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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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Die Schilderung der englischen Familie M. in B.
hat mich lachen gemacht, und die Originale zu diesen
Portraits sind in der großen Welt hier sehr häufig,
ja die Tournüre der Damen im Allgemeinen, und
mit seltnen Ausnahmen, ist eben so schlecht als die,
welche Du in B. gesehen -- aber lang befeßner und
ungemeßner Reichthum, alte historische Namen und
strenge Zurückhaltung geben doch dieser aristokrati-
schen Gesellschaft etwas Imposantes, namentlich für
einen norddeutschen Edelmann, der so we-
nig ist!

Die kleinen Unglücksfälle, welche Du mir meldest,
nimm nicht zu Herzen. Was sind sie anders als
unbedeutende Wölkchen, so lange die Sonne
des Geistes klar in unserm innern Him-
mel scheint
! Uebrigens solltest Du mehr Zer-
streuung aufsuchen. Geh auch zu W., zu H., zu L.
Man muß die Leute nicht blos sehen, wenn man ih-
rer bedarf, sie glauben sonst nicht, daß man sie liebt
und schätzt, sondern nur, daß man sie braucht; und
doch wäre es gut, wenn eben diese drei uns ins
Herz sehen könnten. Sie würden uns mehr lieben
lernen als durch Worte und Visiten. Den Park be-
treffend hast Du, fürchte ich, wie ein grausamer Ty-
rann, erhabne Greise mit kaltem Blute gemordet.
Dreihundertjährige Linden fielen also, wie unwill-
kührliche Märtyrer, einer hellern Aussicht zum Opfer?
Das ist allerdings zeitgemäß -- von nun an gebe
ich Dir jedoch die Instruction, nur zu pflanzen, und
zwar so viel Du willst, aber nichts, was da ist,

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Die Schilderung der engliſchen Familie M. in B.
hat mich lachen gemacht, und die Originale zu dieſen
Portraits ſind in der großen Welt hier ſehr häufig,
ja die Tournüre der Damen im Allgemeinen, und
mit ſeltnen Ausnahmen, iſt eben ſo ſchlecht als die,
welche Du in B. geſehen — aber lang befeßner und
ungemeßner Reichthum, alte hiſtoriſche Namen und
ſtrenge Zurückhaltung geben doch dieſer ariſtokrati-
ſchen Geſellſchaft etwas Impoſantes, namentlich für
einen norddeutſchen Edelmann, der ſo we-
nig iſt!

Die kleinen Unglücksfälle, welche Du mir meldeſt,
nimm nicht zu Herzen. Was ſind ſie anders als
unbedeutende Wölkchen, ſo lange die Sonne
des Geiſtes klar in unſerm innern Him-
mel ſcheint
! Uebrigens ſollteſt Du mehr Zer-
ſtreuung aufſuchen. Geh auch zu W., zu H., zu L.
Man muß die Leute nicht blos ſehen, wenn man ih-
rer bedarf, ſie glauben ſonſt nicht, daß man ſie liebt
und ſchätzt, ſondern nur, daß man ſie braucht; und
doch wäre es gut, wenn eben dieſe drei uns ins
Herz ſehen könnten. Sie würden uns mehr lieben
lernen als durch Worte und Viſiten. Den Park be-
treffend haſt Du, fürchte ich, wie ein grauſamer Ty-
rann, erhabne Greiſe mit kaltem Blute gemordet.
Dreihundertjährige Linden fielen alſo, wie unwill-
kührliche Märtyrer, einer hellern Ausſicht zum Opfer?
Das iſt allerdings zeitgemäß — von nun an gebe
ich Dir jedoch die Inſtruction, nur zu pflanzen, und
zwar ſo viel Du willſt, aber nichts, was da iſt,

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[291/0309] Die Schilderung der engliſchen Familie M. in B. hat mich lachen gemacht, und die Originale zu dieſen Portraits ſind in der großen Welt hier ſehr häufig, ja die Tournüre der Damen im Allgemeinen, und mit ſeltnen Ausnahmen, iſt eben ſo ſchlecht als die, welche Du in B. geſehen — aber lang befeßner und ungemeßner Reichthum, alte hiſtoriſche Namen und ſtrenge Zurückhaltung geben doch dieſer ariſtokrati- ſchen Geſellſchaft etwas Impoſantes, namentlich für einen norddeutſchen Edelmann, der ſo we- nig iſt! Die kleinen Unglücksfälle, welche Du mir meldeſt, nimm nicht zu Herzen. Was ſind ſie anders als unbedeutende Wölkchen, ſo lange die Sonne des Geiſtes klar in unſerm innern Him- mel ſcheint! Uebrigens ſollteſt Du mehr Zer- ſtreuung aufſuchen. Geh auch zu W., zu H., zu L. Man muß die Leute nicht blos ſehen, wenn man ih- rer bedarf, ſie glauben ſonſt nicht, daß man ſie liebt und ſchätzt, ſondern nur, daß man ſie braucht; und doch wäre es gut, wenn eben dieſe drei uns ins Herz ſehen könnten. Sie würden uns mehr lieben lernen als durch Worte und Viſiten. Den Park be- treffend haſt Du, fürchte ich, wie ein grauſamer Ty- rann, erhabne Greiſe mit kaltem Blute gemordet. Dreihundertjährige Linden fielen alſo, wie unwill- kührliche Märtyrer, einer hellern Ausſicht zum Opfer? Das iſt allerdings zeitgemäß — von nun an gebe ich Dir jedoch die Inſtruction, nur zu pflanzen, und zwar ſo viel Du willſt, aber nichts, was da iſt, 19*

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/309>, abgerufen am 24.11.2024.