sehr poetisch, aber allerdings ziemlich wahr, mit ei- nem zusammengelaufenen Milchbrei verglich -- und die Beleuchtung des glänzenden Mondes darüber konnte nicht herrlicher seyn. Wir wurden in unserer Freude aber bald ziemlich unsanft durch zwei Wild- wächter mit Flinten unterbrochen, die uns als auf verbotenen Wegen gehend und als Friedensstörer (eine Gesellschaft von 20 Personen, meistens Damen und wenigstens 7 Gardeoffiziere in Uniform dabei) arre- tiren wollten. Sie begnügten sich indeß zuletzt mit zwei Offizieren, die sie sogleich mitnahmen. Welcher Unterschied der Sitten! Bei uns würden die Offi- ziere sich durch die ganz harten Worte, deren sich die Wächter bedienten, entehrt und vielleicht sie todtzu- stechen verpflichtet gefühlt haben. Hier schien Alles ganz in der Ordnung, und nicht der mindeste Wi- derstand wurde geleistet. Wir Uebrigen gingen zu Hause und nach einer Stunde erst kamen die beiden Arretirten nach, die viele Weitläuftigkeiten gehabt hatten, ehe man sie entließ. Der Rittmeister T ..., einer von ihnen, erzählte mit vielem Lachen, daß ihn der Förster sehr hart angelassen habe und ge- sagt: es sey eine Schande, daß Offiziere, die ihr Dienst verpflichte, Unordnung zu verhüten, sich nicht scheuten, selbst welche zu verüben etc.
"Ganz Unrecht hatte der Mann nicht," setzte er hinzu, "aber der Damen Wünsche müssen immer be- friedigt werden, quand meme. --"
Im Gasthof fand ich meinen alten B., der vor sei- nem Abgange noch meine persönlichen Befehle ent-
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ſehr poetiſch, aber allerdings ziemlich wahr, mit ei- nem zuſammengelaufenen Milchbrei verglich — und die Beleuchtung des glänzenden Mondes darüber konnte nicht herrlicher ſeyn. Wir wurden in unſerer Freude aber bald ziemlich unſanft durch zwei Wild- wächter mit Flinten unterbrochen, die uns als auf verbotenen Wegen gehend und als Friedensſtörer (eine Geſellſchaft von 20 Perſonen, meiſtens Damen und wenigſtens 7 Gardeoffiziere in Uniform dabei) arre- tiren wollten. Sie begnügten ſich indeß zuletzt mit zwei Offizieren, die ſie ſogleich mitnahmen. Welcher Unterſchied der Sitten! Bei uns würden die Offi- ziere ſich durch die ganz harten Worte, deren ſich die Wächter bedienten, entehrt und vielleicht ſie todtzu- ſtechen verpflichtet gefühlt haben. Hier ſchien Alles ganz in der Ordnung, und nicht der mindeſte Wi- derſtand wurde geleiſtet. Wir Uebrigen gingen zu Hauſe und nach einer Stunde erſt kamen die beiden Arretirten nach, die viele Weitläuftigkeiten gehabt hatten, ehe man ſie entließ. Der Rittmeiſter T …, einer von ihnen, erzählte mit vielem Lachen, daß ihn der Förſter ſehr hart angelaſſen habe und ge- ſagt: es ſey eine Schande, daß Offiziere, die ihr Dienſt verpflichte, Unordnung zu verhüten, ſich nicht ſcheuten, ſelbſt welche zu verüben ꝛc.
„Ganz Unrecht hatte der Mann nicht,“ ſetzte er hinzu, „aber der Damen Wünſche müſſen immer be- friedigt werden, quand même. —“
Im Gaſthof fand ich meinen alten B., der vor ſei- nem Abgange noch meine perſönlichen Befehle ent-
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ſehr poetiſch, aber allerdings ziemlich wahr, mit ei-
nem zuſammengelaufenen Milchbrei verglich — und
die Beleuchtung des glänzenden Mondes darüber
konnte nicht herrlicher ſeyn. Wir wurden in unſerer
Freude aber bald ziemlich unſanft durch zwei Wild-
wächter mit Flinten unterbrochen, die uns als auf
verbotenen Wegen gehend und als Friedensſtörer (eine
Geſellſchaft von 20 Perſonen, meiſtens Damen und
wenigſtens 7 Gardeoffiziere in Uniform dabei) arre-
tiren wollten. Sie begnügten ſich indeß zuletzt mit
zwei Offizieren, die ſie ſogleich mitnahmen. Welcher
Unterſchied der Sitten! Bei uns würden die Offi-
ziere ſich durch die ganz harten Worte, deren ſich die
Wächter bedienten, entehrt und vielleicht ſie todtzu-
ſtechen verpflichtet gefühlt haben. Hier ſchien Alles
ganz in der Ordnung, und nicht der mindeſte Wi-
derſtand wurde geleiſtet. Wir Uebrigen gingen zu
Hauſe und nach einer Stunde erſt kamen die beiden
Arretirten nach, die viele Weitläuftigkeiten gehabt
hatten, ehe man ſie entließ. Der Rittmeiſter T …,
einer von ihnen, erzählte mit vielem Lachen, daß
ihn der Förſter ſehr hart angelaſſen habe und ge-
ſagt: es ſey eine Schande, daß Offiziere, die ihr
Dienſt verpflichte, Unordnung zu verhüten, ſich nicht
ſcheuten, ſelbſt welche zu verüben ꝛc.
„Ganz Unrecht hatte der Mann nicht,“ ſetzte er
hinzu, „aber der Damen Wünſche müſſen immer be-
friedigt werden, quand même. —“
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/179>, abgerufen am 27.11.2024.
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