len selbst schaffen, ja es muß Sie das Gefühl oft drängen, Neues hervorzubringen."
"Sie haben auch einen starken Sinn für Harmo- nie, Ordnung und Symmetrie. Wenn Sie Diener haben, oder Handwerker beschäftigen, werden diese viel Mühe finden, Sie zu befriedigen, weil Ihnen nichts genau und accurat genug seyn kann."
"Sie haben sonderbarerweise die Liebe zum Häus- lichen und die des Umherschwärmens in der Welt, welche sich gegenseitig opponiren, gleich stark".
"Gewiß werden Sie daher auf Reisen, so weit es Ihre Mittel erlauben, gern recht viel Dinge mit sich führen, und überall sich so schnell, als möglich, das häusliche, gewohnte Bild wieder herzustellen suchen."
(Dies so treffende und so sehr in's Detail Gehen- de frappirte mich besonders.)
"Ein ähnlicher Widerspruch findet sich bei Ihnen, in einem scharfen Verstande (verzeihe, aber ich muß seine Worte treu wiederholen) und einer bedeutenden Anlage zur Schwärmerei. Sie müssen innig religieus seyn, und werden doch wahrscheinlich keiner positiven Form der Religion sonderlich anhängen, vielmehr (ebenfalls seine eignen Worte) eine erste Ursache aller Dinge unter einem moralischen Gesichtspunkte ver- ehren mögen."
"Sie sind sehr eitel, doch nicht von der Art, die viel zu seyn glaubt, sondern viel seyn möchte. Daher wird Ihnen auf die Länge die Gesellschaft Ueberlege- ner, Höherer in irgend einer Art, ja selbst Ihres
len ſelbſt ſchaffen, ja es muß Sie das Gefühl oft drängen, Neues hervorzubringen.“
„Sie haben auch einen ſtarken Sinn für Harmo- nie, Ordnung und Symmetrie. Wenn Sie Diener haben, oder Handwerker beſchäftigen, werden dieſe viel Mühe finden, Sie zu befriedigen, weil Ihnen nichts genau und accurat genug ſeyn kann.“
„Sie haben ſonderbarerweiſe die Liebe zum Häus- lichen und die des Umherſchwärmens in der Welt, welche ſich gegenſeitig opponiren, gleich ſtark“.
„Gewiß werden Sie daher auf Reiſen, ſo weit es Ihre Mittel erlauben, gern recht viel Dinge mit ſich führen, und überall ſich ſo ſchnell, als möglich, das häusliche, gewohnte Bild wieder herzuſtellen ſuchen.“
(Dies ſo treffende und ſo ſehr in’s Detail Gehen- de frappirte mich beſonders.)
„Ein ähnlicher Widerſpruch findet ſich bei Ihnen, in einem ſcharfen Verſtande (verzeihe, aber ich muß ſeine Worte treu wiederholen) und einer bedeutenden Anlage zur Schwärmerei. Sie müſſen innig religieus ſeyn, und werden doch wahrſcheinlich keiner poſitiven Form der Religion ſonderlich anhängen, vielmehr (ebenfalls ſeine eignen Worte) eine erſte Urſache aller Dinge unter einem moraliſchen Geſichtspunkte ver- ehren mögen.“
„Sie ſind ſehr eitel, doch nicht von der Art, die viel zu ſeyn glaubt, ſondern viel ſeyn möchte. Daher wird Ihnen auf die Länge die Geſellſchaft Ueberlege- ner, Höherer in irgend einer Art, ja ſelbſt Ihres
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len ſelbſt ſchaffen, ja es muß Sie das Gefühl oft
drängen, Neues hervorzubringen.“
„Sie haben auch einen ſtarken Sinn für Harmo-
nie, Ordnung und Symmetrie. Wenn Sie Diener
haben, oder Handwerker beſchäftigen, werden dieſe viel
Mühe finden, Sie zu befriedigen, weil Ihnen nichts
genau und accurat genug ſeyn kann.“
„Sie haben ſonderbarerweiſe die Liebe zum Häus-
lichen und die des Umherſchwärmens in der Welt,
welche ſich gegenſeitig opponiren, gleich ſtark“.
„Gewiß werden Sie daher auf Reiſen, ſo weit
es Ihre Mittel erlauben, gern recht viel Dinge mit
ſich führen, und überall ſich ſo ſchnell, als möglich,
das häusliche, gewohnte Bild wieder herzuſtellen
ſuchen.“
(Dies ſo treffende und ſo ſehr in’s Detail Gehen-
de frappirte mich beſonders.)
„Ein ähnlicher Widerſpruch findet ſich bei Ihnen,
in einem ſcharfen Verſtande (verzeihe, aber ich muß
ſeine Worte treu wiederholen) und einer bedeutenden
Anlage zur Schwärmerei. Sie müſſen innig religieus
ſeyn, und werden doch wahrſcheinlich keiner poſitiven
Form der Religion ſonderlich anhängen, vielmehr
(ebenfalls ſeine eignen Worte) eine erſte Urſache aller
Dinge unter einem moraliſchen Geſichtspunkte ver-
ehren mögen.“
„Sie ſind ſehr eitel, doch nicht von der Art, die
viel zu ſeyn glaubt, ſondern viel ſeyn möchte. Daher
wird Ihnen auf die Länge die Geſellſchaft Ueberlege-
ner, Höherer in irgend einer Art, ja ſelbſt Ihres
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/98>, abgerufen am 24.11.2024.
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