daher auch den Charakter desselben annehmen, bald glühender in Farben, bald blässer seyn -- und zu verwundern wäre es nicht, wenn sie in der dum- pfen Stadt ganz verblaßten, die nimmer so liebliche Bilder bietet als die herrliche Natur!
Den 21sten.
Ich muß vor der Hand noch bei demselben Thema bleiben, und eines Frühstücks in Chiswick beim Her- zog von Devonshire erwähnen, der hübschesten Art Feten, die man hier gibt, weil sie auf dem Lande, abwechselnd im Hause und in den schönsten Gärten, statt finden, Dejeuners heißen, aber erst um 3 Uhr anfangen und vor Mitternacht nicht aufhören. Der Fürst B. ..., weiland Schwager Napoleons, war zu- gegen, auch einer von denen, die ich früher in einem äußern Glanz gesehen, den ihnen nur die damalige Welt-Sonne verlieh, und der mit ihr so schnell über- all verlöscht ist!
Die größte Zierde dieses Frühstücks war aber die schöne Lady Ellenborough. Sie kam in einem klei- nen Wagen mit Ponys bespannt an, die sie selbst dirigirte, und die nicht größer als kamtschadalische Hunde waren. Man möchte versucht seyn, von nun an dem Fuhrwerke der Venus die Tauben auszuspan- nen und Ponys statt ihrer vorzulegen.
Uebler wird aber mit allen Sorten Equipagen hier umgegangen als irgendwo. Auf dem gestrigen Al-
Briefe eines Verstorbenen. IV. 3
daher auch den Charakter deſſelben annehmen, bald glühender in Farben, bald bläſſer ſeyn — und zu verwundern wäre es nicht, wenn ſie in der dum- pfen Stadt ganz verblaßten, die nimmer ſo liebliche Bilder bietet als die herrliche Natur!
Den 21ſten.
Ich muß vor der Hand noch bei demſelben Thema bleiben, und eines Frühſtücks in Chiswick beim Her- zog von Devonshire erwähnen, der hübſcheſten Art Feten, die man hier gibt, weil ſie auf dem Lande, abwechſelnd im Hauſe und in den ſchönſten Gärten, ſtatt finden, Dejeuners heißen, aber erſt um 3 Uhr anfangen und vor Mitternacht nicht aufhören. Der Fürſt B. …, weiland Schwager Napoleons, war zu- gegen, auch einer von denen, die ich früher in einem äußern Glanz geſehen, den ihnen nur die damalige Welt-Sonne verlieh, und der mit ihr ſo ſchnell über- all verlöſcht iſt!
Die größte Zierde dieſes Frühſtücks war aber die ſchöne Lady Ellenborough. Sie kam in einem klei- nen Wagen mit Ponys beſpannt an, die ſie ſelbſt dirigirte, und die nicht größer als kamtſchadaliſche Hunde waren. Man möchte verſucht ſeyn, von nun an dem Fuhrwerke der Venus die Tauben auszuſpan- nen und Ponys ſtatt ihrer vorzulegen.
Uebler wird aber mit allen Sorten Equipagen hier umgegangen als irgendwo. Auf dem geſtrigen Al-
Briefe eines Verſtorbenen. IV. 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0049"n="33"/>
daher auch den Charakter deſſelben annehmen, bald<lb/>
glühender in Farben, bald bläſſer ſeyn — und<lb/>
zu verwundern wäre es nicht, wenn ſie in der dum-<lb/>
pfen Stadt ganz verblaßten, die nimmer ſo liebliche<lb/>
Bilder bietet als die herrliche Natur!</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Den 21ſten.</hi></dateline></opener><lb/><p>Ich muß vor der Hand noch bei demſelben Thema<lb/>
bleiben, und eines Frühſtücks in Chiswick beim Her-<lb/>
zog von Devonshire erwähnen, der hübſcheſten Art<lb/>
Feten, die man hier gibt, weil ſie auf dem Lande,<lb/>
abwechſelnd im Hauſe und in den ſchönſten Gärten,<lb/>ſtatt finden, Dejeuners <hirendition="#g">heißen</hi>, aber erſt um 3 Uhr<lb/>
anfangen und vor Mitternacht nicht aufhören. Der<lb/>
Fürſt B. …, weiland Schwager Napoleons, war zu-<lb/>
gegen, auch einer von denen, die ich früher in einem<lb/>
äußern Glanz geſehen, den ihnen nur die damalige<lb/>
Welt-Sonne verlieh, und der mit ihr ſo ſchnell über-<lb/>
all verlöſcht iſt!</p><lb/><p>Die größte Zierde dieſes Frühſtücks war aber die<lb/>ſchöne Lady Ellenborough. Sie kam in einem klei-<lb/>
nen Wagen mit Ponys beſpannt an, die ſie ſelbſt<lb/>
dirigirte, und die nicht größer als kamtſchadaliſche<lb/>
Hunde waren. Man möchte verſucht ſeyn, von nun an<lb/>
dem Fuhrwerke der Venus die Tauben auszuſpan-<lb/>
nen und Ponys ſtatt ihrer vorzulegen.</p><lb/><p>Uebler wird aber mit allen Sorten Equipagen hier<lb/>
umgegangen als irgendwo. Auf dem geſtrigen Al-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Briefe eines Verſtorbenen. <hirendition="#aq">IV.</hi> 3</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[33/0049]
daher auch den Charakter deſſelben annehmen, bald
glühender in Farben, bald bläſſer ſeyn — und
zu verwundern wäre es nicht, wenn ſie in der dum-
pfen Stadt ganz verblaßten, die nimmer ſo liebliche
Bilder bietet als die herrliche Natur!
Den 21ſten.
Ich muß vor der Hand noch bei demſelben Thema
bleiben, und eines Frühſtücks in Chiswick beim Her-
zog von Devonshire erwähnen, der hübſcheſten Art
Feten, die man hier gibt, weil ſie auf dem Lande,
abwechſelnd im Hauſe und in den ſchönſten Gärten,
ſtatt finden, Dejeuners heißen, aber erſt um 3 Uhr
anfangen und vor Mitternacht nicht aufhören. Der
Fürſt B. …, weiland Schwager Napoleons, war zu-
gegen, auch einer von denen, die ich früher in einem
äußern Glanz geſehen, den ihnen nur die damalige
Welt-Sonne verlieh, und der mit ihr ſo ſchnell über-
all verlöſcht iſt!
Die größte Zierde dieſes Frühſtücks war aber die
ſchöne Lady Ellenborough. Sie kam in einem klei-
nen Wagen mit Ponys beſpannt an, die ſie ſelbſt
dirigirte, und die nicht größer als kamtſchadaliſche
Hunde waren. Man möchte verſucht ſeyn, von nun an
dem Fuhrwerke der Venus die Tauben auszuſpan-
nen und Ponys ſtatt ihrer vorzulegen.
Uebler wird aber mit allen Sorten Equipagen hier
umgegangen als irgendwo. Auf dem geſtrigen Al-
Briefe eines Verſtorbenen. IV. 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/49>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.