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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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sind mehrere, mit großen Wandspiegeln und Psyches
dekorirt, fortwährend mit Anprobirenden besetzt, wo
der Schneider Millionär selbst zehnmal ändert, ohne
je Verdrießlichkeit darüber zu äußern.

Nachdem dem Fracke sein Recht angethan worden
ist, setze ich meine Promenade fort, und komme an
einen Fleischerladen, wo nicht nur das rohe Fleisch
die schönsten Guirlanden, Pyramiden und andere
phantasiereiche Formen bildet, und zierliche Eisbehäl-
ter überall liebliche Kühle verbreiten, sondern auch
noch hinter jedem Schinken ein Komödienzettel hängt,
und auf den spiegelglatten Tischen die beliebtesten
Zeitungen liegen.

Mit ihm wetteifert einige Häuser weiter der Händ-
ler mit Seeungeheuern, der, wie König Fisch im
Mährchen, zwischen Marmor und Springbrunnen
sitzt, es aber doch schwerlich so weit bringen wird als
sein berühmter College Crockford, der noch bessere als
gewöhnliche Fische zu angeln verstanden hat. Es ist
dies ein genialer Mann, der sich von einem armen
Fischer zur Geißel und zugleich zum Liebling der vor-
nehmen und reichen Welt hinaufgeschwungen hat. Er
ist ein Spieler, der Millionen gewonnen, und damit
jetzt einen Spielpalast in der Art des Salons in Pa-
ris, aber mit einer asiatischen Pracht erbaut hat, die
selbst die Königliche fast hinter sich läßt. Auch ist in
dem jetzt wieder herrschenden Geschmack der Zeit Lud-
wig XIV., verziert mit allen jenen geschmacklosen
Schnörkeln, Uebermaß von Vergoldung, gehäufter
Mischung von Stukkatur und Malerei u. s. w. eine

ſind mehrere, mit großen Wandſpiegeln und Pſychés
dekorirt, fortwährend mit Anprobirenden beſetzt, wo
der Schneider Millionär ſelbſt zehnmal ändert, ohne
je Verdrießlichkeit darüber zu äußern.

Nachdem dem Fracke ſein Recht angethan worden
iſt, ſetze ich meine Promenade fort, und komme an
einen Fleiſcherladen, wo nicht nur das rohe Fleiſch
die ſchönſten Guirlanden, Pyramiden und andere
phantaſiereiche Formen bildet, und zierliche Eisbehäl-
ter überall liebliche Kühle verbreiten, ſondern auch
noch hinter jedem Schinken ein Komödienzettel hängt,
und auf den ſpiegelglatten Tiſchen die beliebteſten
Zeitungen liegen.

Mit ihm wetteifert einige Häuſer weiter der Händ-
ler mit Seeungeheuern, der, wie König Fiſch im
Mährchen, zwiſchen Marmor und Springbrunnen
ſitzt, es aber doch ſchwerlich ſo weit bringen wird als
ſein berühmter College Crockford, der noch beſſere als
gewöhnliche Fiſche zu angeln verſtanden hat. Es iſt
dies ein genialer Mann, der ſich von einem armen
Fiſcher zur Geißel und zugleich zum Liebling der vor-
nehmen und reichen Welt hinaufgeſchwungen hat. Er
iſt ein Spieler, der Millionen gewonnen, und damit
jetzt einen Spielpalaſt in der Art des Salons in Pa-
ris, aber mit einer aſiatiſchen Pracht erbaut hat, die
ſelbſt die Königliche faſt hinter ſich läßt. Auch iſt in
dem jetzt wieder herrſchenden Geſchmack der Zeit Lud-
wig XIV., verziert mit allen jenen geſchmackloſen
Schnörkeln, Uebermaß von Vergoldung, gehäufter
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[357/0377] ſind mehrere, mit großen Wandſpiegeln und Pſychés dekorirt, fortwährend mit Anprobirenden beſetzt, wo der Schneider Millionär ſelbſt zehnmal ändert, ohne je Verdrießlichkeit darüber zu äußern. Nachdem dem Fracke ſein Recht angethan worden iſt, ſetze ich meine Promenade fort, und komme an einen Fleiſcherladen, wo nicht nur das rohe Fleiſch die ſchönſten Guirlanden, Pyramiden und andere phantaſiereiche Formen bildet, und zierliche Eisbehäl- ter überall liebliche Kühle verbreiten, ſondern auch noch hinter jedem Schinken ein Komödienzettel hängt, und auf den ſpiegelglatten Tiſchen die beliebteſten Zeitungen liegen. Mit ihm wetteifert einige Häuſer weiter der Händ- ler mit Seeungeheuern, der, wie König Fiſch im Mährchen, zwiſchen Marmor und Springbrunnen ſitzt, es aber doch ſchwerlich ſo weit bringen wird als ſein berühmter College Crockford, der noch beſſere als gewöhnliche Fiſche zu angeln verſtanden hat. Es iſt dies ein genialer Mann, der ſich von einem armen Fiſcher zur Geißel und zugleich zum Liebling der vor- nehmen und reichen Welt hinaufgeſchwungen hat. Er iſt ein Spieler, der Millionen gewonnen, und damit jetzt einen Spielpalaſt in der Art des Salons in Pa- ris, aber mit einer aſiatiſchen Pracht erbaut hat, die ſelbſt die Königliche faſt hinter ſich läßt. Auch iſt in dem jetzt wieder herrſchenden Geſchmack der Zeit Lud- wig XIV., verziert mit allen jenen geſchmackloſen Schnörkeln, Uebermaß von Vergoldung, gehäufter Miſchung von Stukkatur und Malerei u. ſ. w. eine

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/377>, abgerufen am 24.11.2024.