im Geheim geöffnet sieht, und noch manche andere Dii minoram gentium findet man dort, als zu Dut- chesses und Ladies gewordene Schauspielerinnen u. s. w, die man in jenen Cirkeln par excellence nicht leicht zu sehen bekömmt.
Der junge Erbe eines berühmten Namens und eines großen Besitzers schien auch Ansprüche auf eine dominirende Stellung machen zu wollen; da aber bei ihm die vortrefflichen Lebenslehren, welche die Briefe seines Ahnherrn enthalten, auf ein sehr dürres Feld gefallen sind, und andere Umstände ihn noch nicht hinlänglich begünstigt haben, so mußte er sich bis- her mit sehr untergeordneten Hoheitsrechten und der bloßen Anerkennung seiner schonen Wagen und Pfer- de, wie den Reizen seiner gefeierten Maitresse be- gnügen.
Eine hohe Stufe des Einflußes nimmt ferner ein fremder Ambassadeur ein, der ohne allen Zweifel die erste verdiente, wenn der beste Ton, gemüthliche Lie- benswürdigkeit, hoher Rang, der feinste Geschmack, und ohngeachtet einer angenommenen englischen Tour- nure, doch eine völlige Abwesenheit jener Schwerfäl- ligkeit und Pedanterie, die englische Fashionables nie los werden können -- die einzigen Ansprüche dazu gäben. Aber eben, weil er sowohl durch seine aus- ländische, immer über die Anglomanie den Sieg da- von tragende Liebenswürdigkeit, wie durch seine deut- sche Gemüthlichkeit den Engländern zu fern steht, er- regt er zum Theil mehr noch ihren Neid, als ihre
im Geheim geöffnet ſieht, und noch manche andere Dii minoram gentium findet man dort, als zu Dut- cheſſes und Ladies gewordene Schauſpielerinnen u. ſ. w, die man in jenen Cirkeln par excellence nicht leicht zu ſehen bekömmt.
Der junge Erbe eines berühmten Namens und eines großen Beſitzers ſchien auch Anſprüche auf eine dominirende Stellung machen zu wollen; da aber bei ihm die vortrefflichen Lebenslehren, welche die Briefe ſeines Ahnherrn enthalten, auf ein ſehr dürres Feld gefallen ſind, und andere Umſtände ihn noch nicht hinlänglich begünſtigt haben, ſo mußte er ſich bis- her mit ſehr untergeordneten Hoheitsrechten und der bloßen Anerkennung ſeiner ſchonen Wagen und Pfer- de, wie den Reizen ſeiner gefeierten Maitreſſe be- gnügen.
Eine hohe Stufe des Einflußes nimmt ferner ein fremder Ambaſſadeur ein, der ohne allen Zweifel die erſte verdiente, wenn der beſte Ton, gemüthliche Lie- benswürdigkeit, hoher Rang, der feinſte Geſchmack, und ohngeachtet einer angenommenen engliſchen Tour- nure, doch eine völlige Abweſenheit jener Schwerfäl- ligkeit und Pedanterie, die engliſche Faſhionables nie los werden können — die einzigen Anſprüche dazu gäben. Aber eben, weil er ſowohl durch ſeine aus- ländiſche, immer über die Anglomanie den Sieg da- von tragende Liebenswürdigkeit, wie durch ſeine deut- ſche Gemüthlichkeit den Engländern zu fern ſteht, er- regt er zum Theil mehr noch ihren Neid, als ihre
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im Geheim geöffnet ſieht, und noch manche andere
Dii minoram gentium findet man dort, als zu Dut-
cheſſes und Ladies gewordene Schauſpielerinnen u.
ſ. w, die man in jenen Cirkeln par excellence nicht
leicht zu ſehen bekömmt.
Der junge Erbe eines berühmten Namens und
eines großen Beſitzers ſchien auch Anſprüche auf eine
dominirende Stellung machen zu wollen; da aber bei
ihm die vortrefflichen Lebenslehren, welche die Briefe
ſeines Ahnherrn enthalten, auf ein ſehr dürres Feld
gefallen ſind, und andere Umſtände ihn noch nicht
hinlänglich begünſtigt haben, ſo mußte er ſich bis-
her mit ſehr untergeordneten Hoheitsrechten und der
bloßen Anerkennung ſeiner ſchonen Wagen und Pfer-
de, wie den Reizen ſeiner gefeierten Maitreſſe be-
gnügen.
Eine hohe Stufe des Einflußes nimmt ferner ein
fremder Ambaſſadeur ein, der ohne allen Zweifel die
erſte verdiente, wenn der beſte Ton, gemüthliche Lie-
benswürdigkeit, hoher Rang, der feinſte Geſchmack,
und ohngeachtet einer angenommenen engliſchen Tour-
nure, doch eine völlige Abweſenheit jener Schwerfäl-
ligkeit und Pedanterie, die engliſche Faſhionables nie
los werden können — die einzigen Anſprüche dazu
gäben. Aber eben, weil er ſowohl durch ſeine aus-
ländiſche, immer über die Anglomanie den Sieg da-
von tragende Liebenswürdigkeit, wie durch ſeine deut-
ſche Gemüthlichkeit den Engländern zu fern ſteht, er-
regt er zum Theil mehr noch ihren Neid, als ihre
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/426>, abgerufen am 24.11.2024.
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