Füßen ihrer Damen, den Kopf bequem an die So- phakissen gelehnt, die den Schönen zum Sitze dien- ten. Diese türkische Mode ist wirklich recht bequem, und es wundert mich ungemein, daß sie C. in Ber- lin noch nicht eingeführt, und sich einmal bei Hof zu den Füßen einer der Hofdamen hingelagert hat. Man würde vom englischen Gesandten dies gewiß sehr "charmant" wie die Berliner sagen, gefunden haben.
Den 25sten.
Nach langer Zeit besuchte ich heute wieder das Theater. Ich traf es glücklich, denn Liston spielte zum Kranklachen in einer kleinen Farce, die zur Zeit Ludwig XV. in Paris vorgeht. Ein reicher englischer Kaufmann, den der Spleen quält, reist nach jener Stadt, um sich zu zerstreuen. Kaum ist er im Gast- hofe einige Tage etablirt, als man ihm den Besuch des Polizeiministers meldet, der (sehr gut im Co- stume der Zeit gehalten) sofort eintritt, und dem er- staunten Cytisen eröffnet, wie man einer berüchtig- ten Spitzbubenbande auf der Spur sey, welche diese Nacht noch hier einbrechen wolle, um ihn, bei dem man viel Geld vermuthe, zu berauben und zu er- morden. Alles hänge nun von seinem Benehmen ab, fügt der Minister hinzu, wenn er sich das Ge- ringste merken lasse, weniger heiter scheine als sonst,
Füßen ihrer Damen, den Kopf bequem an die So- phakiſſen gelehnt, die den Schönen zum Sitze dien- ten. Dieſe türkiſche Mode iſt wirklich recht bequem, und es wundert mich ungemein, daß ſie C. in Ber- lin noch nicht eingeführt, und ſich einmal bei Hof zu den Füßen einer der Hofdamen hingelagert hat. Man würde vom engliſchen Geſandten dies gewiß ſehr „charmant“ wie die Berliner ſagen, gefunden haben.
Den 25ſten.
Nach langer Zeit beſuchte ich heute wieder das Theater. Ich traf es glücklich, denn Liſton ſpielte zum Kranklachen in einer kleinen Farce, die zur Zeit Ludwig XV. in Paris vorgeht. Ein reicher engliſcher Kaufmann, den der Spleen quält, reiſt nach jener Stadt, um ſich zu zerſtreuen. Kaum iſt er im Gaſt- hofe einige Tage etablirt, als man ihm den Beſuch des Polizeiminiſters meldet, der (ſehr gut im Co- ſtume der Zeit gehalten) ſofort eintritt, und dem er- ſtaunten Cytiſen eröffnet, wie man einer berüchtig- ten Spitzbubenbande auf der Spur ſey, welche dieſe Nacht noch hier einbrechen wolle, um ihn, bei dem man viel Geld vermuthe, zu berauben und zu er- morden. Alles hänge nun von ſeinem Benehmen ab, fügt der Miniſter hinzu, wenn er ſich das Ge- ringſte merken laſſe, weniger heiter ſcheine als ſonſt,
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Füßen ihrer Damen, den Kopf bequem an die So-
phakiſſen gelehnt, die den Schönen zum Sitze dien-
ten. Dieſe türkiſche Mode iſt wirklich recht bequem,
und es wundert mich ungemein, daß ſie C. in Ber-
lin noch nicht eingeführt, und ſich einmal bei Hof
zu den Füßen einer der Hofdamen hingelagert hat.
Man würde vom engliſchen Geſandten dies gewiß
ſehr „charmant“ wie die Berliner ſagen, gefunden
haben.
Den 25ſten.
Nach langer Zeit beſuchte ich heute wieder das
Theater. Ich traf es glücklich, denn Liſton ſpielte
zum Kranklachen in einer kleinen Farce, die zur Zeit
Ludwig XV. in Paris vorgeht. Ein reicher engliſcher
Kaufmann, den der Spleen quält, reiſt nach jener
Stadt, um ſich zu zerſtreuen. Kaum iſt er im Gaſt-
hofe einige Tage etablirt, als man ihm den Beſuch
des Polizeiminiſters meldet, der (ſehr gut im Co-
ſtume der Zeit gehalten) ſofort eintritt, und dem er-
ſtaunten Cytiſen eröffnet, wie man einer berüchtig-
ten Spitzbubenbande auf der Spur ſey, welche dieſe
Nacht noch hier einbrechen wolle, um ihn, bei dem
man viel Geld vermuthe, zu berauben und zu er-
morden. Alles hänge nun von ſeinem Benehmen
ab, fügt der Miniſter hinzu, wenn er ſich das Ge-
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/28>, abgerufen am 24.11.2024.
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