westindische Frucht in Form einer kleinen Melone und von Geschmack der Granate ähnlich), üppig wuchsen, war an jedem Fenster eine verschiedene Weinsorte gezogen. Alles hing voller Früchte. Die Bäume an den Mauern im Freyen, deren ich vor- hin erwähnte, waren mit Netzen verhangen, und werden später mit Matten zugedeckt, so daß man bis Ende Januar reife Früchte davon pflücken kann. So war auch noch jetzt eine Stelle im Garten voll reifer Erdbeeren von einer besondern Sorte, und der Erzbischof versicherte, er erhalte diese ebenfalls bis im Januar im Freien. Als ein neues Gemüse von besonders gutem Geschmack zeigte er mir nor- männische Kresse, die auf dem Schnee abgeschnitten wird.
Die Menge der noch blühenden Blumen, welche überall die Gänge und Gemüsebeete umgaben, war auffallend. Ich weiß zwar, daß das Klima die Gärt- ner hier sehr begünstigt, demohngeachtet müssen sie vor den unsrigen noch andere Vortheile in der Be- handlung der Blumen voraus haben.
Im pleasure ground fand ich Lerchenbäume, die nicht nur riesenmäßig groß waren, sondern auch so dunlel im Laub wie Fichten, und ihre herabhängen- den Aeste wohl 20 Fuß weit umher auf dem Rasen ausbreiteten. Wie ich hier zum erstenmale hörte, hält man es für die Nadelhölzer sehr heilsam, wenn ihre Aeste die feuchte Erde berühren können, weil sie durch diese ungemein viel Nahrung einsaugen sollen.
weſtindiſche Frucht in Form einer kleinen Melone und von Geſchmack der Granate ähnlich), üppig wuchſen, war an jedem Fenſter eine verſchiedene Weinſorte gezogen. Alles hing voller Früchte. Die Bäume an den Mauern im Freyen, deren ich vor- hin erwähnte, waren mit Netzen verhangen, und werden ſpäter mit Matten zugedeckt, ſo daß man bis Ende Januar reife Früchte davon pflücken kann. So war auch noch jetzt eine Stelle im Garten voll reifer Erdbeeren von einer beſondern Sorte, und der Erzbiſchof verſicherte, er erhalte dieſe ebenfalls bis im Januar im Freien. Als ein neues Gemüſe von beſonders gutem Geſchmack zeigte er mir nor- männiſche Kreſſe, die auf dem Schnee abgeſchnitten wird.
Die Menge der noch blühenden Blumen, welche überall die Gänge und Gemüſebeete umgaben, war auffallend. Ich weiß zwar, daß das Klima die Gärt- ner hier ſehr begünſtigt, demohngeachtet müſſen ſie vor den unſrigen noch andere Vortheile in der Be- handlung der Blumen voraus haben.
Im pleasure ground fand ich Lerchenbäume, die nicht nur rieſenmäßig groß waren, ſondern auch ſo dunlel im Laub wie Fichten, und ihre herabhängen- den Aeſte wohl 20 Fuß weit umher auf dem Raſen ausbreiteten. Wie ich hier zum erſtenmale hörte, hält man es für die Nadelhölzer ſehr heilſam, wenn ihre Aeſte die feuchte Erde berühren können, weil ſie durch dieſe ungemein viel Nahrung einſaugen ſollen.
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weſtindiſche Frucht in Form einer kleinen Melone
und von Geſchmack der Granate ähnlich), üppig
wuchſen, war an jedem Fenſter eine verſchiedene
Weinſorte gezogen. Alles hing voller Früchte. Die
Bäume an den Mauern im Freyen, deren ich vor-
hin erwähnte, waren mit Netzen verhangen, und
werden ſpäter mit Matten zugedeckt, ſo daß man
bis Ende Januar reife Früchte davon pflücken kann.
So war auch noch jetzt eine Stelle im Garten voll
reifer Erdbeeren von einer beſondern Sorte, und
der Erzbiſchof verſicherte, er erhalte dieſe ebenfalls
bis im Januar im Freien. Als ein neues Gemüſe
von beſonders gutem Geſchmack zeigte er mir nor-
männiſche Kreſſe, die auf dem Schnee abgeſchnitten
wird.
Die Menge der noch blühenden Blumen, welche
überall die Gänge und Gemüſebeete umgaben, war
auffallend. Ich weiß zwar, daß das Klima die Gärt-
ner hier ſehr begünſtigt, demohngeachtet müſſen ſie
vor den unſrigen noch andere Vortheile in der Be-
handlung der Blumen voraus haben.
Im pleasure ground fand ich Lerchenbäume, die
nicht nur rieſenmäßig groß waren, ſondern auch ſo
dunlel im Laub wie Fichten, und ihre herabhängen-
den Aeſte wohl 20 Fuß weit umher auf dem Raſen
ausbreiteten. Wie ich hier zum erſtenmale hörte,
hält man es für die Nadelhölzer ſehr heilſam, wenn
ihre Aeſte die feuchte Erde berühren können, weil ſie
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/205>, abgerufen am 24.11.2024.
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