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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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leibe noch, mit großen Summen bezahlt werden.
Das nenne ich ein glorreiches Alter. Uebrigens sind
die hiesigen Stuterei-Prinzipien von den unsrigen
ausnehmend verschieden. Dies Thema möchte Dich
aber bei aller Deiner Wißbegierde doch zu wenig in-
teressiren, ich will also die hierüber erlangte Wissen-
schaft lieber einem andern Hefte anvertrauen.

Am nächsten Tage kam die Herzogin von S. A ....
hier an, eine Frau, deren immer steigender Glücks-
wechsel seltsam genug ist.

Nach den ersten Erinnerungen, die sie hat, fand
sie sich, ein verlassenes, hungerndes und frierendes
Kind, in der entlegensten Scheune eines englischen
Dorfes. Eine Zigeunerbande nahm sie dort auf, von
der sie später zu einer wandernden Schauspielertruppe
überging. In diesem Fach erlangte sie durch ange-
nehmes Aeussere, stets heitere Laune und originelle
Eigenthümlichkeit einigen Ruf, erwarb sich nach und
nach mehrere Freunde, die großmüthig für sie sorg-
ten, und lebte lange in ungestörter Verbindung mit
dem reichen Banquier C . . . ., der sie zuletzt auch
heirathete, und ihr bei seinem Tode ein Vermögen
von 70,000 L. St. Einkünften hinterließ. Durch die-
ses colossale Erbtheil ward sie später die Gemahlin
des Herzogs von St. A . . ., des dritten englischen
Herzogs im Range, und, was ein ziemlich sonderba-
res Zusammentreffen ist, des Nachkommen der be-
kannten Schauspielerin Nell Gwynn, deren Reizen
der Herzog auf ganz gleiche Weise (nur einige hun-

Briefe eines Verstorbenen. IV. 16

leibe noch, mit großen Summen bezahlt werden.
Das nenne ich ein glorreiches Alter. Uebrigens ſind
die hieſigen Stuterei-Prinzipien von den unſrigen
ausnehmend verſchieden. Dies Thema möchte Dich
aber bei aller Deiner Wißbegierde doch zu wenig in-
tereſſiren, ich will alſo die hierüber erlangte Wiſſen-
ſchaft lieber einem andern Hefte anvertrauen.

Am nächſten Tage kam die Herzogin von S. A ....
hier an, eine Frau, deren immer ſteigender Glücks-
wechſel ſeltſam genug iſt.

Nach den erſten Erinnerungen, die ſie hat, fand
ſie ſich, ein verlaſſenes, hungerndes und frierendes
Kind, in der entlegenſten Scheune eines engliſchen
Dorfes. Eine Zigeunerbande nahm ſie dort auf, von
der ſie ſpäter zu einer wandernden Schauſpielertruppe
überging. In dieſem Fach erlangte ſie durch ange-
nehmes Aeuſſere, ſtets heitere Laune und originelle
Eigenthümlichkeit einigen Ruf, erwarb ſich nach und
nach mehrere Freunde, die großmüthig für ſie ſorg-
ten, und lebte lange in ungeſtörter Verbindung mit
dem reichen Banquier C . . . ., der ſie zuletzt auch
heirathete, und ihr bei ſeinem Tode ein Vermögen
von 70,000 L. St. Einkünften hinterließ. Durch die-
ſes coloſſale Erbtheil ward ſie ſpäter die Gemahlin
des Herzogs von St. A . . ., des dritten engliſchen
Herzogs im Range, und, was ein ziemlich ſonderba-
res Zuſammentreffen iſt, des Nachkommen der be-
kannten Schauſpielerin Nell Gwynn, deren Reizen
der Herzog auf ganz gleiche Weiſe (nur einige hun-

Briefe eines Verſtorbenen. IV. 16
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[241/0257] leibe noch, mit großen Summen bezahlt werden. Das nenne ich ein glorreiches Alter. Uebrigens ſind die hieſigen Stuterei-Prinzipien von den unſrigen ausnehmend verſchieden. Dies Thema möchte Dich aber bei aller Deiner Wißbegierde doch zu wenig in- tereſſiren, ich will alſo die hierüber erlangte Wiſſen- ſchaft lieber einem andern Hefte anvertrauen. Am nächſten Tage kam die Herzogin von S. A .... hier an, eine Frau, deren immer ſteigender Glücks- wechſel ſeltſam genug iſt. Nach den erſten Erinnerungen, die ſie hat, fand ſie ſich, ein verlaſſenes, hungerndes und frierendes Kind, in der entlegenſten Scheune eines engliſchen Dorfes. Eine Zigeunerbande nahm ſie dort auf, von der ſie ſpäter zu einer wandernden Schauſpielertruppe überging. In dieſem Fach erlangte ſie durch ange- nehmes Aeuſſere, ſtets heitere Laune und originelle Eigenthümlichkeit einigen Ruf, erwarb ſich nach und nach mehrere Freunde, die großmüthig für ſie ſorg- ten, und lebte lange in ungeſtörter Verbindung mit dem reichen Banquier C . . . ., der ſie zuletzt auch heirathete, und ihr bei ſeinem Tode ein Vermögen von 70,000 L. St. Einkünften hinterließ. Durch die- ſes coloſſale Erbtheil ward ſie ſpäter die Gemahlin des Herzogs von St. A . . ., des dritten engliſchen Herzogs im Range, und, was ein ziemlich ſonderba- res Zuſammentreffen iſt, des Nachkommen der be- kannten Schauſpielerin Nell Gwynn, deren Reizen der Herzog auf ganz gleiche Weiſe (nur einige hun- Briefe eines Verſtorbenen. IV. 16

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/257>, abgerufen am 24.11.2024.