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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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II. Mittlere Zeiten a) 888-1235.
falls Spuhren an die Hand geben, von welchem
Geschlechte ihr Besitzer gewesen sey. So hat
das Haus Habsburg-Oesterreich noch ganze Jahr-
hunderte über das zwölfte hinauf seine Ahnen
glaublich beybringen können. Und ungefähr eben
der Fall zeigt sich bey den Vorfahren der jetzigen
Häuser Pfalz, Sachsen, Brandenburg in Nach-
forschung ihrer Abstammung von den ehemaligen
Grafen von Wittelsbach, Wettin und Zollern, und
deren höherer Stammväter, ehe sie noch diese erb-
liche Geschlechtsnamen führten -- Uebrigens son-
derbar gnug, daß die Vorfahren dieser unserer
größten Häuser, als der vier ursprünglichen welt-
lichen Churfürsten im zwölften Jahrhunderte nur
noch als Grafen erscheinen, deren Nachkommen
erst später in die Stelle der damaligen nachher
erloschenen Churhäuser getreten sind.


VIII.

Mit den alten Herzogthümern oder anderen
weltlichen Fürstenthümern hielt es weit härter, als
mit den Grafschaften, ehe ihnen die Erblichkeit
zugestanden wurde. Aber auch das war endlich
eine Frucht des unglücklichen Verlaufs der Unru-
hen, worin sich Henrich der IV. verwickelt sah.
Eben die Geschlechter, die in seinen letzten Jahren
und unter den folgenden beiden Regierungen un-
sere Herzogthümer und Fürstenthümer besaßen, ha-
ben sie auch in der Folge behalten, sofern sie nicht
etwa selbst ausgestorben, oder durch solche Revo-
lutionen, wie Achtserklärungen und Kriege, um
ihre Länder gekommen sind. Namentlich ist das
Herzogthum Oberlothringen immer von Vater
auf Sohn bey den Nachkommen eben des Herzogs
Gerhards geblieben, der schon unter Henrich dem III.

(1048.)

II. Mittlere Zeiten a) 888-1235.
falls Spuhren an die Hand geben, von welchem
Geſchlechte ihr Beſitzer geweſen ſey. So hat
das Haus Habsburg-Oeſterreich noch ganze Jahr-
hunderte uͤber das zwoͤlfte hinauf ſeine Ahnen
glaublich beybringen koͤnnen. Und ungefaͤhr eben
der Fall zeigt ſich bey den Vorfahren der jetzigen
Haͤuſer Pfalz, Sachſen, Brandenburg in Nach-
forſchung ihrer Abſtammung von den ehemaligen
Grafen von Wittelsbach, Wettin und Zollern, und
deren hoͤherer Stammvaͤter, ehe ſie noch dieſe erb-
liche Geſchlechtsnamen fuͤhrten — Uebrigens ſon-
derbar gnug, daß die Vorfahren dieſer unſerer
groͤßten Haͤuſer, als der vier urſpruͤnglichen welt-
lichen Churfuͤrſten im zwoͤlften Jahrhunderte nur
noch als Grafen erſcheinen, deren Nachkommen
erſt ſpaͤter in die Stelle der damaligen nachher
erloſchenen Churhaͤuſer getreten ſind.


VIII.

Mit den alten Herzogthuͤmern oder anderen
weltlichen Fuͤrſtenthuͤmern hielt es weit haͤrter, als
mit den Grafſchaften, ehe ihnen die Erblichkeit
zugeſtanden wurde. Aber auch das war endlich
eine Frucht des ungluͤcklichen Verlaufs der Unru-
hen, worin ſich Henrich der IV. verwickelt ſah.
Eben die Geſchlechter, die in ſeinen letzten Jahren
und unter den folgenden beiden Regierungen un-
ſere Herzogthuͤmer und Fuͤrſtenthuͤmer beſaßen, ha-
ben ſie auch in der Folge behalten, ſofern ſie nicht
etwa ſelbſt ausgeſtorben, oder durch ſolche Revo-
lutionen, wie Achtserklaͤrungen und Kriege, um
ihre Laͤnder gekommen ſind. Namentlich iſt das
Herzogthum Oberlothringen immer von Vater
auf Sohn bey den Nachkommen eben des Herzogs
Gerhards geblieben, der ſchon unter Henrich dem III.

(1048.)
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[170/0204] II. Mittlere Zeiten a) 888-1235. falls Spuhren an die Hand geben, von welchem Geſchlechte ihr Beſitzer geweſen ſey. So hat das Haus Habsburg-Oeſterreich noch ganze Jahr- hunderte uͤber das zwoͤlfte hinauf ſeine Ahnen glaublich beybringen koͤnnen. Und ungefaͤhr eben der Fall zeigt ſich bey den Vorfahren der jetzigen Haͤuſer Pfalz, Sachſen, Brandenburg in Nach- forſchung ihrer Abſtammung von den ehemaligen Grafen von Wittelsbach, Wettin und Zollern, und deren hoͤherer Stammvaͤter, ehe ſie noch dieſe erb- liche Geſchlechtsnamen fuͤhrten — Uebrigens ſon- derbar gnug, daß die Vorfahren dieſer unſerer groͤßten Haͤuſer, als der vier urſpruͤnglichen welt- lichen Churfuͤrſten im zwoͤlften Jahrhunderte nur noch als Grafen erſcheinen, deren Nachkommen erſt ſpaͤter in die Stelle der damaligen nachher erloſchenen Churhaͤuſer getreten ſind. Mit den alten Herzogthuͤmern oder anderen weltlichen Fuͤrſtenthuͤmern hielt es weit haͤrter, als mit den Grafſchaften, ehe ihnen die Erblichkeit zugeſtanden wurde. Aber auch das war endlich eine Frucht des ungluͤcklichen Verlaufs der Unru- hen, worin ſich Henrich der IV. verwickelt ſah. Eben die Geſchlechter, die in ſeinen letzten Jahren und unter den folgenden beiden Regierungen un- ſere Herzogthuͤmer und Fuͤrſtenthuͤmer beſaßen, ha- ben ſie auch in der Folge behalten, ſofern ſie nicht etwa ſelbſt ausgeſtorben, oder durch ſolche Revo- lutionen, wie Achtserklaͤrungen und Kriege, um ihre Laͤnder gekommen ſind. Namentlich iſt das Herzogthum Oberlothringen immer von Vater auf Sohn bey den Nachkommen eben des Herzogs Gerhards geblieben, der ſchon unter Henrich dem III. (1048.)

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/204>, abgerufen am 24.11.2024.