vorkam. Bei einem wissenschaftlichen Artikel, wie dieser, mußt Du einige freie Ausdrücke nicht zu ge- nau nehmen. Er sagte also, daß die Kröten die wollüstigsten aller Geschöpfe seyen, wozu ihnen auch die Natur besonderen Vorschub geleistet, indem sie ihnen die Fakultät ertheilt, sich blos durch die Vor- derfüße fortzupflanzen. Fänden die männlichen Krö- ten zufällig keine weiblichen, so setzten sie sich in den Teichen auf Karpfen, fixirten ihre Hände auf die Au- gen derselben, und blieben oft so lange darauf hän- gen, daß die Fische davon blind würden, ein Experi- ment, welches der Naturkundige selbst beobachtet ha- ben wollte, und es witzelnd "blinde Liebe" nannte.
Den 27sten.
Ich komme eben vom Lever zurück, das diesmal sehr zahlreich war. Der König mußte wegen seines Podagras sitzen, sah aber sonst sehr wohl aus. Her- zog Wellington dankte für die Erhebung zur Stelle des Premierministers, indem er auf beide Kniee vor dem König niederfiel, statt daß man sonst nur eins zur Erde zu bringen pflegt. Er verdoppelte wahr- scheinlich die Dankbarkeit wegen seiner doppelten Eigen- schaft als erster Minister und früherer General en chef, wie ihn auch die Carrikaturen darstellen, nämlich die linke Hälfte seines Körpers als Hofmann gekleidet, die rechte als Feldmarschall, aber mit beiden Augen lachend. Da, ausser den großen Entreen, beinahe
vorkam. Bei einem wiſſenſchaftlichen Artikel, wie dieſer, mußt Du einige freie Ausdrücke nicht zu ge- nau nehmen. Er ſagte alſo, daß die Kröten die wollüſtigſten aller Geſchöpfe ſeyen, wozu ihnen auch die Natur beſonderen Vorſchub geleiſtet, indem ſie ihnen die Fakultät ertheilt, ſich blos durch die Vor- derfüße fortzupflanzen. Fänden die männlichen Krö- ten zufällig keine weiblichen, ſo ſetzten ſie ſich in den Teichen auf Karpfen, fixirten ihre Hände auf die Au- gen derſelben, und blieben oft ſo lange darauf hän- gen, daß die Fiſche davon blind würden, ein Experi- ment, welches der Naturkundige ſelbſt beobachtet ha- ben wollte, und es witzelnd „blinde Liebe“ nannte.
Den 27ſten.
Ich komme eben vom Lever zurück, das diesmal ſehr zahlreich war. Der König mußte wegen ſeines Podagras ſitzen, ſah aber ſonſt ſehr wohl aus. Her- zog Wellington dankte für die Erhebung zur Stelle des Premierminiſters, indem er auf beide Kniee vor dem König niederfiel, ſtatt daß man ſonſt nur eins zur Erde zu bringen pflegt. Er verdoppelte wahr- ſcheinlich die Dankbarkeit wegen ſeiner doppelten Eigen- ſchaft als erſter Miniſter und früherer General en chef, wie ihn auch die Carrikaturen darſtellen, nämlich die linke Hälfte ſeines Körpers als Hofmann gekleidet, die rechte als Feldmarſchall, aber mit beiden Augen lachend. Da, auſſer den großen Entreen, beinahe
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vorkam. Bei einem wiſſenſchaftlichen Artikel, wie
dieſer, mußt Du einige freie Ausdrücke nicht zu ge-
nau nehmen. Er ſagte alſo, daß die Kröten die
wollüſtigſten aller Geſchöpfe ſeyen, wozu ihnen auch
die Natur beſonderen Vorſchub geleiſtet, indem ſie
ihnen die Fakultät ertheilt, ſich blos durch die Vor-
derfüße fortzupflanzen. Fänden die männlichen Krö-
ten zufällig keine weiblichen, ſo ſetzten ſie ſich in den
Teichen auf Karpfen, fixirten ihre Hände auf die Au-
gen derſelben, und blieben oft ſo lange darauf hän-
gen, daß die Fiſche davon blind würden, ein Experi-
ment, welches der Naturkundige ſelbſt beobachtet ha-
ben wollte, und es witzelnd „blinde Liebe“ nannte.
Den 27ſten.
Ich komme eben vom Lever zurück, das diesmal
ſehr zahlreich war. Der König mußte wegen ſeines
Podagras ſitzen, ſah aber ſonſt ſehr wohl aus. Her-
zog Wellington dankte für die Erhebung zur Stelle
des Premierminiſters, indem er auf beide Kniee vor
dem König niederfiel, ſtatt daß man ſonſt nur eins
zur Erde zu bringen pflegt. Er verdoppelte wahr-
ſcheinlich die Dankbarkeit wegen ſeiner doppelten Eigen-
ſchaft als erſter Miniſter und früherer General en chef,
wie ihn auch die Carrikaturen darſtellen, nämlich die
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die rechte als Feldmarſchall, aber mit beiden Augen
lachend. Da, auſſer den großen Entreen, beinahe
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/364>, abgerufen am 27.11.2024.
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