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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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Doch um auf den Freitag zurückzukommen, so er-
zählte mir der hiesige amerikanische Legations-Se-
cretair neulich Folgendes davon.

"Der Aberglaube, daß Freitag ein übler Tag sey",
sagte er, "bleibt bis zu dieser Stunde bei allen unsern
Seeleuten mehr oder weniger eingewurzelt. Ein
aufgeklärter Handelsmann in Connecticut hatte vor
einigen Jahren den Wunsch, das Seinige beizutra-
gen, um einen Eindruck zu schwächen, der oft sehr
unbequem wirkt. Er veranlaßte daher, daß ein neues
Schiff für ihn an einem Freitag zu bauen ange-
fangen wurde. An einem Freitag ließ er es vom
Stapel laufen, gab ihm den Namen Freitag, und
auf seinen Befehl begann die erste Reise gleichfalls an
einem Freitag. Unglücklicherweise für den Erfolg
dieses so wohlgemeinten Experiments, hat man von
Schiff und Mannschaft nie wieder das Mindeste
gehört. --

Gestern erhielt ich Deinen Brief.

Daß Dein Edelstein, wie Du ihn liebreich nennst,
von Vielen in der Welt nicht nur übersehen, son-
dern oft sogar gern in die Erde getreten werden
möchte, kömmt sehr natürlich daher, weil er im
Grunde nur an wenig Stellen geschliffen wurde, und
strahlt nicht durch Zufall grade eine solche dem Vor-
übergebenden entgegen, so wird er comme de rai-
son
den gemeinen Kieseln gleich geachtet, und wo
eine hervorragende Spitze verwundet, wo möglich
eingetreten. Nur hie und da schätzt ihn jedoch ein
Kenner, und der Besitzer -- der überschätzt ihn.

Doch um auf den Freitag zurückzukommen, ſo er-
zählte mir der hieſige amerikaniſche Legations-Se-
cretair neulich Folgendes davon.

„Der Aberglaube, daß Freitag ein übler Tag ſey“,
ſagte er, „bleibt bis zu dieſer Stunde bei allen unſern
Seeleuten mehr oder weniger eingewurzelt. Ein
aufgeklärter Handelsmann in Connecticut hatte vor
einigen Jahren den Wunſch, das Seinige beizutra-
gen, um einen Eindruck zu ſchwächen, der oft ſehr
unbequem wirkt. Er veranlaßte daher, daß ein neues
Schiff für ihn an einem Freitag zu bauen ange-
fangen wurde. An einem Freitag ließ er es vom
Stapel laufen, gab ihm den Namen Freitag, und
auf ſeinen Befehl begann die erſte Reiſe gleichfalls an
einem Freitag. Unglücklicherweiſe für den Erfolg
dieſes ſo wohlgemeinten Experiments, hat man von
Schiff und Mannſchaft nie wieder das Mindeſte
gehört. —

Geſtern erhielt ich Deinen Brief.

Daß Dein Edelſtein, wie Du ihn liebreich nennſt,
von Vielen in der Welt nicht nur überſehen, ſon-
dern oft ſogar gern in die Erde getreten werden
möchte, kömmt ſehr natürlich daher, weil er im
Grunde nur an wenig Stellen geſchliffen wurde, und
ſtrahlt nicht durch Zufall grade eine ſolche dem Vor-
übergebenden entgegen, ſo wird er comme de rai-
son
den gemeinen Kieſeln gleich geachtet, und wo
eine hervorragende Spitze verwundet, wo möglich
eingetreten. Nur hie und da ſchätzt ihn jedoch ein
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[290/0308] Doch um auf den Freitag zurückzukommen, ſo er- zählte mir der hieſige amerikaniſche Legations-Se- cretair neulich Folgendes davon. „Der Aberglaube, daß Freitag ein übler Tag ſey“, ſagte er, „bleibt bis zu dieſer Stunde bei allen unſern Seeleuten mehr oder weniger eingewurzelt. Ein aufgeklärter Handelsmann in Connecticut hatte vor einigen Jahren den Wunſch, das Seinige beizutra- gen, um einen Eindruck zu ſchwächen, der oft ſehr unbequem wirkt. Er veranlaßte daher, daß ein neues Schiff für ihn an einem Freitag zu bauen ange- fangen wurde. An einem Freitag ließ er es vom Stapel laufen, gab ihm den Namen Freitag, und auf ſeinen Befehl begann die erſte Reiſe gleichfalls an einem Freitag. Unglücklicherweiſe für den Erfolg dieſes ſo wohlgemeinten Experiments, hat man von Schiff und Mannſchaft nie wieder das Mindeſte gehört. — Geſtern erhielt ich Deinen Brief. Daß Dein Edelſtein, wie Du ihn liebreich nennſt, von Vielen in der Welt nicht nur überſehen, ſon- dern oft ſogar gern in die Erde getreten werden möchte, kömmt ſehr natürlich daher, weil er im Grunde nur an wenig Stellen geſchliffen wurde, und ſtrahlt nicht durch Zufall grade eine ſolche dem Vor- übergebenden entgegen, ſo wird er comme de rai- son den gemeinen Kieſeln gleich geachtet, und wo eine hervorragende Spitze verwundet, wo möglich eingetreten. Nur hie und da ſchätzt ihn jedoch ein Kenner, und der Beſitzer — der überſchätzt ihn.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/308>, abgerufen am 24.11.2024.