 22. May 1246. der Landgraf Henrich Raspo
von Thüringen (+ 1247. Febr. 16.), und nach
dessen Tode im October 1247. Graf Wilhelm von
Holland,
zu Römischen Königen erwehlt; Gegen
die jedoch nicht nur Friedrich der II., so lange er
lebte (+ 1250. Dec. 13.), sondern auch dessen
Sohn Conrad der IV. (+ 1254. May 23.) ihre
Krone behaupteten. Letztern überlebte zwar noch
Wilhelm von Holland, doch nur auf kurze Zeit
(+ 1256. Jan. 28.). Worauf 1257. wieder eine
zwistige Wahl Richards von Cornwall und Al-
fonsens von Castilien erfolgte; bis endlich nach des
erstern Tode (1272. Apr. 2.) im Jahre 1273. Ru-
dolf
Graf von Habsburg zum Kaiser erwehlt
wurde, und bis 1291. Jul. 15. an der Regierung
blieb.


II.

Unter dieser Regierung bekam die Kaiserwürde
wieder einen solchen Glanz, daß es seitdem der-
selben nie an Bewerbern fehlte. Rudolf selbst
wünschte schon durch das ehemalige Mittel der
Römischen Königswahl seine Krone auf seinen
Sohn zu bringen. Allein eben das, daß man
nicht wünschte, die Regierung unmittelbar von Va-
ter auf Sohn kommen zu laßen, war ein Haupt-

grund

III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493.
ward, die am Ende ſo weit giengen, daß Inno-
cenz der IV. im Jahre 1245. auf einer Kirchen-
verſammlung zu Lion durch einen foͤrmlichen Pro-
ceß den kaiſerlichen Thron fuͤr erledigt erklaͤrte.
Von dieſer Zeit an wird von paͤbſtlich geſinnten
Schriftſtellern ein ſo genanntes großes Zwiſchen-
reich (interregnum magnum) bis zur Wahl Ru-
dolfs von Habsburg (1273.) behauptet. Inzwi-
ſchen wurden ſelbſt auf paͤbſtlichen Betrieb vorerſt
am 22. May 1246. der Landgraf Henrich Raſpo
von Thuͤringen († 1247. Febr. 16.), und nach
deſſen Tode im October 1247. Graf Wilhelm von
Holland,
zu Roͤmiſchen Koͤnigen erwehlt; Gegen
die jedoch nicht nur Friedrich der II., ſo lange er
lebte († 1250. Dec. 13.), ſondern auch deſſen
Sohn Conrad der IV. († 1254. May 23.) ihre
Krone behaupteten. Letztern uͤberlebte zwar noch
Wilhelm von Holland, doch nur auf kurze Zeit
(† 1256. Jan. 28.). Worauf 1257. wieder eine
zwiſtige Wahl Richards von Cornwall und Al-
fonſens von Caſtilien erfolgte; bis endlich nach des
erſtern Tode (1272. Apr. 2.) im Jahre 1273. Ru-
dolf
Graf von Habsburg zum Kaiſer erwehlt
wurde, und bis 1291. Jul. 15. an der Regierung
blieb.


II.

Unter dieſer Regierung bekam die Kaiſerwuͤrde
wieder einen ſolchen Glanz, daß es ſeitdem der-
ſelben nie an Bewerbern fehlte. Rudolf ſelbſt
wuͤnſchte ſchon durch das ehemalige Mittel der
Roͤmiſchen Koͤnigswahl ſeine Krone auf ſeinen
Sohn zu bringen. Allein eben das, daß man
nicht wuͤnſchte, die Regierung unmittelbar von Va-
ter auf Sohn kommen zu laßen, war ein Haupt-

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[216/0250] III. Mittl. Zeiten b) 1235-1493. ward, die am Ende ſo weit giengen, daß Inno- cenz der IV. im Jahre 1245. auf einer Kirchen- verſammlung zu Lion durch einen foͤrmlichen Pro- ceß den kaiſerlichen Thron fuͤr erledigt erklaͤrte. Von dieſer Zeit an wird von paͤbſtlich geſinnten Schriftſtellern ein ſo genanntes großes Zwiſchen- reich (interregnum magnum) bis zur Wahl Ru- dolfs von Habsburg (1273.) behauptet. Inzwi- ſchen wurden ſelbſt auf paͤbſtlichen Betrieb vorerſt am 22. May 1246. der Landgraf Henrich Raſpo von Thuͤringen († 1247. Febr. 16.), und nach deſſen Tode im October 1247. Graf Wilhelm von Holland, zu Roͤmiſchen Koͤnigen erwehlt; Gegen die jedoch nicht nur Friedrich der II., ſo lange er lebte († 1250. Dec. 13.), ſondern auch deſſen Sohn Conrad der IV. († 1254. May 23.) ihre Krone behaupteten. Letztern uͤberlebte zwar noch Wilhelm von Holland, doch nur auf kurze Zeit († 1256. Jan. 28.). Worauf 1257. wieder eine zwiſtige Wahl Richards von Cornwall und Al- fonſens von Caſtilien erfolgte; bis endlich nach des erſtern Tode (1272. Apr. 2.) im Jahre 1273. Ru- dolf Graf von Habsburg zum Kaiſer erwehlt wurde, und bis 1291. Jul. 15. an der Regierung blieb. Unter dieſer Regierung bekam die Kaiſerwuͤrde wieder einen ſolchen Glanz, daß es ſeitdem der- ſelben nie an Bewerbern fehlte. Rudolf ſelbſt wuͤnſchte ſchon durch das ehemalige Mittel der Roͤmiſchen Koͤnigswahl ſeine Krone auf ſeinen Sohn zu bringen. Allein eben das, daß man nicht wuͤnſchte, die Regierung unmittelbar von Va- ter auf Sohn kommen zu laßen, war ein Haupt- grund

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/250>, abgerufen am 25.11.2024.