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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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nichts Außerordentliches dar. Dies war dagegen sehr
der Fall in Dropmore, dem Lord Grenville gehörig,
wo die wundervollsten Bäume, und einer der reizend-
sten Blumengärten unsere ganze Aufmerksamkeit er-
regten. Es waren eigentlich drei oder vier Gärten
an verschiedenen Orten vertheilt, im Reichthum der
Blumen wirklich einzig -- theils Parthieen mit Bee-
ten auf dem Rasen, theils auf Kies. Die Letzteren
nehmen sich in der Regel weit schöner aus. Beson-
ders originell und vom ausgezeichnetsten Effekt war
es, daß jedes Beet immer nur eine Art Blumen
enthielt, welches über das ganze Bild einen unbe-
schreiblichen Reichthum gesättigter Farbenpracht ver-
breitete. Eine Unzahl von Geranien aller Art und
Färbung, nebst vielen andern Blumen, die wir kaum
kennen, oder höchstens nur einzeln besitzen, bildeten
große und imposante Massen. Eben so viele hundert
Arten Malven und Georginen. Dabei waren die
Farben im Großen so sinnig zusammengestellt, daß
das Auge überall mit wahrem Genuß darauf ruhte.

Ein großer Theil des Parks bestand dennoch nur
aus dürrem Boden mit Kiefernhaide und Haldekraut,
völlig wie in unsern Wäldern. Der Rasen zeigte sich
noch verbrannt, demungeachtet gab die große Cultur
dem Ganzen ein durchaus liebliches Ansehen, und
bestärkte mich wieder in meiner Ueberzeugung, daß
mit Geld und Sorgfalt in dieser Hinsicht jeder Bo-
den, nur das Clima nicht, bezwungen werden kann.

Nachdem wir noch einen andern Park besehen hat-
ten, der einige ausgezeichnet schöne Aussichten dar-
bot, fuhren wir nach Windsor, um das neue Schloß

nichts Außerordentliches dar. Dies war dagegen ſehr
der Fall in Dropmore, dem Lord Grenville gehörig,
wo die wundervollſten Bäume, und einer der reizend-
ſten Blumengärten unſere ganze Aufmerkſamkeit er-
regten. Es waren eigentlich drei oder vier Gärten
an verſchiedenen Orten vertheilt, im Reichthum der
Blumen wirklich einzig — theils Parthieen mit Bee-
ten auf dem Raſen, theils auf Kies. Die Letzteren
nehmen ſich in der Regel weit ſchöner aus. Beſon-
ders originell und vom ausgezeichnetſten Effekt war
es, daß jedes Beet immer nur eine Art Blumen
enthielt, welches über das ganze Bild einen unbe-
ſchreiblichen Reichthum geſättigter Farbenpracht ver-
breitete. Eine Unzahl von Geranien aller Art und
Färbung, nebſt vielen andern Blumen, die wir kaum
kennen, oder höchſtens nur einzeln beſitzen, bildeten
große und impoſante Maſſen. Eben ſo viele hundert
Arten Malven und Georginen. Dabei waren die
Farben im Großen ſo ſinnig zuſammengeſtellt, daß
das Auge überall mit wahrem Genuß darauf ruhte.

Ein großer Theil des Parks beſtand dennoch nur
aus dürrem Boden mit Kiefernhaide und Haldekraut,
völlig wie in unſern Wäldern. Der Raſen zeigte ſich
noch verbrannt, demungeachtet gab die große Cultur
dem Ganzen ein durchaus liebliches Anſehen, und
beſtärkte mich wieder in meiner Ueberzeugung, daß
mit Geld und Sorgfalt in dieſer Hinſicht jeder Bo-
den, nur das Clima nicht, bezwungen werden kann.

Nachdem wir noch einen andern Park beſehen hat-
ten, der einige ausgezeichnet ſchöne Ausſichten dar-
bot, fuhren wir nach Windſor, um das neue Schloß

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[144/0160] nichts Außerordentliches dar. Dies war dagegen ſehr der Fall in Dropmore, dem Lord Grenville gehörig, wo die wundervollſten Bäume, und einer der reizend- ſten Blumengärten unſere ganze Aufmerkſamkeit er- regten. Es waren eigentlich drei oder vier Gärten an verſchiedenen Orten vertheilt, im Reichthum der Blumen wirklich einzig — theils Parthieen mit Bee- ten auf dem Raſen, theils auf Kies. Die Letzteren nehmen ſich in der Regel weit ſchöner aus. Beſon- ders originell und vom ausgezeichnetſten Effekt war es, daß jedes Beet immer nur eine Art Blumen enthielt, welches über das ganze Bild einen unbe- ſchreiblichen Reichthum geſättigter Farbenpracht ver- breitete. Eine Unzahl von Geranien aller Art und Färbung, nebſt vielen andern Blumen, die wir kaum kennen, oder höchſtens nur einzeln beſitzen, bildeten große und impoſante Maſſen. Eben ſo viele hundert Arten Malven und Georginen. Dabei waren die Farben im Großen ſo ſinnig zuſammengeſtellt, daß das Auge überall mit wahrem Genuß darauf ruhte. Ein großer Theil des Parks beſtand dennoch nur aus dürrem Boden mit Kiefernhaide und Haldekraut, völlig wie in unſern Wäldern. Der Raſen zeigte ſich noch verbrannt, demungeachtet gab die große Cultur dem Ganzen ein durchaus liebliches Anſehen, und beſtärkte mich wieder in meiner Ueberzeugung, daß mit Geld und Sorgfalt in dieſer Hinſicht jeder Bo- den, nur das Clima nicht, bezwungen werden kann. Nachdem wir noch einen andern Park beſehen hat- ten, der einige ausgezeichnet ſchöne Ausſichten dar- bot, fuhren wir nach Windſor, um das neue Schloß

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/160>, abgerufen am 24.11.2024.