Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Mittlere Zeiten a) 888-1235.
ten (y); welchen in der folgenden Zeit unter dem
Namen Augustiner und Carmeliter bald noch meh-
rere Orden ähnlicher Bettelmönche, wie man sie
nachher insgesammt nannte, folgten.


V.

Diesen Bettelmönchen gaben die Päbste die Er-
laubniß überall zu predigen, Beichte zu hören, Messe
zu lesen, und Ablaß zu ertheilen, ohne an irgend
einen Sprengel gebunden zu seyn. Bald benutzten
sie die Meynung, die schon andere Mönchsorden
dem Volke beygebracht hatten, daß sie vom Ueber-
flusse der guten Werke eines ganzen Ordens ande-
ren Christen, von denen sie zeitliche Wohlthaten
erhielten oder zu erhalten hofften, etwas abgeben
könnten; welches durch so genannte Affiliations-

briefe
(y) Franz, der 1182. zu Assissi im Herzog-
thume Spoleto gebohren war, und nach einer
Krankheit, die er sich durch jugendliche Ausschwei-
fungen zugezogen, im Jahre 1208. sich entschlossen
hatte, ein frommes Leben zu führen, und einen
neuen Orden zu stiften, erhielt von Innocenz dem III.
1215. die päbstliche Bestätigung. Zur Ausbrei-
tung seines Ordens that er theils selbst große Rei-
sen, theils verschickte er andere in dieser Absicht.
Schon 1216. schickte er 60. von seinen Mönchen
nach Teutschland, die aber wegen Unkunde der
Landessprache nicht zu recht kamen. Der zweyte
Versuch 1221. war glücklicher. Von dieser Zeit
an finden sich Franciscaner 1221. zu Trident,
1222. zu Würzburg, Worms, Speier, 1223. zu
Freyburg, Hildesheim, Braunschweig, Goslar,
Halberstadt, 1224. zu Nürnberg, Cölln, Mainz,
Erfurt, Lindau, Prag, 1225. zu Eisenach, Go-
tha, Nordheim, Mühlhausen u. s. w. Abele
Magazin für Kirchenrecht St. 1. S. 87-98. Do-
minicaner
finden sich schon 1219. zu Metz, 1220.
zu Friesach in Kärnthen, und zu Brixen, 1251.
zu Cölln etc. Abele am a. O. S. 86.

II. Mittlere Zeiten a) 888-1235.
ten (y); welchen in der folgenden Zeit unter dem
Namen Auguſtiner und Carmeliter bald noch meh-
rere Orden aͤhnlicher Bettelmoͤnche, wie man ſie
nachher insgeſammt nannte, folgten.


V.

Dieſen Bettelmoͤnchen gaben die Paͤbſte die Er-
laubniß uͤberall zu predigen, Beichte zu hoͤren, Meſſe
zu leſen, und Ablaß zu ertheilen, ohne an irgend
einen Sprengel gebunden zu ſeyn. Bald benutzten
ſie die Meynung, die ſchon andere Moͤnchsorden
dem Volke beygebracht hatten, daß ſie vom Ueber-
fluſſe der guten Werke eines ganzen Ordens ande-
ren Chriſten, von denen ſie zeitliche Wohlthaten
erhielten oder zu erhalten hofften, etwas abgeben
koͤnnten; welches durch ſo genannte Affiliations-

briefe
(y) Franz, der 1182. zu Aſſiſſi im Herzog-
thume Spoleto gebohren war, und nach einer
Krankheit, die er ſich durch jugendliche Ausſchwei-
fungen zugezogen, im Jahre 1208. ſich entſchloſſen
hatte, ein frommes Leben zu fuͤhren, und einen
neuen Orden zu ſtiften, erhielt von Innocenz dem III.
1215. die paͤbſtliche Beſtaͤtigung. Zur Ausbrei-
tung ſeines Ordens that er theils ſelbſt große Rei-
ſen, theils verſchickte er andere in dieſer Abſicht.
Schon 1216. ſchickte er 60. von ſeinen Moͤnchen
nach Teutſchland, die aber wegen Unkunde der
Landesſprache nicht zu recht kamen. Der zweyte
Verſuch 1221. war gluͤcklicher. Von dieſer Zeit
an finden ſich Franciſcaner 1221. zu Trident,
1222. zu Wuͤrzburg, Worms, Speier, 1223. zu
Freyburg, Hildesheim, Braunſchweig, Goslar,
Halberſtadt, 1224. zu Nuͤrnberg, Coͤlln, Mainz,
Erfurt, Lindau, Prag, 1225. zu Eiſenach, Go-
tha, Nordheim, Muͤhlhauſen u. ſ. w. Abele
Magazin fuͤr Kirchenrecht St. 1. S. 87-98. Do-
minicaner
finden ſich ſchon 1219. zu Metz, 1220.
zu Frieſach in Kaͤrnthen, und zu Brixen, 1251.
zu Coͤlln ꝛc. Abele am a. O. S. 86.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0232" n="198"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Mittlere Zeiten <hi rendition="#aq">a</hi>) 888-1235.</hi></fw><lb/>
ten <note place="foot" n="(y)">Franz, der 1182. zu A&#x017F;&#x017F;i&#x017F;&#x017F;i im Herzog-<lb/>
thume Spoleto gebohren war, und nach einer<lb/>
Krankheit, die er &#x017F;ich durch jugendliche Aus&#x017F;chwei-<lb/>
fungen zugezogen, im Jahre 1208. &#x017F;ich ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
hatte, ein frommes Leben zu fu&#x0364;hren, und einen<lb/>
neuen Orden zu &#x017F;tiften, erhielt von Innocenz dem <hi rendition="#aq">III.</hi><lb/>
1215. die pa&#x0364;b&#x017F;tliche Be&#x017F;ta&#x0364;tigung. Zur Ausbrei-<lb/>
tung &#x017F;eines Ordens that er theils &#x017F;elb&#x017F;t große Rei-<lb/>
&#x017F;en, theils ver&#x017F;chickte er andere in die&#x017F;er Ab&#x017F;icht.<lb/>
Schon 1216. &#x017F;chickte er 60. von &#x017F;einen Mo&#x0364;nchen<lb/>
nach Teut&#x017F;chland, die aber wegen Unkunde der<lb/>
Landes&#x017F;prache nicht zu recht kamen. Der zweyte<lb/>
Ver&#x017F;uch 1221. war glu&#x0364;cklicher. Von die&#x017F;er Zeit<lb/>
an finden &#x017F;ich <hi rendition="#fr">Franci&#x017F;caner</hi> 1221. zu Trident,<lb/>
1222. zu Wu&#x0364;rzburg, Worms, Speier, 1223. zu<lb/>
Freyburg, Hildesheim, Braun&#x017F;chweig, Goslar,<lb/>
Halber&#x017F;tadt, 1224. zu Nu&#x0364;rnberg, Co&#x0364;lln, Mainz,<lb/>
Erfurt, Lindau, Prag, 1225. zu Ei&#x017F;enach, Go-<lb/>
tha, Nordheim, Mu&#x0364;hlhau&#x017F;en u. &#x017F;. w. <hi rendition="#fr">Abele</hi><lb/>
Magazin fu&#x0364;r Kirchenrecht St. 1. S. 87-98. <hi rendition="#fr">Do-<lb/>
minicaner</hi> finden &#x017F;ich &#x017F;chon 1219. zu Metz, 1220.<lb/>
zu Frie&#x017F;ach in Ka&#x0364;rnthen, und zu Brixen, 1251.<lb/>
zu Co&#x0364;lln &#xA75B;c. <hi rendition="#fr">Abele</hi> am a. O. S. 86.</note>; welchen in der folgenden Zeit unter dem<lb/>
Namen Augu&#x017F;tiner und Carmeliter bald noch meh-<lb/>
rere Orden a&#x0364;hnlicher <hi rendition="#fr">Bettelmo&#x0364;nche</hi>, wie man &#x017F;ie<lb/>
nachher insge&#x017F;ammt nannte, folgten.</p><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">V.</hi> </note>
          <p>Die&#x017F;en Bettelmo&#x0364;nchen gaben die Pa&#x0364;b&#x017F;te die Er-<lb/>
laubniß u&#x0364;berall zu predigen, Beichte zu ho&#x0364;ren, Me&#x017F;&#x017F;e<lb/>
zu le&#x017F;en, und Ablaß zu ertheilen, ohne an irgend<lb/>
einen Sprengel gebunden zu &#x017F;eyn. Bald benutzten<lb/>
&#x017F;ie die Meynung, die &#x017F;chon andere Mo&#x0364;nchsorden<lb/>
dem Volke beygebracht hatten, daß &#x017F;ie vom Ueber-<lb/>
flu&#x017F;&#x017F;e der guten Werke eines ganzen Ordens ande-<lb/>
ren Chri&#x017F;ten, von denen &#x017F;ie zeitliche Wohlthaten<lb/>
erhielten oder zu erhalten hofften, etwas abgeben<lb/>
ko&#x0364;nnten; welches durch &#x017F;o genannte Affiliations-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">briefe</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0232] II. Mittlere Zeiten a) 888-1235. ten (y); welchen in der folgenden Zeit unter dem Namen Auguſtiner und Carmeliter bald noch meh- rere Orden aͤhnlicher Bettelmoͤnche, wie man ſie nachher insgeſammt nannte, folgten. Dieſen Bettelmoͤnchen gaben die Paͤbſte die Er- laubniß uͤberall zu predigen, Beichte zu hoͤren, Meſſe zu leſen, und Ablaß zu ertheilen, ohne an irgend einen Sprengel gebunden zu ſeyn. Bald benutzten ſie die Meynung, die ſchon andere Moͤnchsorden dem Volke beygebracht hatten, daß ſie vom Ueber- fluſſe der guten Werke eines ganzen Ordens ande- ren Chriſten, von denen ſie zeitliche Wohlthaten erhielten oder zu erhalten hofften, etwas abgeben koͤnnten; welches durch ſo genannte Affiliations- briefe (y) Franz, der 1182. zu Aſſiſſi im Herzog- thume Spoleto gebohren war, und nach einer Krankheit, die er ſich durch jugendliche Ausſchwei- fungen zugezogen, im Jahre 1208. ſich entſchloſſen hatte, ein frommes Leben zu fuͤhren, und einen neuen Orden zu ſtiften, erhielt von Innocenz dem III. 1215. die paͤbſtliche Beſtaͤtigung. Zur Ausbrei- tung ſeines Ordens that er theils ſelbſt große Rei- ſen, theils verſchickte er andere in dieſer Abſicht. Schon 1216. ſchickte er 60. von ſeinen Moͤnchen nach Teutſchland, die aber wegen Unkunde der Landesſprache nicht zu recht kamen. Der zweyte Verſuch 1221. war gluͤcklicher. Von dieſer Zeit an finden ſich Franciſcaner 1221. zu Trident, 1222. zu Wuͤrzburg, Worms, Speier, 1223. zu Freyburg, Hildesheim, Braunſchweig, Goslar, Halberſtadt, 1224. zu Nuͤrnberg, Coͤlln, Mainz, Erfurt, Lindau, Prag, 1225. zu Eiſenach, Go- tha, Nordheim, Muͤhlhauſen u. ſ. w. Abele Magazin fuͤr Kirchenrecht St. 1. S. 87-98. Do- minicaner finden ſich ſchon 1219. zu Metz, 1220. zu Frieſach in Kaͤrnthen, und zu Brixen, 1251. zu Coͤlln ꝛc. Abele am a. O. S. 86.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/232
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/232>, abgerufen am 24.11.2024.