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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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ein solches mit vieler Grazie verzehrt hat, und sich
nun unbefangen in der Stube umhertummelt. Aber
was höre ich! Unaufhörliches lautes Geschrei auf der
Straße! Mein Mäuschen floh bereits bestürzt in ih-
ren Winkel.

Was gibt's, frage ich, welcher abscheuliche Lärm?
"der Krieg ist erklärt -- ein Extrablatt wird auf der
Straße ausgerufen." Mit wem? "I dont know."

Das ist einer der Industriezweige der armen Teu-
fel in London. Wenn sie nichts anderes ausdenken
können, so schreien sie eine große Neuigkeit aus, und
verkaufen den Neugierigen ein altes Zeitungsblatt
für einen halben Schilling. Man ergreift es hastig,
versteht es nicht recht, sieht nach dem Datum, und
lacht, daß man angeführt wurde.

Wie es mir immer geht, wenn ich allein lebe, bin
ich leider wieder so sehr in das Tag in Nacht verkeh-
ren gekommen, daß ich in der Regel erst um 4 Uhr
Nachmittags frühstücke, um 10 oder 11 Uhr nach dem
Theater, zu Mittag esse, und des Nachts spazieren
gehe und reite. Es ist auch gewöhnlich in der Nacht
jetzt nicht nur schöner, sondern, mirabile dictu, auch
heller. Am Tage decken Nebel die Stadt so, daß
man Licht und Laternen, selbst wenn sie um Mittag
brennen, nicht sieht, in der Nacht aber funkeln letz-
tere so hell wie Edelsteine, und überdem scheint noch
der Mond so klar wie in Italien. Als ich beim gestri-
gen Nachtritt auf der breiten Straße einsam dahin-
gallopirte, zogen auch über mir mit gleicher Schnelle
weiße und rabenschwarze Wolken, wie feine durch-

ein ſolches mit vieler Grazie verzehrt hat, und ſich
nun unbefangen in der Stube umhertummelt. Aber
was höre ich! Unaufhörliches lautes Geſchrei auf der
Straße! Mein Mäuschen floh bereits beſtürzt in ih-
ren Winkel.

Was gibt’s, frage ich, welcher abſcheuliche Lärm?
„der Krieg iſt erklärt — ein Extrablatt wird auf der
Straße ausgerufen.“ Mit wem? „I dont know.“

Das iſt einer der Induſtriezweige der armen Teu-
fel in London. Wenn ſie nichts anderes ausdenken
können, ſo ſchreien ſie eine große Neuigkeit aus, und
verkaufen den Neugierigen ein altes Zeitungsblatt
für einen halben Schilling. Man ergreift es haſtig,
verſteht es nicht recht, ſieht nach dem Datum, und
lacht, daß man angeführt wurde.

Wie es mir immer geht, wenn ich allein lebe, bin
ich leider wieder ſo ſehr in das Tag in Nacht verkeh-
ren gekommen, daß ich in der Regel erſt um 4 Uhr
Nachmittags frühſtücke, um 10 oder 11 Uhr nach dem
Theater, zu Mittag eſſe, und des Nachts ſpazieren
gehe und reite. Es iſt auch gewöhnlich in der Nacht
jetzt nicht nur ſchöner, ſondern, mirabile dictu, auch
heller. Am Tage decken Nebel die Stadt ſo, daß
man Licht und Laternen, ſelbſt wenn ſie um Mittag
brennen, nicht ſieht, in der Nacht aber funkeln letz-
tere ſo hell wie Edelſteine, und überdem ſcheint noch
der Mond ſo klar wie in Italien. Als ich beim geſtri-
gen Nachtritt auf der breiten Straße einſam dahin-
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[270/0286] ein ſolches mit vieler Grazie verzehrt hat, und ſich nun unbefangen in der Stube umhertummelt. Aber was höre ich! Unaufhörliches lautes Geſchrei auf der Straße! Mein Mäuschen floh bereits beſtürzt in ih- ren Winkel. Was gibt’s, frage ich, welcher abſcheuliche Lärm? „der Krieg iſt erklärt — ein Extrablatt wird auf der Straße ausgerufen.“ Mit wem? „I dont know.“ Das iſt einer der Induſtriezweige der armen Teu- fel in London. Wenn ſie nichts anderes ausdenken können, ſo ſchreien ſie eine große Neuigkeit aus, und verkaufen den Neugierigen ein altes Zeitungsblatt für einen halben Schilling. Man ergreift es haſtig, verſteht es nicht recht, ſieht nach dem Datum, und lacht, daß man angeführt wurde. Wie es mir immer geht, wenn ich allein lebe, bin ich leider wieder ſo ſehr in das Tag in Nacht verkeh- ren gekommen, daß ich in der Regel erſt um 4 Uhr Nachmittags frühſtücke, um 10 oder 11 Uhr nach dem Theater, zu Mittag eſſe, und des Nachts ſpazieren gehe und reite. Es iſt auch gewöhnlich in der Nacht jetzt nicht nur ſchöner, ſondern, mirabile dictu, auch heller. Am Tage decken Nebel die Stadt ſo, daß man Licht und Laternen, ſelbſt wenn ſie um Mittag brennen, nicht ſieht, in der Nacht aber funkeln letz- tere ſo hell wie Edelſteine, und überdem ſcheint noch der Mond ſo klar wie in Italien. Als ich beim geſtri- gen Nachtritt auf der breiten Straße einſam dahin- gallopirte, zogen auch über mir mit gleicher Schnelle weiße und rabenſchwarze Wolken, wie feine durch-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/286>, abgerufen am 24.11.2024.