Gedränge in einem großen Local mehr vermieden wird. Dieser Prinz ist weniger populär als er es verdient, weil die Engländer ihm den Ausländer nicht ganz verzeihen können.
Den 9ten.
Auf einem Spazierritt mit M ... kamen wir zufäl- lig in einer reizenden Gegend nach Strawberryhill (Erdbeerhügel) einem von Horace Walpole gebauten Schloß, dessen er so oft in seinen Briefen erwähnt, und das man seitdem in nichts geändert und wenig bewohnt hat. Es ist der erste Versuch des Modern- gothischen in England, ganz im Clinquan-Geschmack jener Zeit, das Steinwerk in Holz nachgeahmt, gar Vieles -- was glänzt ohne Gold zu seyn. Doch sieht man auch mehrere gediegnere Kunstschätze und manche Curiositäten. Zu den ersteren gehört unter andern ein prächtiges mit Juwelen besetztes Gebet- buch voll Zeichnungen Raphaels und seiner Schüler, zu den letzteren der Hut des Cardinals Wolsey, ein sehr ausdrucksvolles Portrait der Madame du Deffant, der blinden und geistigen Geliebten Walpoles, und ein Bild der berühmten Lady Montague in tür- kischer Kleidung.
Da es in England Alles gibt, so fand ich heute sogar einen vornehmen Engländer, der in seinem Hause deutsche Sitten, deutsche Art der Bedienung,
Gedränge in einem großen Local mehr vermieden wird. Dieſer Prinz iſt weniger populär als er es verdient, weil die Engländer ihm den Ausländer nicht ganz verzeihen können.
Den 9ten.
Auf einem Spazierritt mit M … kamen wir zufäl- lig in einer reizenden Gegend nach Strawberryhill (Erdbeerhügel) einem von Horace Walpole gebauten Schloß, deſſen er ſo oft in ſeinen Briefen erwähnt, und das man ſeitdem in nichts geändert und wenig bewohnt hat. Es iſt der erſte Verſuch des Modern- gothiſchen in England, ganz im Clinquan-Geſchmack jener Zeit, das Steinwerk in Holz nachgeahmt, gar Vieles — was glänzt ohne Gold zu ſeyn. Doch ſieht man auch mehrere gediegnere Kunſtſchätze und manche Curioſitäten. Zu den erſteren gehört unter andern ein prächtiges mit Juwelen beſetztes Gebet- buch voll Zeichnungen Raphaels und ſeiner Schüler, zu den letzteren der Hut des Cardinals Wolſey, ein ſehr ausdrucksvolles Portrait der Madame du Deffant, der blinden und geiſtigen Geliebten Walpoles, und ein Bild der berühmten Lady Montague in tür- kiſcher Kleidung.
Da es in England Alles gibt, ſo fand ich heute ſogar einen vornehmen Engländer, der in ſeinem Hauſe deutſche Sitten, deutſche Art der Bedienung,
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Gedränge in einem großen Local mehr vermieden
wird. Dieſer Prinz iſt weniger populär als er es
verdient, weil die Engländer ihm den Ausländer
nicht ganz verzeihen können.
Den 9ten.
Auf einem Spazierritt mit M … kamen wir zufäl-
lig in einer reizenden Gegend nach Strawberryhill
(Erdbeerhügel) einem von Horace Walpole gebauten
Schloß, deſſen er ſo oft in ſeinen Briefen erwähnt,
und das man ſeitdem in nichts geändert und wenig
bewohnt hat. Es iſt der erſte Verſuch des Modern-
gothiſchen in England, ganz im Clinquan-Geſchmack
jener Zeit, das Steinwerk in Holz nachgeahmt, gar
Vieles — was glänzt ohne Gold zu ſeyn. Doch
ſieht man auch mehrere gediegnere Kunſtſchätze und
manche Curioſitäten. Zu den erſteren gehört unter
andern ein prächtiges mit Juwelen beſetztes Gebet-
buch voll Zeichnungen Raphaels und ſeiner Schüler,
zu den letzteren der Hut des Cardinals Wolſey, ein
ſehr ausdrucksvolles Portrait der Madame du Deffant,
der blinden und geiſtigen Geliebten Walpoles, und
ein Bild der berühmten Lady Montague in tür-
kiſcher Kleidung.
Da es in England Alles gibt, ſo fand ich heute
ſogar einen vornehmen Engländer, der in ſeinem
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/384>, abgerufen am 24.11.2024.
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