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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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Dieser Täuschung könnte man sich um so mehr über-
lassen, da man selten ein menschliches Wesen außer-
halb dem Hause zu sehen bekömmt, dieses auch in
der Regel verschlossen ist, so daß man oft an der
Thüre desselben eine Viertelstunde klingeln und war-
ten muß, ehe man eingelassen wird, und die Frau
Castellanin erscheint, um den Cicerone zu machen
und ihr Trinkgeld einzunehmen.

Viele schöne Statüen und Gemälde schmücken
Wentworthouse. Unter andern ein herrliches Bild
Vandyks, den Erbauer des Schlosses, Lord Strafford
darstellend, wie ihm eben sein Todes-Urtheil notifi-
cirt worden ist, und er, es noch in der Hand hal-
tend, dem Sekretair seinen letzten Willen diktirt.
Auf einem andern Bilde ist sein Sohn abgebildet,
ein schöner Knabe von 16 Jahren in einem äußerst
vortheilhaften Trauerkostüm, schwarz mit reichen
Svitzen, rehfarbnen Stiefeln, einem dicht anschließen-
den Collet, mit Schmelz gestickt, kurzem Mantel,
reichem Schwerdt und Schärpe en bandouliere.

Das Bild eines Rennpferdes in Lebensgröße auf
graue Leinewand gemalt und ohne Rahmen in eine
Nische placirt, täuschte, als sey es lebendig. Dieses
Pferd hat so viel gewonnen, daß der vorige Lord
ein Quarre magnifiker Ställe, die vollständigsten, die
ich noch hier gesehen, dafür aufbauen lassen konnte.
In diesen Ställen, die auch eine Reitschule enthal-
ten, stehen 60 schöne und ausgesuchte Pferde.

Ein vortreffliches Portrait des eben so unterneh-
menden als eitlen Kardinal Wolsey, so wie das des

Dieſer Täuſchung könnte man ſich um ſo mehr über-
laſſen, da man ſelten ein menſchliches Weſen außer-
halb dem Hauſe zu ſehen bekömmt, dieſes auch in
der Regel verſchloſſen iſt, ſo daß man oft an der
Thüre deſſelben eine Viertelſtunde klingeln und war-
ten muß, ehe man eingelaſſen wird, und die Frau
Caſtellanin erſcheint, um den Cicerone zu machen
und ihr Trinkgeld einzunehmen.

Viele ſchöne Statüen und Gemälde ſchmücken
Wentworthouſe. Unter andern ein herrliches Bild
Vandyks, den Erbauer des Schloſſes, Lord Strafford
darſtellend, wie ihm eben ſein Todes-Urtheil notifi-
cirt worden iſt, und er, es noch in der Hand hal-
tend, dem Sekretair ſeinen letzten Willen diktirt.
Auf einem andern Bilde iſt ſein Sohn abgebildet,
ein ſchöner Knabe von 16 Jahren in einem äußerſt
vortheilhaften Trauerkoſtüm, ſchwarz mit reichen
Svitzen, rehfarbnen Stiefeln, einem dicht anſchließen-
den Collet, mit Schmelz geſtickt, kurzem Mantel,
reichem Schwerdt und Schärpe en bandoulière.

Das Bild eines Rennpferdes in Lebensgröße auf
graue Leinewand gemalt und ohne Rahmen in eine
Niſche placirt, täuſchte, als ſey es lebendig. Dieſes
Pferd hat ſo viel gewonnen, daß der vorige Lord
ein Quarré magnifiker Ställe, die vollſtändigſten, die
ich noch hier geſehen, dafür aufbauen laſſen konnte.
In dieſen Ställen, die auch eine Reitſchule enthal-
ten, ſtehen 60 ſchöne und ausgeſuchte Pferde.

Ein vortreffliches Portrait des eben ſo unterneh-
menden als eitlen Kardinal Wolſey, ſo wie das des

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[229/0245] Dieſer Täuſchung könnte man ſich um ſo mehr über- laſſen, da man ſelten ein menſchliches Weſen außer- halb dem Hauſe zu ſehen bekömmt, dieſes auch in der Regel verſchloſſen iſt, ſo daß man oft an der Thüre deſſelben eine Viertelſtunde klingeln und war- ten muß, ehe man eingelaſſen wird, und die Frau Caſtellanin erſcheint, um den Cicerone zu machen und ihr Trinkgeld einzunehmen. Viele ſchöne Statüen und Gemälde ſchmücken Wentworthouſe. Unter andern ein herrliches Bild Vandyks, den Erbauer des Schloſſes, Lord Strafford darſtellend, wie ihm eben ſein Todes-Urtheil notifi- cirt worden iſt, und er, es noch in der Hand hal- tend, dem Sekretair ſeinen letzten Willen diktirt. Auf einem andern Bilde iſt ſein Sohn abgebildet, ein ſchöner Knabe von 16 Jahren in einem äußerſt vortheilhaften Trauerkoſtüm, ſchwarz mit reichen Svitzen, rehfarbnen Stiefeln, einem dicht anſchließen- den Collet, mit Schmelz geſtickt, kurzem Mantel, reichem Schwerdt und Schärpe en bandoulière. Das Bild eines Rennpferdes in Lebensgröße auf graue Leinewand gemalt und ohne Rahmen in eine Niſche placirt, täuſchte, als ſey es lebendig. Dieſes Pferd hat ſo viel gewonnen, daß der vorige Lord ein Quarré magnifiker Ställe, die vollſtändigſten, die ich noch hier geſehen, dafür aufbauen laſſen konnte. In dieſen Ställen, die auch eine Reitſchule enthal- ten, ſtehen 60 ſchöne und ausgeſuchte Pferde. Ein vortreffliches Portrait des eben ſo unterneh- menden als eitlen Kardinal Wolſey, ſo wie das des

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/245>, abgerufen am 24.11.2024.