es sich in einen Mohren in glänzend silberner Jacke und prächtigem Costum, der lachend rief: ich sollte ihm nur in Frieden lassen, er wolle mir Sachen zeigen, die ich noch nie gesehen. Jetzt fingen auch sogleich Zaubereien an, die alle Pinettis und Philadelphias der Welt weit hinter sich zurückließen. Ein großer Schrank unter andern veränderte seinen Inhalt je- den Augenblick, und alle Schätze Golkondas mit den unerhörtesten Seltenheiten kamen nach einander zum Vorschein. Ein dicker Mann mit vier hübschen Töch- tern, welcher eifrig zusah, und den ich sogleich als einen Herrn erkannte, der früher in Brighton Bälle gab, und Rolls hieß, weshalb man ihn (seiner Cor- pulenz wegen) dubble Rolls, seine Töchter aber hut Rolls nannte, äußerte indeß, das Ding daure ihm zu lange, er sey hungrig. Sogleich rief der be- leidigte Zauberer mit zorniger Miene, indem sein Anzug sich vor unsern Augen scharlachrotb färbte:
Zwei wird fünf und sieben zehn. Augen eßt! Der Mund soll seh'n, Vorn und hinten wechselt schnell. Fitzli Putzli very well.
Kaum war diese Beschwörung ausgesprochen, als ein prächtiges Mahl erschien, und der arme Rolls sich eifrig frische grüne Erbsen in die Augen steckte, die auch ohne alle Umstände heruntergingen, während er, mit dem Lorgnon vor dem Munde, alle die übrigen Wunderdinge, die sich auf der Tafel ausbreiteten, betrachtete und in Gedanken verschlang. Jetzt wollte
es ſich in einen Mohren in glänzend ſilberner Jacke und prächtigem Coſtum, der lachend rief: ich ſollte ihm nur in Frieden laſſen, er wolle mir Sachen zeigen, die ich noch nie geſehen. Jetzt fingen auch ſogleich Zaubereien an, die alle Pinettis und Philadelphias der Welt weit hinter ſich zurückließen. Ein großer Schrank unter andern veränderte ſeinen Inhalt je- den Augenblick, und alle Schätze Golkondas mit den unerhörteſten Seltenheiten kamen nach einander zum Vorſchein. Ein dicker Mann mit vier hübſchen Töch- tern, welcher eifrig zuſah, und den ich ſogleich als einen Herrn erkannte, der früher in Brighton Bälle gab, und Rolls hieß, weshalb man ihn (ſeiner Cor- pulenz wegen) dubble Rolls, ſeine Töchter aber hut Rolls nannte, äußerte indeß, das Ding daure ihm zu lange, er ſey hungrig. Sogleich rief der be- leidigte Zauberer mit zorniger Miene, indem ſein Anzug ſich vor unſern Augen ſcharlachrotb färbte:
Zwei wird fünf und ſieben zehn. Augen eßt! Der Mund ſoll ſeh’n, Vorn und hinten wechſelt ſchnell. Fitzli Putzli very well.
Kaum war dieſe Beſchwörung ausgeſprochen, als ein prächtiges Mahl erſchien, und der arme Rolls ſich eifrig friſche grüne Erbſen in die Augen ſteckte, die auch ohne alle Umſtände heruntergingen, während er, mit dem Lorgnon vor dem Munde, alle die übrigen Wunderdinge, die ſich auf der Tafel ausbreiteten, betrachtete und in Gedanken verſchlang. Jetzt wollte
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0061"n="45"/>
es ſich in einen Mohren in glänzend ſilberner Jacke<lb/>
und prächtigem Coſtum, der lachend rief: ich ſollte<lb/>
ihm nur in Frieden laſſen, er wolle mir Sachen zeigen,<lb/>
die ich noch nie geſehen. Jetzt fingen auch ſogleich<lb/>
Zaubereien an, die alle Pinettis und Philadelphias<lb/>
der Welt weit hinter ſich zurückließen. Ein großer<lb/>
Schrank unter andern veränderte ſeinen Inhalt je-<lb/>
den Augenblick, und alle Schätze Golkondas mit den<lb/>
unerhörteſten Seltenheiten kamen nach einander zum<lb/>
Vorſchein. Ein dicker Mann mit vier hübſchen Töch-<lb/>
tern, welcher eifrig zuſah, und den ich ſogleich als<lb/>
einen Herrn erkannte, der früher in Brighton Bälle<lb/>
gab, und Rolls hieß, weshalb man <hirendition="#g">ihn</hi> (ſeiner Cor-<lb/>
pulenz wegen) <hirendition="#aq">dubble Rolls,</hi>ſeine Töchter aber<lb/><hirendition="#aq">hut Rolls</hi> nannte, äußerte indeß, das Ding daure<lb/>
ihm zu lange, er ſey hungrig. Sogleich rief der be-<lb/>
leidigte Zauberer mit zorniger Miene, indem ſein<lb/>
Anzug ſich vor unſern Augen ſcharlachrotb färbte:<lb/></p><lgtype="poem"><l>Zwei wird fünf und ſieben zehn.</l><lb/><l>Augen eßt! Der Mund ſoll ſeh’n,</l><lb/><l>Vorn und hinten wechſelt ſchnell.</l><lb/><l><hirendition="#aq">Fitzli Putzli very well.</hi></l></lg><lb/><p>Kaum war dieſe Beſchwörung ausgeſprochen, als<lb/>
ein prächtiges Mahl erſchien, und der arme Rolls ſich<lb/>
eifrig friſche grüne Erbſen in die Augen ſteckte, die<lb/>
auch ohne alle Umſtände heruntergingen, während er,<lb/>
mit dem Lorgnon vor dem Munde, alle die übrigen<lb/>
Wunderdinge, die ſich auf der Tafel ausbreiteten,<lb/>
betrachtete und in Gedanken verſchlang. Jetzt wollte<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[45/0061]
es ſich in einen Mohren in glänzend ſilberner Jacke
und prächtigem Coſtum, der lachend rief: ich ſollte
ihm nur in Frieden laſſen, er wolle mir Sachen zeigen,
die ich noch nie geſehen. Jetzt fingen auch ſogleich
Zaubereien an, die alle Pinettis und Philadelphias
der Welt weit hinter ſich zurückließen. Ein großer
Schrank unter andern veränderte ſeinen Inhalt je-
den Augenblick, und alle Schätze Golkondas mit den
unerhörteſten Seltenheiten kamen nach einander zum
Vorſchein. Ein dicker Mann mit vier hübſchen Töch-
tern, welcher eifrig zuſah, und den ich ſogleich als
einen Herrn erkannte, der früher in Brighton Bälle
gab, und Rolls hieß, weshalb man ihn (ſeiner Cor-
pulenz wegen) dubble Rolls, ſeine Töchter aber
hut Rolls nannte, äußerte indeß, das Ding daure
ihm zu lange, er ſey hungrig. Sogleich rief der be-
leidigte Zauberer mit zorniger Miene, indem ſein
Anzug ſich vor unſern Augen ſcharlachrotb färbte:
Zwei wird fünf und ſieben zehn.
Augen eßt! Der Mund ſoll ſeh’n,
Vorn und hinten wechſelt ſchnell.
Fitzli Putzli very well.
Kaum war dieſe Beſchwörung ausgeſprochen, als
ein prächtiges Mahl erſchien, und der arme Rolls ſich
eifrig friſche grüne Erbſen in die Augen ſteckte, die
auch ohne alle Umſtände heruntergingen, während er,
mit dem Lorgnon vor dem Munde, alle die übrigen
Wunderdinge, die ſich auf der Tafel ausbreiteten,
betrachtete und in Gedanken verſchlang. Jetzt wollte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/61>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.