teresse verleiht. Seine Sicherheit und Gewandtheit als Taschenspieler war überdieß eben so merkwürdig, wie sein gutes theatralisches Spiel und Gedächtniß. Zuletzt führte er auf Gläsern, die er vorher naß machte, mehrere Musikstücke mit großer Fertigkeit aus, nicht nur im Harmonika-Styl, sondern auch Walzer und dergleichen, und selbst lange Triller, die vortrefflich gelangen.
Den 9ten März.
Die Season übt schon ihr Recht. Die Straßen wimmeln von eleganten Equipagen, die Buden eta- liren neue Schätze, alle Häuser sind gefüllt, und alle Preise zum Doppelten und Dreifachen gestiegen. Der Minister Peel gab heute der Herzogin von Cla- rence eine sehr glänzende Soire. Sein Haus ist mit vielen schönen Gemälden geschmückt, unter denen sich auch der berühmte chapeau de paille von Rubens befindet. Herr Peel hat dies kleine Brust- bild nur mit 15,000 Rthlr. unsres Geldes bezahlt. Es ist unglaublich, welche Schätze in dieser Hinsicht England enthält. So sah ich gestern in Gesellschaft der Für- stin E. die kleine Privatsammlung eines Geistlichen (Herr Carr) welche kaum 30 Gemälde enthält, und die ihm dennoch nicht nur 20,000 L. St. gekostet hat, sondern sie auch vollkommen werth ist. Es sind so viel Meisterstücke als Bilder, die einzig richtige Art für einen Privatmann zu sammeln, der keine Ga-
tereſſe verleiht. Seine Sicherheit und Gewandtheit als Taſchenſpieler war überdieß eben ſo merkwürdig, wie ſein gutes theatraliſches Spiel und Gedächtniß. Zuletzt führte er auf Gläſern, die er vorher naß machte, mehrere Muſikſtücke mit großer Fertigkeit aus, nicht nur im Harmonika-Styl, ſondern auch Walzer und dergleichen, und ſelbſt lange Triller, die vortrefflich gelangen.
Den 9ten Maͤrz.
Die Seaſon übt ſchon ihr Recht. Die Straßen wimmeln von eleganten Equipagen, die Buden eta- liren neue Schätze, alle Häuſer ſind gefüllt, und alle Preiſe zum Doppelten und Dreifachen geſtiegen. Der Miniſter Peel gab heute der Herzogin von Cla- rence eine ſehr glänzende Soiré. Sein Haus iſt mit vielen ſchönen Gemälden geſchmückt, unter denen ſich auch der berühmte chapeau de paille von Rubens befindet. Herr Peel hat dies kleine Bruſt- bild nur mit 15,000 Rthlr. unſres Geldes bezahlt. Es iſt unglaublich, welche Schätze in dieſer Hinſicht England enthält. So ſah ich geſtern in Geſellſchaft der Für- ſtin E. die kleine Privatſammlung eines Geiſtlichen (Herr Carr) welche kaum 30 Gemälde enthält, und die ihm dennoch nicht nur 20,000 L. St. gekoſtet hat, ſondern ſie auch vollkommen werth iſt. Es ſind ſo viel Meiſterſtücke als Bilder, die einzig richtige Art für einen Privatmann zu ſammeln, der keine Ga-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0345"n="327"/>
tereſſe verleiht. Seine Sicherheit und Gewandtheit<lb/>
als Taſchenſpieler war überdieß eben ſo merkwürdig,<lb/>
wie ſein gutes theatraliſches Spiel und Gedächtniß.<lb/>
Zuletzt führte er auf Gläſern, die er vorher naß<lb/>
machte, mehrere Muſikſtücke mit großer Fertigkeit<lb/>
aus, nicht nur im Harmonika-Styl, ſondern auch<lb/>
Walzer und dergleichen, und ſelbſt lange Triller, die<lb/>
vortrefflich gelangen.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Den 9ten Maͤrz.</hi></dateline></opener><lb/><p>Die Seaſon übt ſchon ihr Recht. Die Straßen<lb/>
wimmeln von eleganten Equipagen, die Buden eta-<lb/>
liren neue Schätze, alle Häuſer ſind gefüllt, und alle<lb/>
Preiſe zum Doppelten und Dreifachen geſtiegen. Der<lb/>
Miniſter Peel gab heute der Herzogin von Cla-<lb/>
rence eine ſehr glänzende Soir<hirendition="#aq">é.</hi> Sein Haus iſt<lb/>
mit vielen ſchönen Gemälden geſchmückt, unter<lb/>
denen ſich auch der berühmte <hirendition="#aq">chapeau de paille</hi> von<lb/>
Rubens befindet. Herr Peel hat dies kleine Bruſt-<lb/>
bild nur mit 15,000 Rthlr. unſres Geldes bezahlt. Es iſt<lb/>
unglaublich, welche Schätze in dieſer Hinſicht England<lb/>
enthält. So ſah ich geſtern in Geſellſchaft der Für-<lb/>ſtin E. die kleine Privatſammlung eines Geiſtlichen<lb/>
(Herr Carr) welche kaum 30 Gemälde enthält, und<lb/>
die ihm dennoch nicht nur 20,000 L. St. gekoſtet hat,<lb/>ſondern ſie auch vollkommen werth iſt. Es ſind ſo<lb/>
viel Meiſterſtücke als Bilder, die einzig richtige Art<lb/>
für einen Privatmann zu ſammeln, der keine Ga-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[327/0345]
tereſſe verleiht. Seine Sicherheit und Gewandtheit
als Taſchenſpieler war überdieß eben ſo merkwürdig,
wie ſein gutes theatraliſches Spiel und Gedächtniß.
Zuletzt führte er auf Gläſern, die er vorher naß
machte, mehrere Muſikſtücke mit großer Fertigkeit
aus, nicht nur im Harmonika-Styl, ſondern auch
Walzer und dergleichen, und ſelbſt lange Triller, die
vortrefflich gelangen.
Den 9ten Maͤrz.
Die Seaſon übt ſchon ihr Recht. Die Straßen
wimmeln von eleganten Equipagen, die Buden eta-
liren neue Schätze, alle Häuſer ſind gefüllt, und alle
Preiſe zum Doppelten und Dreifachen geſtiegen. Der
Miniſter Peel gab heute der Herzogin von Cla-
rence eine ſehr glänzende Soiré. Sein Haus iſt
mit vielen ſchönen Gemälden geſchmückt, unter
denen ſich auch der berühmte chapeau de paille von
Rubens befindet. Herr Peel hat dies kleine Bruſt-
bild nur mit 15,000 Rthlr. unſres Geldes bezahlt. Es iſt
unglaublich, welche Schätze in dieſer Hinſicht England
enthält. So ſah ich geſtern in Geſellſchaft der Für-
ſtin E. die kleine Privatſammlung eines Geiſtlichen
(Herr Carr) welche kaum 30 Gemälde enthält, und
die ihm dennoch nicht nur 20,000 L. St. gekoſtet hat,
ſondern ſie auch vollkommen werth iſt. Es ſind ſo
viel Meiſterſtücke als Bilder, die einzig richtige Art
für einen Privatmann zu ſammeln, der keine Ga-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/345>, abgerufen am 13.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.