Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.10) Lothar. II. -- Fried. II. 1125-1235. eben deswegen, weil sie nicht unbeschränkt, son-dern nur zum Vortheile des Wittelsbachischen Stammes gefasset ist, noch immer zum unwider- leglichen Rechtsgrunde dienen kann, daß, wenn das Haus Braunschweig-Lüneburg das Haus Wittels- bach überleben sollte, die ehemaligen Rechte des Welfischen Hauses wieder aufleben, und dessen Nach- kommen alsdann immer näher, als irgend ein an- deres Haus, zum Herzogthum Baiern berechtiget seyn würden (w). Bey ni, et W. duce taliter ordinauimus, quod de bonis et hominibus quondam incliti patris nostri aduersus ducem Bawariae et heredes eius numquam actionem habebunt." -- Orig. Guelf. tom. 3. praef. §. 11. p. 33. (w) Im Römischen Gesetzbuche ist eine be-
kannte Stelle L. 7. §. 8. D. de pactis, wo es der Natur der Sache sehr gemäß heißt: "Pactorum quaedam in rem sunt, quaedam in personam. In rem sunt, quoties generaliter paciscor: ne petam; In personam, quoties, ne a persona pe- tam, id est, ne a Lucio Titio petam." Diese ganz richtige Unterscheidung zweyerley Gattungen von Verträgen trifft insonderheit auch Verzichtleistun- gen, wo es bald in die Augen fällt, daß es sehr unterschieden ist, ob ich mich eines Rechts schlech- terdings und unbeschränkt begebe, oder ob ich nur gewissen Personen und deren Nachkommen zum Besten Verzicht leiste. Hier ist die Anwendung offenbar. Die Vorfahren des Hauses Braunschweig- Lüneburg haben sich 1208. erklärt, wegen ihres Rechts auf Baiern an den damaligen Herzog Lu- dewig und dessen Erben keinen Anspruch machen zu wollen. Diese Verzichtleistung muß allerdings ihre Kraft verliehren, sobald keine Nachkommen von gedachtem Herzoge mehr da sind. 10) Lothar. II. — Fried. II. 1125-1235. eben deswegen, weil ſie nicht unbeſchraͤnkt, ſon-dern nur zum Vortheile des Wittelsbachiſchen Stammes gefaſſet iſt, noch immer zum unwider- leglichen Rechtsgrunde dienen kann, daß, wenn das Haus Braunſchweig-Luͤneburg das Haus Wittels- bach uͤberleben ſollte, die ehemaligen Rechte des Welfiſchen Hauſes wieder aufleben, und deſſen Nach- kommen alsdann immer naͤher, als irgend ein an- deres Haus, zum Herzogthum Baiern berechtiget ſeyn wuͤrden (w). Bey ni, et W. duce taliter ordinauimus, quod de bonis et hominibus quondam incliti patris noſtri aduerſus ducem Bawariae et heredes eius numquam actionem habebunt.” — Orig. Guelf. tom. 3. praef. §. 11. p. 33. (w) Im Roͤmiſchen Geſetzbuche iſt eine be-
kannte Stelle L. 7. §. 8. D. de pactis, wo es der Natur der Sache ſehr gemaͤß heißt: ”Pactorum quaedam in rem ſunt, quaedam in perſonam. In rem ſunt, quoties generaliter paciſcor: ne petam; In perſonam, quoties, ne a perſona pe- tam, id eſt, ne a Lucio Titio petam.” Dieſe ganz richtige Unterſcheidung zweyerley Gattungen von Vertraͤgen trifft inſonderheit auch Verzichtleiſtun- gen, wo es bald in die Augen faͤllt, daß es ſehr unterſchieden iſt, ob ich mich eines Rechts ſchlech- terdings und unbeſchraͤnkt begebe, oder ob ich nur gewiſſen Perſonen und deren Nachkommen zum Beſten Verzicht leiſte. Hier iſt die Anwendung offenbar. Die Vorfahren des Hauſes Braunſchweig- Luͤneburg haben ſich 1208. erklaͤrt, wegen ihres Rechts auf Baiern an den damaligen Herzog Lu- dewig und deſſen Erben keinen Anſpruch machen zu wollen. Dieſe Verzichtleiſtung muß allerdings ihre Kraft verliehren, ſobald keine Nachkommen von gedachtem Herzoge mehr da ſind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0225" n="191"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">10) Lothar. <hi rendition="#aq">II.</hi> — Fried. <hi rendition="#aq">II.</hi> 1125-1235.</hi></fw><lb/> eben deswegen, weil ſie nicht unbeſchraͤnkt, ſon-<lb/> dern nur zum Vortheile des Wittelsbachiſchen<lb/> Stammes gefaſſet iſt, noch immer zum unwider-<lb/> leglichen Rechtsgrunde dienen kann, daß, wenn das<lb/> Haus Braunſchweig-Luͤneburg das Haus Wittels-<lb/> bach uͤberleben ſollte, die ehemaligen Rechte des<lb/> Welfiſchen Hauſes wieder aufleben, und deſſen Nach-<lb/> kommen alsdann immer naͤher, als irgend ein an-<lb/> deres Haus, zum Herzogthum Baiern berechtiget<lb/> ſeyn wuͤrden <note place="foot" n="(w)">Im Roͤmiſchen Geſetzbuche iſt eine be-<lb/> kannte Stelle <hi rendition="#aq">L. 7. §. 8. D. de pactis,</hi> wo es der<lb/> Natur der Sache ſehr gemaͤß heißt: <hi rendition="#aq">”Pactorum<lb/> quaedam in rem ſunt, quaedam in perſonam.<lb/> In rem ſunt, quoties generaliter paciſcor: <hi rendition="#i">ne<lb/> petam;</hi> In perſonam, quoties, ne a perſona pe-<lb/> tam, id eſt, <hi rendition="#i">ne a Lucio Titio petam</hi>.”</hi> Dieſe ganz<lb/> richtige Unterſcheidung zweyerley Gattungen von<lb/> Vertraͤgen trifft inſonderheit auch Verzichtleiſtun-<lb/> gen, wo es bald in die Augen faͤllt, daß es ſehr<lb/> unterſchieden iſt, ob ich mich eines Rechts ſchlech-<lb/> terdings und unbeſchraͤnkt begebe, oder ob ich nur<lb/> gewiſſen Perſonen und deren Nachkommen zum<lb/> Beſten Verzicht leiſte. Hier iſt die Anwendung<lb/> offenbar. Die Vorfahren des Hauſes Braunſchweig-<lb/> Luͤneburg haben ſich 1208. erklaͤrt, wegen ihres<lb/> Rechts auf Baiern an den damaligen Herzog Lu-<lb/> dewig und deſſen Erben keinen Anſpruch machen<lb/> zu wollen. Dieſe Verzichtleiſtung muß allerdings<lb/> ihre Kraft verliehren, ſobald keine Nachkommen<lb/> von gedachtem Herzoge mehr da ſind.</note>.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Bey</fw><lb/> <p> <note xml:id="seg2pn_9_2" prev="#seg2pn_9_1" place="foot" n="(v)"> <hi rendition="#aq">ni, et W. duce taliter ordinauimus, quod de<lb/> bonis et hominibus quondam incliti patris noſtri<lb/><hi rendition="#i">aduerſus ducem Bawariae et heredes eius</hi> numquam<lb/> actionem habebunt.” — <hi rendition="#i">Orig. Guelf</hi>. tom. 3.<lb/> praef. §. 11. p. 33.</hi> </note> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [191/0225]
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dern nur zum Vortheile des Wittelsbachiſchen
Stammes gefaſſet iſt, noch immer zum unwider-
leglichen Rechtsgrunde dienen kann, daß, wenn das
Haus Braunſchweig-Luͤneburg das Haus Wittels-
bach uͤberleben ſollte, die ehemaligen Rechte des
Welfiſchen Hauſes wieder aufleben, und deſſen Nach-
kommen alsdann immer naͤher, als irgend ein an-
deres Haus, zum Herzogthum Baiern berechtiget
ſeyn wuͤrden (w).
Bey
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(w) Im Roͤmiſchen Geſetzbuche iſt eine be-
kannte Stelle L. 7. §. 8. D. de pactis, wo es der
Natur der Sache ſehr gemaͤß heißt: ”Pactorum
quaedam in rem ſunt, quaedam in perſonam.
In rem ſunt, quoties generaliter paciſcor: ne
petam; In perſonam, quoties, ne a perſona pe-
tam, id eſt, ne a Lucio Titio petam.” Dieſe ganz
richtige Unterſcheidung zweyerley Gattungen von
Vertraͤgen trifft inſonderheit auch Verzichtleiſtun-
gen, wo es bald in die Augen faͤllt, daß es ſehr
unterſchieden iſt, ob ich mich eines Rechts ſchlech-
terdings und unbeſchraͤnkt begebe, oder ob ich nur
gewiſſen Perſonen und deren Nachkommen zum
Beſten Verzicht leiſte. Hier iſt die Anwendung
offenbar. Die Vorfahren des Hauſes Braunſchweig-
Luͤneburg haben ſich 1208. erklaͤrt, wegen ihres
Rechts auf Baiern an den damaligen Herzog Lu-
dewig und deſſen Erben keinen Anſpruch machen
zu wollen. Dieſe Verzichtleiſtung muß allerdings
ihre Kraft verliehren, ſobald keine Nachkommen
von gedachtem Herzoge mehr da ſind.
(v) ni, et W. duce taliter ordinauimus, quod de
bonis et hominibus quondam incliti patris noſtri
aduerſus ducem Bawariae et heredes eius numquam
actionem habebunt.” — Orig. Guelf. tom. 3.
praef. §. 11. p. 33.
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